Zivilschutzinstruktor, eine aufzuwertende Funktion
Wir sind im Eidgenössischen Ausbildungszentrum Schwarzenburg, an ruhiger Lage ausserhalb des Dorfes Schwarzenburg (BE). Hier bildet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) unter anderem die künftigen Zivilschutzinstruktorinnen und -instruktoren aus. Hier hat auch Thierry Tschanz als Leiter der Zivilschutzinstruktorenschule die neue Ausbildung entwickelt, die zu einer eidgenössischen Berufsprüfung mit eidgenössischem Fachausweis führt. Der erste Ausbildungsgang hat im August 2018 begonnen, und die ersten Fachausweise werden im Juni 2020 übergeben.
Interview: Elisabeth Haas
Wie ist es zu diesem neuen Lehrgang für Zivilschutzinstruktorinnen und -instruktoren mit eidgenössischem Fachausweis gekommen?
Thierry Tschanz: Der Anstoss war politisch. Im Jahr 2013 hat Nationalrat Walter Müller als Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission eine Interpellation eingereicht. Er forderte eine grössere Anerkennung und Sichtbarkeit der Instruktorenausbildung. Ziel war es, die Instruktorinnen und Instruktoren besser auszubilden, um ihre Rolle zu stärken, und zwar auch im Hinblick auf eine bessere Positionierung des Zivilschutzes innerhalb des Bevölkerungsschutzes.
Es dauerte also fünf Jahre, bis die Schule 2018 gestartet werden konnte …
In Wirklichkeit etwas weniger. Im Jahr 2013 strebte mein Vorgänger eine höhere Fachschule an. Die Umsetzung und Organisation erwiesen sich jedoch als schwierig. 2015 haben wir dann begonnen, auf eine eidgenössische Berufsprüfung mit eidgenössischem Fachausweis hinzuarbeiten.
Die Organisation und der Bedarf des Zivilschutzes hängen von den Kantonen ab: Wie wird eine eidgenössische Ausbildung aufgebaut?
Die Bedürfnisse werden mit den Vertretern der Kantone festgelegt. Auf mehreren Ebenen entstehen Arbeitsgruppen. Die Inhalte und Ziele der Ausbildung werden mit den erfahrensten Instruktoren der Kantone festgelegt und von den Leitern der kantonalen Zivilschutzämter bestätigt.
Wird die frühere Ausbildung durch die neue ergänzt oder ersetzt?
Sie wird ersetzt. Früher wurde eine anderthalbjährige Schulung angeboten, die etwa 120 Tagen entsprach und in der eidgenössischen Anerkennung mündete. Die neue Ausbildung erfolgt über zwei Jahre, was 197 bis 202 Tagen entspricht, je nach gewählter Kombination. Etwas mehr als die Hälfte der neuen Ausbildung basiert auf der alten Schule. Die Bedürfnisse haben sich nicht grundlegend geändert, der Zivilschutz dient weiterhin dem Schutz der Bevölkerung.
Was ist neu?
Die Herausforderung bestand darin, eine duale Berufsausbildung einzurichten, bei der sich die Kantone und unsere Schule die Verantwortung teilen. Dies erfordert eine Koordination zwischen beiden Partnern. Eine solche Zusammenarbeit in der Ausbildung gab es zuvor nicht. Die künftigen Instruktorinnen und Instruktoren müssen in den kantonalen Ausbildungszentren gezielt Kurse absolvieren, um die technischen Grundlagen zu erwerben. Dann vertiefen sie hier in Schwarzenburg ihr Wissen. Wie in einer Berufsschule versuchen wir in Schwarzenburg, das Wissen in die Praxis zu übertragen. Die künftigen Instruktorinnen und Instruktoren wenden diese Praxis dann als Klassenleiterinnen und -leiter in den Kantonen an.
War diese duale Ausbildung schwierig umzusetzen?
Ja, wir übernehmen eine neue Rolle. Es handelt sich um einen strukturellen Wandel, einen Paradigmenwechsel. Vorher haben wir entschieden, ob die Ausbildung erfolgreich war oder nicht. Heute geben wir eine Beurteilung ab, aber der Entscheid wird im Einvernehmen mit den Kantonen getroffen.
Lesen Sie hier das ganze Interview.