Jährliche Radioaktivitäts-Messflüge der NAZ mit internationalen Partnern
In der Woche vom 26. bis 30. Juni 2017 fanden in der Schweiz die jährlichen Radioaktivitätsmessflüge der Nationalen Alarmzentrale NAZ statt. Zum ersten Mal seit zehn Jahren wurden Messequipen aus Deutschland, Frankreich und Tschechien für gemeinsame Messtrainings eingeladen. Sie Zusammenarbeit unter den verschiedenen Ländern ist zentral, da die Messmittel so im Ereignisfall rasch aufeinander abgestimmt und gemeinsam grossflächige Gebiete effizient vermessen werden können.
Im Laufe der Messkampagne 2017 wurden vom Standort Dübendorf aus verschiedene Gebiete in der Zentral- und Ostschweiz überflogen, darunter die Linthebene, das Murgtal, der Zugersee und das Gebiet Rüti-Frauenfeld-Kreuzlingen-St. Gallen. Dabei wurden verschiedene Module durchgeführt, um den gemeinsamen Einsatz der Messsysteme und -helikopter zu trainieren.
Für das Modul „Referenzgebiete“ überflogen alle Teams dieselben Gebiete unter denselben Bedingungen (Flughöhe, Abstand der Flugbahnen). Die erhobenen Messungen wurden danach miteinander abgeglichen, um Erkenntnisse über die Kompatibilität der Messsysteme und -daten zu gewinnen.
Im Modul „Höhenprofile“ wurde im Vergleich zu den anderen Modulen kein Raster von Linien geflogen, sondern lediglich Punktmessungen in verschiedenen Höhen vorgenommen. Dies dient der Überprüfung der Messsystem-Kalibrierung, woraus wiederum Erkenntnisse über die Kompatibilität der verschiedenen Systeme gewonnen werden konnten. Die Höhenprofile wurden wie bisher über einem Gewässer (Zugersee) ausgeführt, da diese die terrestrische Strahlung grösstenteils absorbieren und so der Einfluss der kosmischen Strahlung bestimmt und verglichen werden kann.
Am Dienstag, 27. Juni 2017 fand in der Ostschweiz die gemeinsame Quellensuche statt. Ziel dieses Übungsteils war das Auffinden von zwei radioaktiven Quellen in einem Gebiet von rund 2500 km². Diese zu Übungszwecken verteilten radioaktiven Quellen wurden bewacht und auf nicht-öffentlichem Gelände ausgelegt und stellten weder für die Bevölkerung noch für die Umwelt eine Gefahr dar. Im Vordergrund stand dabei die Koordination der Messflüge, da das Gebiet aus Effizienzgründen auf die verschiedenen Messteams aufgeteilt wurde. Zu Übungszwecken wurde sowohl das gleichzeitige Ausmessen im Gebiet wie auch das abwechselnde Fliegen geübt. Die Fähigkeit des gemeinsamen Kartierens eines grossen Gebietes sowie das Zusammenführen der Messresultate („Composite Mapping“) ist im Ereignisfall von grosser Bedeutung und stellte daher ein Hauptbestandteil der diesjährigen Aeroradiometrie-Übung dar.
Als viertes Modul der internationalen Messwoche stand das Ausmessen einer Achse zwischen Neubrunn und Wartau auf dem Programm. Die Resultate dieses Moduls komplettieren alle bisher erhobenen Nullmessungen der Schweiz. Daneben bot das Vermessen dieser Achse verschiedene topografische Herausforderungen, da auch in hügeligem und bergigem Gebiet stets eine konstante Flughöhe eingehalten werden muss, was mess- und flugtechnisch interessante Messflüge ermöglichte.
Am Donnerstag, 29. Juni 2017 wurden internationale Partner der Fachgruppe Aeroradiometrie eingeladen, um den Mess- und Auswertungsarbeiten beizuwohnen und sich mit den teilnehmenden Teams auszutauschen. Der Erfahrungsaustausch sowohl unter den Messteams wie auch mit den Fachpartnern ist ein zentraler Bestandteil von internationalen Aeroradiometrieübungen und wurde auch an der diesjährigen Messwoche grossgeschrieben.
Die internationale Messwoche 2017 war für alle Beteilige ein voller Erfolg. Der Aufwand in der Vorbereitung der Messkampagne hat sich auf ganzer Linie gelohnt, da dank dem Austausch unter den internationalen Partnern die Aeroradiometrie in Europa weiterentwickelt werden kann. So können die Messsysteme im Ernstfall über Grenzen hinweg noch schneller und effizienter eingesetzt werden.
Weitere Informationen:
NZZ – Strahlungsmessung von oben
Stuttgarter Zeitung – Helikoptersuche nach radioaktiven Verstecken