13 Juni 2024

Internationale Messkampagne in Tschechien

Neben Messteams aus Frankreich und Tschechien hat das Aeroradiometrie-Team der Nationalen Alarmzentrale NAZ vom 3. bis 7. Juni 2024 an einer internationalen Übung in Přerov (Tschechien) teilgenommen. Im Zentrum stand der Austausch von Messverfahren und das Trainieren der Zusammenarbeit im Ereignisfall. Ziel solcher Übungen ist es, bei einem Ereignis mit erhöhter Radioaktivität für die gegenseitige Hilfeleistung über die Grenzen hinweg gerüstet zu sein und die Messresultate rasch und effizient zusammenführen zu können.

Die Übung bestand aus mehreren Modulen, in denen verschiedene Aspekte der Zusammenarbeit und der Messtechnik trainiert wurden. So umfasste das Übungsprogramm zwei Vergleichsmessungen in Referenzgebieten, eine Quellensuche, die Messung eines Gebietes mit uranreichem Untergrund und Oberfläche sowie das «Composite Mapping».

«Composite Mapping» bedeutet die Aufteilung eines grossen Gebietes in kleinere Bereiche, die auf die einzelnen Teams verteilt und von diesen vermessen werden. Dieses Vorgehen hat das Ziel, eine gemeinsam zusammengesetzte Messkarte zu erstellen. Im Rahmen der Übung musste ein Gebiet von rund 220 km² innerhalb von 3 Stunden überflogen und vermessen werden. Die erhobenen Messungen wurden miteinander abgeglichen, um Erkenntnisse über die Kompatibilität der Messsysteme und Daten zu gewinnen. Die Fähigkeit des gemeinsamen Kartierens eines grossen Gebietes sowie das Zusammenführen der Messresultate sind im Ereignisfall wesentlich und stellen daher einen Hauptbestandteil solcher internationalen Messkampagnen dar.

Aufteilung des Messgebietes und gemeinsam durch die Teams definierte Fluglinien; die gelb hinterlegten Linien wurden durch das tschechische, die rot hinterlegten durch das Schweizer und die blau hinterlegten Linien durch das französische Team geflogen.

Besonders lehrreich war auch die Quellensuche. Ziel dieses Übungsteils war das Auffinden von radioaktiven Quellen in einem grossgefassten Gebiet. Diese zu Übungszwecken verteilten radioaktiven Quellen wurden auf nicht-öffentlichem Gelände ausgelegt und stellten weder für die Bevölkerung noch für die Umwelt eine Gefahr dar.

Die ausgelegten Quellen wurden lokalisiert und identifiziert. Die Operatoren konnten die Piloten anweisen, die gefundenen Quellen mehrfach in verschiedenen Richtungen zu überfliegen, was eine noch genauere Lokalisation ermöglichte. Somit wurde auch die Kommunikation zwischen den Operatoren, aber auch mit der Bodencrew und den Piloten trainiert.

Die Bedienkonsole des Messystems zeigt, wie eine der Quellen während des Fluges durch die Operatoren identifiziert werden konnte.

Die Teilnahme des Aeroradiometrie-Teams an der internationalen Messkampagne hat sich gelohnt. Dank dem Austausch unter den internationalen Partnern kann die Aeroradiometrie als Messtechnick weiterentwickelt werden. Die Messsysteme können im Ernstfall über Grenzen hinweg noch effizienter eingesetzt werden.

Die Aeroradiometrie als Teil der Probenahme- und Messorganisation

Die Probenahme- und Messorganisation hat den Auftrag, bei einer Gefährdung durch erhöhte Radioaktivität rasch Messdaten zur Erfassung der radiologischen Lage zur Verfügung zu stellen. Die Aeroradiometrie kann ergänzend zu den bestehenden permanenten Messnetzen zur Überwachung der externen Strahlung eingesetzt werden und erfolgt in Zusammenarbeit mit der Luftwaffe unter der Regie der NAZ. Einsatzfälle, die eine solche Messkapazität erforderlich machen, sind Störfälle in Kernkraftwerken, Transport- und Industrieunfälle mit radioaktivem Material, Satellitenabstürze sowie Diebstähle von radioaktivem Material. Jährlich werden während einer Woche die Einsatzszenarien trainiert und Referenzwerte gesammelt.

Die Aeroradiometrie ermöglicht es, innert kurzer Zeit ein Gesamtbild der radiologischen Lage zu gewinnen und die radiologisch gefährlichen Gebiete zu identifizieren, um auf dieser Grundlage die Messstrategie am Boden zu planen und zu priorisieren. Bei einem Einsatz wird ein Super Puma Helikopter der Schweizer Luftwaffe mit der nötigen Technik ausgerüstet, um aus der Luft radioaktive Strahlung in Bodennähe mit hoher Empfindlichkeit messen zu können. Das System ist nach einem Aufgebot innert weniger Stunden einsatzbereit. Zur Erstellung einer lückenlosen Radioaktivitätskarte fliegt der Helikopter in der Regel in rund 90 m Höhe über dem Boden in parallelen Bahnen von 250 m Abstand. Die Messwerte werden in Sekundenschritten erfasst.

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