Drei Jahre Alertswiss
Seit drei Jahren alarmieren, warnen und informieren die Schweizer Behörden über Alertswiss. Seit Herbst 2021 ist die App auf über einer Million Geräten installiert. Hauptgrund für den jüngsten Anstieg der Nutzerzahlen ist die Kommunikation der Behörden via Alertswiss bei Hochwasser, bei Trinkwasserverunreinigungen, beim Ausfall von Notrufnummern und nicht zuletzt bei neuen Informationen zur COVID-19-Pandemie.
Die nationale Alertswiss-App sowie die dazugehörige Alertswiss-Webseite wurden im Oktober 2018 vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS gemeinsam mit den Kantonen lanciert. Mit diesen Instrumenten können Bund und Kantone die Bevölkerung nicht nur alarmieren – analog zum Sirenenalarm mit Radiodurchsage – sondern sie können auch nur warnen (bei weniger gravierenden Ereignissen) oder bloss über einen Ereignisverlauf informieren.
Seit Oktober 2018 haben die Kantone rund 1’200 Meldungen und Updates über Alertswiss verbreitet. Die meisten davon betrafen Ereignisse wie den Ausfall der Notrufnummern im Juni/Juli 2021 oder die Hochwassersituation im Sommer 2021. Die Nationale Alarmzentrale NAZ hat zudem knapp 40 Meldungen zur COVID-19-Pandemie mit national gültigen Verhaltensempfehlungen und Massnahmen abgesetzt.
Hochwasser, Unwetter und Trinkwasserverunreinigungen
In den von Unwettern und Hochwasser geprägten Monaten Juni und Juli 2021 warnten verschiedene Kantone die Bevölkerung via Alertswiss vor möglichen Gefährdungen wie etwa lokale Überschwemmungen, Murgänge oder Trinkwasserverschmutzungen. Zentraler Inhalt der Meldungen waren dabei immer auch Verhaltensanweisungen, die schnell an die betroffene Bevölkerung kommuniziert werden mussten. Der Kanton Neuenburg alarmierte die Bevölkerung Ende Juni 2021 gar zweimal in Folge: zuerst über die heftigen Unwetter in Cressier und zwei Tage später über die Trinkwasserverunreinigung. Alleine in den Monaten Juni bis August 2021 verbreiteten die kantonalen Behörden rund 150 Alertswiss-Meldungen zu Hochwasser, Unwettern und Trinkwasserverschmutzungen.
Ausfall Notrufnummern, Juli 2021
Nach dem schweizweiten Ausfall der Notrufnummern am 9. Juli 2021 hatten alle Kantone Alertswiss eingesetzt, um alternative Kontakte für Sanität, Feuerwehr und Polizei bekannt zu geben. Einige Kantone haben zudem auf ihre Notfalltreffpunkte hingewiesen oder mitgeteilt, welche Polizei- oder Feuerwehrstützpunkte besetzt sind. Alleine zu diesem Ereignis wurden insgesamt 94 Meldungen und Updates auf Alertswiss publiziert. Medien und Newsportale stützen sich bei ihrer Berichterstattung über die Netzausfälle direkt auf die Alertswiss-Meldungen.
COVID-19-Pandemie
Seit Beginn der Pandemie setzen die Kantone und das Fürstentum Liechtenstein Alertswiss ein, um die Bevölkerung über aktuell geltende Massnahmen, Öffnungsschritte und Verhaltensempfehlungen zu informieren, oft ergänzt mit Links auf die eigene Webseite, auf Hotlines oder Social Media. Mit dem Start der COVID-19-Impfkampagnen im Frühling 2021 konnten einige Kantone zudem verfügbare Impftermine via Alertswiss kommunizieren. Ergänzend zu den kantonalen Informationen verbreitet die NAZ eine nationale Meldung mit den vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen und den national geltenden Verhaltensempfehlungen.
Anstieg der Nutzerzahlen
Bei einem bevölkerungschutzrelevanten Ereignis erreicht die App aktuell über eine Million Nutzerinnen und Nutzer direkt per Smartphone. Seit 2018 hat sich die Anzahl der Installationen versechsfacht, die Millionen-Grenze wurde im August 2021 überschritten. Auffallend ist der starke Anstieg der Nutzerzahlen im Frühjahr 2021. Rückmeldungen aus der Bevölkerung per E-Mail und in den sozialen Medien zeigen, dass die Kommunikation über die Pandemie, wie beispielsweise neue Impftermine, von der Bevölkerung zur Kenntnis genommen und geschätzt wurde.
Um Push-Benachrichtigungen zu erhalten, bietet die App die Möglichkeit, Kantone zu abonnieren oder/und Meldungen am Standort zu aktivieren (GPS). Die Mehrheit der Alertswiss-App-Nutzerinnen und -Nutzer (75 %) haben dabei ein bis drei Kantone, nur 12 % haben sechs oder mehr Kantone abonniert. Rund die Hälfte nutzen die GPS-Funktion, um Meldungen an ihrem Standort zu erhalten.
