18 Februar 2015

Sirenentest 2015: Bilanz POLYALERT

Im Terminkalender der Alarmierungsverantwortlichen ist der erste Mittwoch im Februar ein wichtiges Datum, sowohl auf regionaler Ebene als auch in den Kantonen und beim Bund. Der Sirenentest hat zum einen den Zweck, die Bevölkerung für die Alarmierung und Information bei Extremereignissen zu sensibilisieren. Zum anderen geht es aber auch darum, die akustische und technische Funktionsbereitschaft der rund 5000 stationären Sirenen und ca. 2800 mobil eingesetzten Sirenen zu überprüfen.

Wie kann gewährleistet werden, dass ein System, das glücklicherweise nur sehr selten benutzt werden muss, am Tag «X», an dem es tatsächlich zum Einsatz kommt, auch uneingeschränkt betriebsbereit ist? Dabei geht es nicht darum, gewissermassen eine Versicherung abzuschliessen und diese einmal jährlich im Februar zu überprüfen. Die Aufgabe besteht vielmehr darin, die Betriebsbereitschaft eines gesamtschweizerischen Sicherheitssystems anhand eines Pflichthefts und vorgängig festgelegter Ziele regelmässig zu bestätigen.

Gewisse Techniker und Informatiker plädieren teilweise für das Motto «Don’t touch a running system» – im Bereich der Alarmsirenen ist jedoch ein ganz anderer Ansatz gefragt! Zum einen handelt es sich bei den Sirenen um technische Einrichtungen, die durch die unterschiedlichen Wetterbedingungen und die Temperaturschwankungen hohen Belastungen ausgesetzt sind. Zum anderen ergeben sich bei den Systemelementen, die für die Fernsteuerung und Überwachung der Einrichtungen benötigt werden, immer wieder Änderungen. Die Nutzungsdauer einer Sirene ist auf mindestens 20 Jahre festgelegt. Vor diesem Hintergrund sind eine aktive Überwachung und eine langfristige Planung des Unterhalts erforderlich.

Modernisierung der Sirenenfernsteuerung

Das im Jahr 2009 vom BABS lancierte Projekt POLYALERT hat den Zweck, das bislang in den meisten Kantonen verwendete System für die Fernsteuerung und Verwaltung der Sirenen zu ersetzen und zu modernisieren. Ausserdem soll ein Teil des Sirenenbestands ausgewechselt werden. Das Ziel besteht darin, die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit des Alarmierungssystems für verschiedene Szenarien zu steigern, bei denen in unserem Land Störungen der Dienste und technischen Infrastrukturen auftreten. Im Gegensatz zum bisherigen Fernsteuerungssystem, das auf Kabelverbindungen mit den Telefonzentralen beruht, werden für die neue Fernsteuerung POLYALERT hauptsächlich die abgesicherten, drahtlosen Kantonsnetze POLYCOM (nationales Funksystem der Behörden und Organisationen für Rettung und Sicherheit BORS) sowie die Telekommunikationsnetze der Armee verwendet. Auf diese Weise ermöglicht POLYALERT einen autonomen kantonalen Betrieb des Systems, wenn es zu einem grösseren Zwischenfall in den zentralen Informatiksystemen kommt.

•Das Kommandogerät POLYALERT (KGP) wird für die Auslösung der Sirenen eingesetzt. z.B. von einer Stauanlage.
Das Kommandogerät POLYALERT (KGP) wird für die Auslösung der Sirenen eingesetzt.

Abgesehen von den technischen Änderungen bringt POLYALERT auch eine neue Überwachung des gesamten Systems durch Bund und Kantone mit sich. Mit den neuen installierten Systemelementen ermöglicht POLYALERT eine permanente Überwachung der Systeme. Dank diesen neuen Möglichkeiten kann eine allfällige technische Störung an einer Sirene oder an einem anderen Element des Alarmierungssystems rascher festgestellt werden, ohne dass der nächste Sirenentest vom Februar abgewartet werden muss! Die neue Plattform POLYALERT ist auch eines der wesentlichen Elemente für die Erweiterung auf neue Systeme zur Alarmierung und Information der Bevölkerung, die kürzlich vom BABS im Rahmen von Alertswiss in die Wege geleitet wurde.

Möglicherweise fragen Sie sich nun, ob der traditionelle Sirenentest im Februar überhaupt noch nötig ist. Diese Frage kann klar bejaht werden, denn nur mit einem akustischen Test in der Praxis können alle Mängel festgestellt werden. Abgesehen von den technischen Aspekten gibt der Sirenentest den für die Alarmierung zuständigen regionalen und kantonalen Stellen auch die Möglichkeit, die verwendeten Verfahren zu überprüfen und sich mit dem System noch besser vertraut zu machen.

Erwartungen und Ziele erfüllt

Für POLYALERT war der 4. Februar 2015 bereits der dritte LIVE-Test, da die Migration der Sirenen auf das neue System im Juli 2012 begonnen hat. Der erste Test im Jahr 2013 hat die damals bestehenden Kapazitätsprobleme des Systems klar aufgezeigt. Gemäss den Ergebnissen des Tests im Jahr 2014 konnten diese Probleme behoben werden. Im Anschluss an den Test von 2014 wurden weitere Massnahmen ergriffen. Dabei ging es darum, die Analyse aller Informationen zu verbessern, die nach der Auslösung eines Alarms von den Sirenen übermittelt werden. Ausserdem wurde die Zuverlässigkeit der Übermittlung von Informationen über die Netze verbessert. Mittlerweile sind knapp 3400 Sirenen an das neue Fernsteuerungssystem POLYALERT angeschlossen. Beim Test vom Februar 2015 wurden die Erwartungen und die Ziele, die wir uns gesetzt hatten, vollständig erfüllt. Mit den in letzter Zeit ergriffenen Massnahmen und den vorgenommenen Verbesserungen konnte die Zuverlässigkeit des Systems weiter erhöht werden.

•Überblick über den Sirenentest 2015 mit dem System KSP POLYALERT im Kanton Graubünden.
Überblick über den Sirenentest 2015 mit dem System KSP POLYALERT im Kanton Graubünden.

Und was ist für 2016 geplant? Im Verlauf von 2015 sind komplexe Modifikationen an den Netzen vorgesehen, um die Verfügbarkeit bei Störfällen auf kantonaler oder nationaler Ebene zu erhöhen. Ausserdem müssen wir das System nach dem Abschluss der auf das Jahresende vorgesehenen Migration auf POLYALERT unter voller Beanspruchung überprüfen. Bei der Validierung des Systems POLYALERT ist somit der Sirenentest vom Februar 2016 ein wichtiger Meilenstein. Bei jedem Test wird die Betriebsbereitschaft eines Systems immer wieder in Frage gestellt, womit jeder Test eine Art Neustart ist.

Logo POLYALERT
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Weiterführende Informationen:

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Sirenentest

 

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