Risikoszenarien im Gesundheitswesen – Sind wir auf Notlagen vorbereitet?
Am 29. und 30. August 2019 fand die diesjährige KSD-Konferenz «Risikoszenarien im Gesundheitswesen» statt, gemeinsam organisiert vom Koordinierten Sanitätsdienst KSD, der Berner Fachhochschule BFH und dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS.
Ein Ereignis mit vielen Verletzten, Kranken und auch Toten kann jederzeit stattfinden. Die Konferenz «Risikoszenarien im Gesundheitswesen» widmete sich der Frage, wie gut das Gesundheitswesen auf grosse nationale Katastrophen vorbereitet ist. An der Konferenz wurden anhand von Beiträgen aus Praxis und Wissenschaft mögliche Bedrohungen und Gefahren und deren Auswirkungen auf das Gesundheitswesen analysiert. In 18 verschiedenen Workshops wurden konkrete Risiken und Massnahmen zu deren Bewältigung diskutiert.
Dr. med. Andreas Stettbacher, Beauftragter des Bundesrates für den KSD, und Dr. Stefan Brem, Chef Risikogrundlagen und Forschungskoordination im BABS, begrüssten die fast 170 Teilnehmenden im Plenumssaal des Weltpostvereins in Bern.
In seinem anschliessenden Referat präsentierte Stefan Brem die wichtigsten Punkte des zweiten Risikoberichts zu Katastrophen und Notlagen in der Schweiz (KNS), den das BABS im Jahr 2015 publiziert hat. Der Bericht beinhaltet eine Risikoanalyse mit 33 Gefährdungsszenarien. Im Referat wurden der Prozess der Erarbeitung erläutert, die Rolle von Szenarien für die Risikoanalyse von Katastrophen und Notlagen sowie die Anwendung der Resultate und Produkte aus der Analyse aufgezeigt.
Moderiert von Anita Panzer erörterten anschliessend sechs weitere Referentinnen und Referenten verschiedene Themenfelder und Risiken mit Auswirkungen auf das oder Bezug zum Gesundheitswesen. Dies umfasste die Herausforderungen des Gesundheitsrisikos Hitze, biologische Gefahren durch Zoonosen, die Kommunikation als Führungsinstrument im Falle einer Krise, den Aufbau eines GHIK/DEKO-Containers am Universitätsspital Zürich sowie die Herausforderungen und Risiken beim Umzug von soziomedizinischen Einrichtungen (Altersheimen).
Nationalrätin Edith Graf-Litscher schloss den ersten Tag mit ihren Ausführungen zu Kooperation und Dialog als kritische Erfolgsfaktoren ab.
Am zweiten Tag standen vor den Workshop-Sessions zwei Referate auf dem Programm: Einerseits zu den Gesundheitsrisiken aufgrund von Hitze in der Gemeinschaftsverpflegung (wie zum Beispiel Armeeküchen) und andererseits wurde durch die Vertreterin der Gesundheitsdirektorenkonferenz GDK ein Einblick auf die Situation in den Kantonen aufgezeigt. Anschliessend wurden Workshops unter anderem zu den folgenden Themen angeboten:
- Cyber-Sicherheit
- «Disaster Nursing»
- Strategien zum Selbstschutz für Helferinnen und Helfer in Krisenfällen
- Evakuierung und Räumung von Spitälern
- Krisenkommunikation
- Identifikation von Defiziten bei der Ereignisbewältigung
- Taktische Medizin im Rettungsdienst
- Umgang mit Risiken als Folge des Klimawandels
- Risikomanagement in Spitälern und Planung von Umzugs-Grossprojekten
Stefan Trachsel, Chef der Geschäftsstelle Koordinierter Sanitätsdienst KSD schloss die Konferenz und konnte zusammen mit den Beteiligten auf zwei sehr erfolg- und lehrreiche Tage zurückblicken.
Die nächste KSD-Konferenz zum Thema Klimawandel wird am 20. und 21. August 2020 wiederum in Bern stattfinden.
Autorin: Sandra Rüfenacht, Wissenschaftliche Mitarbeiterin Kritische Informationsinfrastrukturen, Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS