3 Februar 2015

8 Fragen an … Benno Bühlmann, Direktor BABS

Herr Bühlmann was ist Ihre Hauptaufgabe als Direktor des Bundesamts für Bevölkerungsschutz?

Ich habe eigentlich zwei zentrale Aufgaben. Erstens führe ich ein grösseres Unternehmen. Im BABS arbeiten mehr als 300 Personen.
Als Direktor bin ich dafür verantwortlich, dass diese effizient arbeiten und ihre spezifischen Aufgaben erfüllen können. In Absprache mit meiner vorgesetzten Stelle – das ist Bundesrat Ueli Maurer als Chef VBS – definiere und erteile ich die grundlegenden Aufträge. Ich sorge für die organisatorischen, finanziellen, personellen, betrieblichen Grundlagen etc.

Zweitens muss ich für eine gute Koordination mit unseren Partnern im Bevölkerungsschutz sorgen. Der Bevölkerungsschutz ist keine exklusive Aufgabe des BABS, wir teilen uns die Zuständigkeiten und die Aufgaben mit den Kantonen und mit weiteren Partnern. Das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, denn es gibt häufig ganz verschiedene Interessen, zwischen denen ein Ausgleich gefunden werden muss.
Aber es ist der entscheidende Teil, denn Sicherheit kann nicht von uns alleine und auch nicht von einer anderen Stelle im Alleingang realisiert werden. Sicherheit kann in unserer stark vernetzen Welt nur im Verbund gewährleistet werden.

Was ist an Ihrer Arbeit besonders, einzigartig, faszinierend?

Für mich ganz eindeutig die Vielseitigkeit: Bevölkerungsschutz umfasst ein enorm breites Themenspektrum. Ich befasse mich mit politischen und rechtlichen Fragen, mit finanziellen, volks- und betriebs-wirtschaftlichen, mit organisatorischen und systemtheoretischen Aspekten. Aber auch naturwissenschaftliche, technische, didaktische, psychologische und noch viele weitere Aspekte sind wichtig.

In meiner Funktion komme ich denn auch mit sehr vielen und vor allem mit sehr verschiedenen Menschen zusammen. Das ist für mich faszinierend und eine grosse Bereicherung.

Wollten Sie schon als Kind Direktor eines Bundesamts werden? Wie sind Sie zu Ihrem Beruf und zu Ihrer heutigen Funktion gekommen?

Nein, als Kind kennt man die Bundesverwaltung natürlich nicht.
Ich mag mich aber daran erinnern, dass ich einmal Polizist werden wollte.

Nach meinen zwei Studien zum Chemieingenieur und Natur-wissenschaftler an der ETH Zürich habe ich im Kanton Uri verschiedene Funktionen im Bevölkerungsschutz wahrgenommen, als Stellvertreter Stabschef des kantonalen Führungsstabs, als Chef ABC-Schutzdienst oder als Feuerwehr- und Chemiewehrkommandant. Dabei habe ich auch konkrete Einsatzerfahrung gesammelt. Auf Bundesebene war ich bis Mitte 2014 Präsident der Eidgenössischen Kommission für ABC-Schutz. Aufgrund dieser Erfahrungen kam der Bundesrat offenbar zu der Überzeugung, dass ich auf Bundesebene noch mehr für die Weiterentwicklung des Bevölkerungsschutzes tun kann. Er hat mich schliesslich in diese Funktion gewählt.

Welches sind die grössten Herausforderungen, die Sie als Direktor BABS zu bewältigen haben?

Ich nenne 2 Punkte: Erstens die schon erwähnte Herausforderung, die teilweise unterschiedlichen Interessen der Partner im Bevölkerungs-schutz unter einen Hut zu bringen. Und zweitens die Herausforderung, mit einem Thema, das nicht tagtäglich im Fokus der Öffentlichkeit steht, die erforderliche Aufmerksamkeit und politische Unterstützung zu erlangen, damit wir unsere Aufgabe gut erfüllen können. Im Bevölkerungsschutz besteht immer die Gefahr, dass wir erst durch Schaden klug werden. Das möchte ich verhindern.

Was ist das Wichtigste, das Sie in Ihrem Beruf und in Ihrer heutigen Funktion gelernt haben?

Wenn man in unserem komplizierten, föderalistisch und fachlich stark differenzierten System etwas verändern will, braucht es 3 Dinge: Mut, genügend Standfestigkeit – und sehr viel Geduld …

Warum ist Ihre Organisation unverzichtbar für den Bevölkerungsschutz?

Für die Bewältigung von kleineren Ereignissen mit lokalen oder allenfalls regionalen Auswirkungen ist der Schweizer Bevölkerungsschutz gut aufgestellt. Aber wir haben gewisse Defizite beim Schutz vor wirklich grossen Katastrophen: einem grossen Erdbeben, einer massiven Pandemie, einer grossflächigen Verstrahlungslage, einem lang andauernden Stromausfall …
In solchen vom Ausmass und der Dauer her nationalen Notlagen ist auch der Bund gefordert.

Wie bereiten Sie sich persönlich auf eine Katastrophe oder Notlage vor?

Ich habe – wahrscheinlich als einer der ersten – den persönlichen Notfallplan auf Alertswiss mit meiner Frau besprochen und ausgefüllt. Wir haben danach die für uns passenden Vorsorgemassnahmen getroffen. Das ist ja nur eine kleine Sache, aber im Notfall kann es sehr wichtig sein.

Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Was würden Sie zur Verbesserung des Katastrophenschutzes in der Schweiz sofort ändern?

Ich würde unverzüglich ein sicheres Kommunikationsnetz für die Führungsorganisationen errichten. In diesem Bereich haben wir ein markantes Defizit. Bei einer grossen Katastrophe mit Stromausfall kann das zu gravierenden Schwierigkeiten führen: Wir haben dann den Informationsaustausch mit den Kantonen und den Betreibern von kritischen Infrastrukturen nicht mehr sichergestellt, die übergeordnete Lagedarstellung und damit die Grundlagen für die Entscheidungsträger in eine solchen Situation fehlen. Ein entsprechendes Projekt ist jetzt aber aufgegleist.

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