2 Oktober 2023

Wie entsteht ein radiologisches Lagebild?

Austausch zwischen den nationalen und internationalen Partnern der Probenahme- und Messorganisation im ABC-Zentrum in Spiez

Die Probenahme- und Messorganisation hat den Auftrag, bei einer Gefährdung durch erhöhte Radioaktivität rasch Messdaten zur Erfassung der radiologischen Lage zur Verfügung zu stellen. Im Ereignisfall ist eine effiziente Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Partnerorganisationen zentral. Aber auch in der Vorbereitung ist der Austausch zwischen den nationalen und internationalen Fachstellen wichtig, um die Probenahme- und Messorganisation in der Schweiz weiterzuentwickeln.

Am 7. September 2023 hat deshalb ein nationales Treffen der Probenahme- und Messorganisation im ABC-Zentrum in Spiez stattgefunden. Rund 90 Teilnehmende von 20 Fachstellen haben sich über Themen wie Datengewinnung und -analyse, sowie über die verschiedenen Messmethoden ausgetauscht. 

Zunächst gab es Kurzvorstellungen der verschiedenen Organisationen:

Im Anschluss wurde eine Posten-Rotation durchgeführt, wo die verschiedenen Aufgaben der Fachstellen im Detail aufgezeigt wurden:

Für den Austausch mit den internationalen Partnern wurde der 11th International Airborne Radiometry Technical Exchange mit rund 60 Teilnehmenden aus 16 Nationen abgehalten. Diese wöchige Fachkonferenz fand zum ersten Mal in der Schweiz statt und wurde ebenfalls im ABC-Zentrum in Spiez durchgeführt. Fokus dieses Austauschs war ein Wissenstransfer im Bereich der Aeroradiometrie (Messung der Radioaktivität am Boden aus der Luft) und die Vorbereitungen gemeinsamer Übungen und Ausbildungen. Das Treffen bot die Gelegenheit, sich gegenseitig über die neuesten Entwicklungen und besten Praktiken hinsichtlich der Aeroradiometrie zu informieren. Die Bandbreite an Themen – von innovativen Technologien bis hin zu bewährten Verfahren für eine genaue Datenerfassung – brachte den Teilnehmenden wertvolles Wissen zur Weiterentwicklung der eigenen Praxis ein.

Probenahme- und Messorganisation in der Schweiz

Zur grossräumigen und permanenten Überwachung der externen Strahlung betreibt die NAZ das Netz für die automatische Dosisleistungs-Alarmierung und -Messung NADAM (Radioaktivitäts-Messwerte der NAZ). Die Messnetze URAnet aero und aqua des Bundesamtes für Gesundheit BAG überwachen die Konzentrationen der verschiedenen Radionuklide in der Luft bzw. im Flusswasser. Zusätzlich unterhält das BAG ein Netz von Hochvolumenfiltern zur Spurenanalyse von Radioaktivität in der Luft (HVS). Für die Umgebung der Kernanlagen betreibt das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI eine automatische Dosisleistungsüberwachung (MADUK, Messwerte Radioaktivität ENSI).

Grafik: NEOC

Die Aeroradiometrie – die Messung der radioaktiven Strahlung in Bodennähe aus der Luft – kann ergänzend zu den bestehenden Messnetzen eingesetzt werden und erfolgt in Zusammenarbeit mit der Luftwaffe unter der Regie der NAZ. Einsatzfälle, die eine solche Messkapazität erforderlich machen, sind Störfälle in Kernkraftwerken, Transport- und Industrieunfälle mit radioaktivem Material, Satellitenabstürze sowie Diebstähle von radioaktivem Material.

Grafik: NEOC

In einer radiologischen Notlage ist die NAZ für den Einsatz und die Koordination der Messorganisation zuständig und kann ad hoc zusätzliche Messmittel einsetzen, wie bspw. die Aeroradiometrie, mobile Sonden zur Verdichtung des Messnetzes, Messteams zum Sammeln von Gras-, Boden- und Wasserproben und spezielle Fahrzeuge mit eingebauten Detektoren.

Die Analyse von Umweltproben werden in der Regel durch Speziallaboratorien durchgeführt und validiert, diejenigen von Lebens- und Futtermittel hingegen durch kantonale Laboratorien. Im Ereignisfall können zusätzlich mobile Labors in Betrieb genommen werden.

Grafik: NEOC

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