Viel Bewegung auf der Webseite
Auch die Webseite zählt mehr Besucherinnen und Besucher. Die Zahlen zeigen, dass Alertswiss sich in den letzten drei Jahren als Informationskanal bei Katastrophen und in Notlagen etablieren konnte.
Multikanal-Strategie
Das BABS verfolgt im Bereich der Alarmierung und Information der Bevölkerung eine Multikanalstrategie, um möglichst viele Menschen im Ereignisfall rasch und direkt erreichen zu können. Besonders bei Meldungen der höchsten Stufe «Alarm» ist eine möglichst grosse Reichweite entscheidend, um Leben zu schützen und Schäden zu minimieren. Eine Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz sowie das gegenwärtig laufende Pilotprojekt «Alertswiss NewsML» sind Beispiele dafür:
Seit Frühling 2021 werden Alertswiss-Meldungen der Stufe Alarm auch über die MeteoSwiss-App verbreitet. So erhalten die MeteoSwiss-App-Benutzer/innen unmittelbar eine Push-Mitteilung, wenn ein Alarm in einem Gebiet ausgelöst wird, welches sie in der App als Favorit gespeichert haben. Zudem enthält die App im Bereich Gefahren neu einen Hinweis über aktive Alertswiss-Meldungen. Damit können die Behörden im Ereignisfall noch mehr Menschen erreichen.
Kennen Sie die MeteoSwiss App? Wenn ja, werden Sie in Zukunft noch umfangreicher gewarnt. Falls die höchste Stufe «Alarm» vom @BABS_OFPP_UFPP ausgerufen wird, erhalten Sie eine Nachricht. #Alertswiss & #MeteoSwiss arbeiten für den Ernstfall zusammen. Blog: https://t.co/h929IdgghU pic.twitter.com/jC3c36gGeA
— MeteoSchweiz (@meteoschweiz) March 9, 2021
In einem Pilotprojekt wird zudem ein Alertswiss-Ausgabekanal für die privaten Radio- und Fernsehstationen geprüft. Bei Alarmierungen besonders dringlicher Meldungen können die Behörden von Bund und Kantonen die privaten Radio- und TV-Anbieter sowie die SRG verpflichten, die entsprechende Meldung zu verlesen. Bisher wurde nur die verbreitungspflichtige Meldung an die SRG (ICARO-Prozess) via Polyalert/Alertswiss erstellt und verbreitet. Im Rahmen des Pilotbetriebs steht mit Alertswiss NewsML seit Mai 2021 ein weiterer Ausgabekanal zur Verfügung, mit dem auch die privaten Radio- und Fernsehstationen erreicht werden. Der gemeinsam mit den Verbänden der Radio- und TV-Anbieter entwickelte Prozess baut auf der Verbreitung von Agenturmeldungen durch Keystone-SDA auf und nutzt das gleiche Meldungsformat (NewsML). Gegenwärtig organisiert das BABS Informationsveranstaltungen für die Radiostationen. Diese müssen das System zunächst konfigurieren, damit sie jene Alertswiss-Meldungen erhalten, die sie aufgrund ihres Sendegebiets verbreiten müssen oder die für das Publikum in ihrem Sendegebiet relevant sind.
Das #BABS lanciert mit «Alertswiss NewsML» einen neuen Ausgabekanal für die Privatradios. Die Lösung wurde gemeinsam mit den privaten Radiostationen entwickelt und wird vorerst in einer anderthalbjährigen Pilotphase eingesetzt. https://t.co/y196An1J55 #Alertswiss pic.twitter.com/cvoi8f5GB9
— Alertswiss (@Alertswiss) May 11, 2021
Projekt zur Verbesserung der Barrierefreiheit
Ab 2022 beteiligt sich das BABS am Projekt «Inclusive Information and Communication Technologies» unter der Leitung des Instituts für Computerlinguistik der Universität Zürich. In diesem von Innosuisse geförderten Innovationsprojekt sollen technologische Lösungen entwickelt werden, um Meldungen automatisch in Leichte Sprache und in Gebärdensprache zu übersetzen. Ziel ist es, die Barrierefreiheit der Alarmierungskanäle weiter zu verbessern.
Neue Piktogramme
Mit der letzten Aktualisierung der Alertswiss-App und -Webseite haben wir neue Piktogramme hinzugefügt, die in Zusammenarbeit mit den Naturgefahrenfachstellen des Bundes, mit fedpol sowie weiteren Stellen aus den Bereichen radiologische Ereignisse, Naturereignisse oder Notfalltreffpunkte/Evakuierung entwickelt wurden. Die Piktogramme sind bereits in mehreren Organisationen von Bund, Kantonen und Gemeinden in Einsatz. An der Nutzung interessierte Organisationen können sich direkt unter info@babs.admin.ch melden.