21 August 2025

Kommunikation im Falle eines nuklearen Ereignisses: Welche Lehren lassen sich aus der internationalen Zusammenarbeit ziehen?

In einer Welt, in der jede Sekunde zählt, kann der richtige Umgang mit Information im Falle eines nuklearen Notfalls Leben retten. Die Nationale Alarmzentrale im Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) hat die Chance genutzt, an einer internationalen Konferenz der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) die Ereigniskommunikation im Fall von nuklearen Notfällen weiter zu optimieren. Die wichtigsten Erkenntnisse finden Sie hier im Blog.

Die Rolle der IAEA im globalen Kontext

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) spielt eine zentrale Rolle im globalen Sicherheits- und Friedensmanagement im Bereich der Kernenergie. Sie wurde 1957 als autonome Organisation der Vereinten Nationen gegründet. Die IAEA hat die Aufgabe, die friedliche Nutzung von Kernenergie zu fördern und gleichzeitig die Verbreitung von Kernwaffen zu verhindern. Sie überwacht unter anderem Kernkraftwerke weltweit und stellt sicher, dass die Technologie nicht für militärische Zwecke missbraucht wird. Nebst anderen Aufgaben spielt die Organisation eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung von nuklearen Notfällen und der Unterstützung von Ländern bei Aufgaben rund um die nationale Ereignisbewältigung.

Als Mitgliedstaat und Gründungsmitglied der IAEA (seit 1957) wurde auch die Schweiz eingeladen, am «Technical Meeting on Public Communication in Emergencies» teilzunehmen. Eine Mitarbeiterin des Geschäftsbereiches Nationale Alarmzentrale und Ereignisbewältigung (NEOC) im Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS), hat an der Konferenz teilgenommen und teilt hier im Blog die wichtigsten Erkenntnisse.

Das BABS und der Schutz der Bevölkerung in Notfällen

Das BABS ist das nationale Kompetenzzentrum für den Bevölkerungsschutz. Es sorgt für Grundlagen und Koordination, insbesondere in den Bereichen Risikoanalyse, Warnung und Alarmierung, Ausbildung, Telematik und Schutzinfrastruktur sowie ABC-Schutz und Abrüstung. Zusammen mit den Kantonen sowie weiteren nationalen und internationalen Partnern verfügt das BABS über Fähigkeiten, aktuelle Technologien und Infrastrukturen für die Bewältigung von Katastrophen und Notlagen.

Das Bundesamt betreibt die Einsatzorganisation Nationale Alarmzentrale (NAZ), welcher unter anderem bei einer Gefährdung durch erhöhte Radioaktivität eine spezielle Zuständigkeit zukommt. Beispielsweise informiert, warnt und alarmiert die NAZ die Bevölkerung und verbreitet Verhaltensempfehlungen und -anweisungen.

Ereigniskommunikation im Fokus: Die NAZ bei der IAEA

Die Teilnahme der Nationalen Alarmzentrale am «Technical Meeting on Public Communication in Emergencies» der IAEA stärkt die internationale Zusammenarbeit in der Ereigniskommunikation bei nuklearen Notfällen. Durch den Austausch mit globalen Expertinnen und Experten kann die NAZ ihre Kommunikationsstrategien optimieren und sicherstellen, dass sie im Ereignisfall schnell und effektiv reagiert, um die Bevölkerung wirksam zu schützen. Das Meeting ermöglicht eine internationale Kooperation auf operativer Stufe und einen wichtigen Austausch von Knowhow zwischen den Mitgliedstaaten.

Eckdaten und Erkenntnisse

Am Technical Meeting haben rund 60 Länder aller Kontinente teilgenommen. Die Woche fokussierte auf das Teilen sowohl von Expertise und Forschungsergebnissen als auch von operativem Wissen. Es wurden zahlreiche Use Cases zu lokalen Ereignissen vorgestellt und die wichtigsten Erkenntnisse mit den Teilnehmenden geteilt. In allen Referatenwurde stark unterstrichen, dass Ereigniskommunikation nicht ein «Nice to have» ist, sondern ein integraler Bestandteil einer Ereignisbewältigung darstellt. Nur mit verständlichen, zugänglichen und adressatengerechten Informationen der zuständigen Behörde kann sich die Bevölkerung im Ereignisfall richtig verhalten. Die NAZ publiziert in ihrem Kompetenzbereich bereits heute Meldungen über verschiedene Kanäle, um möglichst viele Personen zu erreichen. Für die Zukunft hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) im Jahr 2023 eine Multikanalstrategie entwickelt, die sich der künftigen Information, Warnung und Alarmierung der Bevölkerung annimmt. Darunter sollen Cell Broadcast eingeführt und die Meldungen in maschinenlesbarem Format zur Verfügung stehen. Mehr Informationen finden Sie hier: Multikanalstrategie zur Information, Warnung und Alarmierung der Bevölkerung.

Die Verwendung von Künstlicher Intelligenz (KI) und die daraus potenziell resultierende Desinformation war ebenfalls ein zentrales Thema der Konferenz. Viele Staaten setzen in ihren täglichen Arbeiten verschiedene KI-Tools ein. Die NAZ braucht ebenfalls gewisse KI-Tools für Social Media und Medienmonitoring sowie für die Alertswiss App zur Übersetzung von Meldungstexten. Das Thema Desinformation soll in naher Zukunft bei der Überarbeitung des aktuellen Notfallplans integriert werden.

Am Technical Meeting wurde zudem auf Basis des Szenarios der ConvEx-3* eine Übung mit Fokus auf die Ereigniskommunikation durchgeführt. Auf einer realistischen Übungsplattform der IAEA mit fiktiven Medienberichten, Fake News und Social Media Accounts konnte in verschiedenen Teams die Ereigniskommunikation geübt werden. In Zukunft möchte die NAZ einen Einsatz der IAEA-Übungsplattform auch für interne Übungen prüfen.

Die NAZ bedankt sich herzlich bei der IAEA für die Möglichkeit zur Teilnahme an der Konferenz.

* ConvEx-3 sind gross angelegte Übungen der IAEA, die internationale Notfallmassnahmen und -kapazitäten für einen schweren nuklearen oder radiologischen Notfall über mehrere Tage hinweg testen.

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