Zika-Virus: Fragen und Antworten
Zurzeit treten in Lateinamerika immer mehr Häufungen von Fällen auf, die auf das Zika-Virus zurückzuführen sind. Seit Oktober 2015 haben mehrere Länder in Mittel- und Südamerika, mehrere Inseln in der Karibik, aber auch im Südpazifik gemeldet, dass sich die Krankheitsfälle, die mit dem Zika-Virus zusammenhängen, vervielfacht haben.
Weltweit steht das Zika-Virus momentan im Fokus der öffentlichen Wahrnehmung – Um was für eine Art Virus handelt es sich dabei eigentlich? Ist das Zika-Virus eine Gefahr für die Schweiz? Und was sollten Reisende in betroffenen Ländern beachten? Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) beantwortet häufige Fragen zum Zika-Virus.
Was ist das Zika-Virus?
Die Krankheit, die das Zika-Virus (ZIKV) verursacht, wird durch Mücken der Gattung Aedes übertragen. Dieses Virus gehört zur gleichen Familie wie das Dengue-Virus und wurde 1947 im Zikawald in Uganda bei einer Gruppe von Rhesusaffen entdeckt.
Die Geschichte des #Zika-Virus: Entdeckung und größere Ausbrüche via @dpa_infografik (dmo) pic.twitter.com/PTzYZkGc5N
— dpa (@dpa) February 3, 2016
Welche Krankheitssymptome treten bei einer Infektion mit diesem Virus auf?
Eine Infektion mit dem Zika-Virus verläuft in 80% der Fälle unbemerkt. In den übrigen 20% der Fälle können mittelschwere Symptome wie leichtes Fieber, Hautausschlag, Kopfschmerzen, Gelenk- und Muskelschmerzen auftreten. Manchmal kommt es zu einer nicht eitrigen Bindehautentzündung und seltener zu Erbrechen. Nach einer Inkubationszeit von drei bis zwölf Tagen klingen diese in der Regel harmlos bleibenden Symptome innerhalb von vier bis sieben Tagen wieder ab (nur in seltenen Fällen halten sie bis zu 14 Tagen an). In einigen Regionen Brasiliens sowie in Polynesien, wo schon früher Infektionen mit dem Zika-Virus aufgetreten sind, wurde eine Zunahme der Fälle von Mikrozephalie und anderen Missbildungen des Schädels und des Gehirns bei Neugeborenen sowie neurologische Komplikationen (Guillain-Barré-Syndrom) bei den infizierten Personen festgestellt. Der starke Verdacht, dass ein Kausalzusammenhang mit dem Zika-Virus besteht, liess sich allerdings noch nicht vollständig erhärten.
Besteht nachweislich ein Zusammenhang zwischen dem Zika-Virus und Hirnfehlbildungen (Mikrozephalie) oder dem Guillain-Barré-Syndrom?
Zahlreiche Elemente weisen darauf hin, dass tatsächlich ein Zusammenhang besteht. Allerdings ist dieser Zusammenhang nicht wissenschaftlich bestätigt. Daher wurden Studien eingeleitet.
In welchen Regionen tritt das Zika-Virus auf?
Es ist bekannt, dass das Virus schon früher in Afrika und Asien in Umlauf war. In den letzten Jahren haben mehrere Länder in Mittel- und Südamerika, mehrere Inseln in der Karibik, aber auch im Südpazifik gemeldet, dass sich die Krankheitsfälle, die mit dem Zika-Virus zusammenhängen, vervielfacht haben.
→ Liste der Länder mit lokaler Zika-Virus Übertragung in den letzten 9 Monaten
#Zika in Americas: 4 new countries w/ confirmed local transmission since last week. Update: https://t.co/hrLyDIlAT9 pic.twitter.com/YQnh8GTWq9
— ECDC (@ECDC_EU) January 29, 2016
Wie kann das Zika-Virus übertragen werden?
Das Zika-Virus wird hauptsächlich durch den Stich einer infizierten Mücke der Gattung Aedes (in erster Linie Aedes aegypti und Aedes albopictus) übertragen. Die Überträgerin der aktuellen Epidemie ist die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti, auch Ägyptische Tigermücke), die in den tropischen und subtropischen Gebieten sehr verbreitet ist. Auch in einigen gemässigten Zonen (z. B. im Südosten der USA und im Südosten Europas) tritt sie auf. Sie überträgt zudem das Dengue- und das Chikungunyafieber. Die Mücke steckt sich an, indem sie eine infizierte Person sticht, und überträgt das Virus dann an eine andere Person aber auch an ihre Nachkommen (vertikale Übertragung).
Es gibt einzelne Hinweise darauf, dass das Zika-Virus auch durch sexuelle Kontakte übertragen werden kann. Wie gross das Risiko ist und unter welchen Bedingungen eine derartige Übertragung möglich ist, kann gegenwärtig nicht gesagt werden. Bisher sind erst einige wenige Fälle dokumentiert.
Darüber hinaus wurden weitere Übertragungswege identifiziert, so z. B. die pränatale Infektion (vermutlich durch die Plazenta oder während der Niederkunft), die Übertragung durch die Muttermilch sowie durch eine kontaminierte Bluttransfusion. Diese Übertragungsarten spielen bei der Entwicklung der aktuellen Epidemie jedoch vermutlich nur eine untergeordnete Rolle im Verhältnis zur Übertragung durch einen Mückenstich.
