Abläufe für eine rasche radiologische Lagebeurteilung erfolgreich trainiert
Bei einer möglichen Gefährdung durch erhöhte Radioaktivität ist die Nationale Alarmzentrale (NAZ) für die Probenahme- und Messorganisation verantwortlich. Um die radiologische Lage in der Schweiz rasch und zuverlässig zu erfassen, hält die NAZ jährlich Übungen mit verschiedenen Partnern ab. So kann die Fähigkeit zur schnellen Beschaffung und Übermittlung von Messwerten und Probeanalysen sichergestellt werden. Eine Premiere war dieses Jahr die gemeinsame Übung „LABSTORM“ mit der Armee.
Wenn in der Schweiz, ob kleinräumig oder grossflächig, die Gefahr erhöhter Radioaktivität besteht, dann tritt die Nationale Alarmzentrale (NAZ) auf den Plan. Vordringlichstes Ziel ist in diesem Fall die möglichst schnelle Abklärung und Erfassung der radiologischen Lage. Das bedeutet, dass im und um das betroffene Gebiet innert kürzester Zeit Radioaktivitätsmessungen vorgenommen und ausgewertet werden müssen.
Dazu steht der NAZ die Probenahme- und Messorganisation zur Verfügung, welche im Ereignisfall aktiviert würde. Diese besteht aus Bundes-, kantonalen und privaten Institutionen, welche alle zusammen nach einem eindeutig definierten Schema und auf Anweisungen der NAZ zum Einsatz kommen. Dazu gehört auch das Netz der Kantonalen Messunterstützung, in welchem die Strahlenwehr und weitere kantonale Organisationen Radioaktivitätsmessungen vornehmen und der NAZ übermitteln. Um eine zusätzliche Verdichtung und vor allem um die Durchhaltefähigkeit der Probenahme- und Messorganisation sicherzustellen, stehen zusätzlich die ABC-Abwehr-Truppen der Schweizer Armee bereit, die subsidiär zum Einsatz kommen würden.
Einsatzbereitschaft überprüfen und Zusammenarbeit trainieren
Die Einsatzbereitschaft muss selbstverständlich trainiert werden, weshalb die NAZ im vergangenen September mit ihren Partnern gleich mehrere Übungen durchgeführt hat. Die Überprüfung der Probenahme- und Messorganisation und der Kantonalen Messunterstützung NAZ findet jährlich statt. Eine Premiere dagegen war die Übung zur Überprüfung der Zusammenarbeit mit der ABC-Abwehr Labor 1 der Armee in dieser Grössenordnung.
Das Übungsszenario ging davon aus, dass Terroristen in der Schweiz in den Besitz von Nuklearmaterial gelangt wären. Zusätzlich habe eine Cyber-Attacke beim Kernkraftwerk Mühleberg stattgefunden. Eine explizite Freisetzung sei nicht bekannt, aber in der Schweiz herrsche eine grosse Verunsicherung bezüglich einer möglichen radioaktiven Kontamination. Die Probenahme- und Messorganisation und die Armee sollten darum für eine Überprüfung der radiologischen Lage eingesetzt werden.
Die Übungen fanden zeitlich teilweise parallel statt und wurden durch die Kantonalen Messunterstützung NAZ aller 26 Kantone der Schweiz und von Liechtenstein, von 18 Partnerorganisationen der Probenahme- und Messorganisation und knapp 400 Angehörige der Armee, welche seitens der ABC-Abwehr Labor 1 im Einsatz waren, absolviert. Kernkompetenz des ABC-Abwehr Labor 1 ist der forensische Nachweis, also die definitive Verifikation und die Quantifizierung einer allfälligen ABC-Freisetzung.
Bei beiden Übungen ging es zum einen darum zu testen, ob die involvierten Partner fachlich in der Lage sind, ihre Aufgaben wahrzunehmen und ob das dafür vorgesehene technische Equipment einwandfrei funktioniert. Andererseits standen bei den Übungen die prozessualen Aspekte im Vordergrund, was insbesondere die rasche Datenerhebung und Datenübermittlung an die NAZ umfasst. Letztlich muss sich die NAZ darauf verlassen können, dass die durch sie erteilten Aufträge bezüglich Probenahme- und Messorganisation und Kantonalen Messunterstützung NAZ rasch und gemäss Vorgabe umgesetzt werden bei gleichzeitiger Sicherstellung eines schnellen Datenrückflusses. Nur so kann für den Ernstfall eine zeitnahe und umfassende Lagebeurteilung gewährleistet werden.
Die Überprüfung der Kantonalen Messunterstützung NAZ erfolgte wie bereits in den Vorjahren durch eine unangekündigte Kontrollmessung, bei welcher je nach Kanton entweder die Strahlenwehr oder anderweitige kantonale Organisationen an von der NAZ vorgegebenen Messpunkten Dosisleistungsmessungen vornahmen und die Resultate unter Zeitvorgaben der NAZ überlieferten. Die Probenahme- und Messorganisation hingegen wurde durch eine in zwei Teilen durchgeführte Übung überprüft. Im Gegensatz zur unangekündigten Kontrollmessung wurden hier nicht nur Dosisleistungsmessungen durchgeführt, sondern auch unterschiedliche Proben erhoben und in Laboren ausgewertet. Beteiligt haben sich 18 Partnerorganisationen der Probenahme- und Messorganisation, darunter im grossen Umfang auch das Labor Spiez, das in der Übung mit der Armee die gesamte Probenanalyse koordiniert und sichergestellt hat. Der Fokus lag darauf, die technischen und prozessualen Abläufe zu überprüfen und zu trainieren.
Neu war dieses Jahr die Übung LABSTORM, in welcher die NAZ die Zusammenarbeit mit der ABC-Abwehr Labor 1 der Armee überprüfte. Dabei erteilte die NAZ dem Kommando Operationen (Kdo Op) der Schweizer Armee klar definierte Aufträge, welche sich im Rahmen einer geltenden Leistungsvereinbarung bewegen. Kleiner Höhepunkt in operativer Hinsicht dürfte dabei der übungshalber erfolgte Transport einer Probeentnahme in ein Labor per Helikopter gewesen sein, was angesichts des grossen Zeitdrucks im Ernstfall durchaus seine Berechtigung hat. Das ABC-Abwehr Labor 1 der Armee absolvierte im Rahmen von Übung LABSTORM ihre Aufträge nebst beim Labor Spiez vor allem im Val de Travers und beim Kernkraftwerk Mühleberg.
Die NAZ zieht insgesamt eine positive Bilanz aus den diesjährigen Übungen. Dank neuen verbesserten Prozessen konnte innerhalb weniger Minuten eine Karte mit allen Messresultaten aller beteiligten Messorganisationen erstellt werden. Und zum ersten Mal wurde ein Teil der Übungen vom neuen Standort Bern aus durch die NAZ gesteuert, was eine Umstellung mit sich brachte.
Die nächste grosse Übung der Probenahme- und Messorganisation ist im September 2022 im Rahmen der Gesamtnotfallübung vorgesehen.