Explosion bei Sewerodwinsk – die NAZ verfolgte die Lage
Die Explosion auf einem russischen Militärtestgelände bei Sewerodwinsk anfangs August beschäftigte nicht nur Medien und Verteidigungs-Analysten, auch die Nationale Alarmzentrale NAZ im Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS verfolgte die Informationen zu diesem Ereignis.
Die Nationale Alarmzentrale NAZ ist für die Beurteilung einer akuten Gefährdung der Schweizer Bevölkerung durch Radioaktivität zuständig. Als nationale Anlaufstelle ist sie in die Alarmierungsprozesse der Europäischen Union und der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA eingebunden und wird bei grenzüberschreitender Gefährdung durch erhöhte Radioaktivität alarmiert. Ihrem Auftrag entsprechend überprüft die NAZ routinemässig Meldungen über die Freisetzung von Radioaktivität im Ausland. Sie kann mit einem eigenen Messnetz und in Zusammenarbeit mit anderen Bundesstellen erhöhte Radioaktivität in der ganzen Schweiz erkennen.
Während und nach einem Ereignis mit tatsächlicher oder vermuteter Freisetzung von Radioaktivität in die Atmosphäre kann die NAZ gemeinsam mit MeteoSchweiz den Verlauf der Ausbreitung der Radioaktivität berechnen.
To requests on #IMS detection beyond #CTBT, data in, or near the path of potential plume from the explosion are being analyzed . We’re also addressing w/station operators technical problems experienced at two neighboring stations. All data are available to our Member States. https://t.co/pHL4WrHU23 pic.twitter.com/9aO5cQTlls
— Lassina Zerbo (@SinaZerbo) August 18, 2019
Zum Fall Sewerodwinsk erhielt die NAZ Informationen von in- und ausländischen Partnerorganisationen und verfolgte die Messwerte der europäischen Länder sowie Medienberichte und öffentlich zugängliche Informationen von russischen Institutionen.
Die NAZ kam zum Schluss, dass von diesem Ereignis keine Gefahr für die Schweizer Bevölkerung ausgegangen ist. Auch für Schweizerinnen und Schweizer in Russland war das Ereignis nicht gefährlich, sofern sie sich nicht in der unmittelbaren Umgebung des Militärgeländes befanden. Eine entsprechende Einschätzung gab die NAZ ihren Partnerorganisationen, unter anderem auch dem für Reisehinweise zuständigen Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA, weiter. Auch eine Anfrage aus dem Parlament zum Thema wurde durch die Vorsteherin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport VBS beantwortet.
Würde ein Ereignis tatsächlich zu erhöhter Radioaktivität in der Schweiz führen, kann die NAZ bei unmittelbar drohender Gefahr in eigener Kompetenz Sofortmassnahmen ergreifen und Verhaltensanweisungen für die Bevölkerung anordnen. Weitere Schutzmassnahmen werden vom Bundesstab Bevölkerungsschutz koordiniert.
In response to media queries, and to meet civil society expectations on applications of #CTBTO data beyond the Treaty, we confirm an event coinciding with the 8 Aug explosion in #Nyonoksa, Russia, was detected at 4 #IMS stations (3 seismic, 1 infrasound). pic.twitter.com/bMWdze2vl0
— CTBTO (@CTBTO) August 10, 2019
Umfassendes Partnernetz
Die Organisation des Vertrages über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen CTBTO konnte mit ihren Messstationen eine Explosion in Sewerodwinsk detektieren. Sie veröffentlichte auch eine Ausbreitungsrechnung, um zu simulieren, wie sich in Sewerodwinsk freigesetzte Radioaktivität verteilt hätte. Europa wäre nur am Rand betroffen gewesen. Die CTBTO ist eine der Partnerorganisationen, von der die NAZ in einem Ereignisfall im Ausland Informationen bezieht.