Wie kann ich mich schützen?
Es ist weder ein Impfstoff noch eine spezifische Behandlung verfügbar. Zum Schutz vor Krankheiten wie Zika, Dengue-Fieber oder anderen durch Mücken übertragenen Infektionen wird empfohlen, einen Mückenspray (Repellent) zu verwenden, ganztags lange, körperbedeckende Kleider zu tragen und nachts unter einem Moskitonetz zu schlafen. Angesichts der möglichen sexuellen Übertragung wird zudem empfohlen, beim Geschlechtsverkehr ein Präservativ zu verwenden und die Safer-Sex-Regeln zu beachten, um auf Reisen jegliches Übertragungsrisiko auszuschliessen.
Sind in Europa oder in der Schweiz bereits Fälle aufgetreten?
In Europa wurden einige Fälle festgestellt; dabei handelte es sich um Reisende, die aus den betroffenen Gebieten zurückgekehrt sind. In der Schweiz wurden dem BAG bisher einige wenige laborbestätigte Fälle gemeldet. Auch diese betreffen Reisende, die bei einem Aufenthalt in den betroffenen Gebieten infiziert wurden.
Ist es möglich, dass sich das Virus in Europa und in der Schweiz ausbreitet?
Die für die derzeitige Epidemie verantwortliche Überträgerin (Aedes aegypti) tritt in der Schweiz gar nicht und im Südosten Europas nur selten auf. Eine Mücke derselben Gattung (Aedes albopictus), die das Zika-Virus ebenfalls übertragen kann, kommt jedoch im Mittelmeerraum und in der Schweiz, vor allem im Tessin, vor. Das Risiko, dass mit dem Zika-Virus infizierte Reisende von dieser Mücke gestochen werden und diese dann das Virus an eine andere Person überträgt (autochthone Übertragung) ist sehr gering, doch theoretisch vorhanden. Sollte es zu einem solchen Fall kommen, würden entsprechende Massnahmen ergriffen.
Welche Empfehlungen sollten Reisende beachten ?
Schwangere Frauen sollten ihre Reisevorhaben mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt bzw. ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen besprechen und derzeit eventuell auf Reisen in die betroffenen Länder verzichten.
Reisende, die sich in tropische Länder begeben, sollten unabhängig vom Kon-tinent einen Arzt aufsuchen, um sich über alle gesundheitlichen Risiken zu informieren, die mit Tropenkrankheiten verbunden sind. Diese Empfehlung gilt insbesondere für schwangere Frauen, für Personen mit einem geschwächten Immunsystem oder mit anderen chronischen Krankheiten sowie für Reisende mit Kleinkindern. Die gleichen Reisenden sollten sich auch über die aktuelle epidemiologische Lage in der besuchten Region informieren und sich sowohl in geschlossenen Räumen als auch im Freien vor Mückenstichen schützen. Dazu können sie Mückenschutzmittel (Repellentien) und Moskitonetze (vor allem in nicht klimatisierten Räumen) einsetzen und lange Kleider tragen, die den Körper grösstenteils bedecken.
Auf der Website www.safetravel.ch können Empfehlungen von Schweizer Tropenmedizinern abgerufen werden.
Was sollte man unternehmen, wenn man nach einer Lateinamerika-Reise in die Schweiz zurückkehrt?
Schwangere Frauen sollten ihre Gynäkologin oder ihren Gynäkologen aufsuchen. Die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe hat ihre Partner in der Schweiz informiert und spezifische Informationen zu diesem Thema publiziert.
Das Expertenkomitee für Reisemedizin in der Schweiz empfiehlt Männern nach einem Aufenthalt in einer Region, in der es eine aktive Übertragung des Zika-Virus gibt, mindestens einen Monat lang nur geschützten Geschlechtsverkehr (Präservativ) zu haben. Da die maximale Sekretionsdauer des Virus im Sperma derzeit nicht bekannt ist, ist eine genaue Angabe nicht möglich. Falls in den zwölf Tagen nach der Rückkehr von einer Reise Symptome (Fieber, Hautausschlag, Muskel- und Gelenkschmerzen, Bindehautentzündung) auftreten, sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.
Weitere Informationen:
Bundesamt für Gesundheit (BAG)
Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC)
Robert Koch Institut (RKI, Deutschland)
Centre for Disease Control and Prevention (CDC, USA)
Zika-Virus Analytik im LABOR SPIEZ
Das Labor Spiez befasst sich im Fachbereich Biologie u. a. mit der Identifikation und Diagnostik von neu auftretenden und wiederkehrenden Krankheitserregern. Im Zusammenhang mit der raschen Verbreitung des Zika-Virus auf dem südamerikanischen Kontinent und einer gewissen Wahrscheinlichkeit, dass das Zika-Virus durch Reiserückkehrer vermehrt nach Europa gelangt, dürfte in absehbarer Zeit mit einem dringlichen Bedarf an spezifischen Analysemöglichkeiten zu rechnen sein. Das Labor Spiez ist bereits seit einiger Zeit daran, die notwendigen Methoden für eine rasche und insbesondere spezifische Analytik zu etablieren.