23 Oktober 2018

Bevölkerungsschutzkonferenz 2018 in Zürich

Die Bevölkerungsschutzkonferenz fand dieses Jahr am 23. und 24. Oktober in Zürich statt. Hochrangige Führungskräfte und Fachleute tauschten Wissen und Erfahrungen aus zum Schwerpunktthema «Naturgefahren – Herausforderungen für den Bevölkerungsschutz in der Schweiz». Die Konferenz wurde vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) gemeinsam mit dem Gastgeberkanton Zürich veranstaltet.

Schwerpunkt Naturgefahren

Im Zentrum der BSK 18 standen Referate und Podiumsgespräche zu Herausforderungen für den Bevölkerungsschutz in der Schweiz im Bereich Naturgefahren. Am ersten Konferenztag beleuchteten verschiedene Referentinnen und Referenten in einer ersten Plenumssession die Auswirkungen des Klimawandels auf den Bevölkerungsschutz.

Impressionen

Das Extreme wird normal

Die Experten im Bereich Naturgefahren machten deutlich, dass Extremereignisse von heute die Norm von morgen sein werden. Durch den Klimawandel versursachte Wetterextreme wie die Hitzeperioden im Jahr 2018 werden immer häufiger auftreten und in Zukunft zur Normalität gehören. Die grundlegende Frage, worauf sich die Schweiz künftig einstellen muss, wurde anschliessend in einem Podiumsgespräch diskutiert.

Direktor BABS Benno Bühlmann
BABS Direktor Benno Bühlmann eröffnete die BSK 18 und machte darauf aufmerksam, dass auch für die Bewältigung von extremen Naturereignissen ein nationaler Lageverbund, Mechanismen für die gegenseitige Hilfe und ausfallsichere Kommunikationskanäle zwischen den Behörden essentiell sind.

Paul Steffen, Vizedirektor BAFU, erläuterte wo die Schweiz in Sachen Anpassung an den Klimawandel steht und welche Massnahmen beispielsweise nach dem Bergsturz in Bondo umgesetzt wurden. Die wichtigste Massnahme setzte aber bei der Quelle an: Die Reduktion von Emissionen von Treibhausgasen, welche für den Klimawandel und den daraus resultierenden Extremereignissen verantwortlich sind.

Aktuelle Berichte zum Thema Klimawandel und Naturgefahren

Tag 2

Am zweiten Konferenztag standen in einer Plenumssession die Problematik der zunehmenden Wetterextreme auf dem Programm. Zudem fanden drei parallel geführte Fachkonferenzen mit den inhaltlichen Schwerpunkten Nationaler ABC-Schutz, Schutz kritischer Infrastrukturen und Naturgefahren Schweiz statt.

Hitze und Trockenheit

Hitzesommer wie 2003 werden in ein paar Jahrzehnten üblich sein, deshalb ist es besonders wichtig, die Bevölkerung über das richtige Verhalten bei Hitze zu informieren. Prof. Dr. Hans-Peter Hutter von der Universität Wien machte im Plenumsteil am Nachmittag auf die gesundheitlichen Hitzefolgen aufgrund von vermehrten Hitzeperioden aufmerksam. Insbesondere bei Risikogruppen wie Kindern und betagten Personen ist die Sterblichkeit sehr hoch.

Denis Froidevaux, Chef de Service de la sécurité civile et militaire des Kantons Waadt, zeigte auf, wie der Kanton Waadt die Hitze und Trockenheit 2018 mit der Unterstützung der Armee bewältigte.

Erfahrungsbericht Bergsturz Bondo

Besonders eindrücklich war der Erfahrungsbericht von Martin Bühler, Leiter Amt für Militär und Zivilschutz des Kantons Graubünden, über die Ereignisbewältigung zum Bergsturz in Bondo. Bei den Schutzmassnahmen gilt «Klotzen statt Kleckern» lautete sein Fazit, denn Bondo hat gezeigt, dass man von Anfang an mit allem rechnen muss. Alertswiss hat bereits letztes Jahr den spannenden Bericht Einsatz unter akuter Murganggefahr von Martin Bühler im Blog publiziert.

Fachkonferenz I: Nationaler ABC-Schutz

In der Fachkonferenz Nationaler ABC-Schutz informierte die Präsidentin der Eidg. Kommission für ABC-Schutz, Frau Anne Eckhardt, über den aktuellen Stand der Arbeiten zur Weiterentwicklung der Nationalen ABC-Schutz-Strategie. Stefan Mogl, Stv. Leiter Labor Spiez, berichtete über seinen UNO-Auftrag zur Untersuchung von Chemiewaffeneinsätzen in Syrien. In weiteren Fachreferaten wurden insbesondere die Themen Dekontamination sowie Bewältigung von biologischen Ereignissen im Gesundheitswesen thematisiert. Benno Bühlmann, Direktor BABS, stellte zusammenfassend fest, dass die Aufgaben im ABC-Schutz besonders komplex sind, und zwar schon in der Vorbereitung, erst recht aber in der Ereignisbewältigung. Der Schlüssel zum Erfolg liegt auch hier in der Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Partnern von Bund, Kantonen und privaten Organisationen. Das BABS startet deshalb ein koordiniertes Programm, mit dem die Koordination zwischen den verschiedenen laufenden Projekten verbessert werden soll.

Fachkonferenz II: Schutz kritischer Infrastrukturen

Zu Beginn der Fachkonferenz II richtete sich der Blick zu den Nachbarn in Österreich: Sylvia Mayer vom Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung Österreich machte deutlich, wie wichtig eine gute Vernetzung mit den SKI-Betreibern ist. Anschliessend stellte Nick Wenger, Leiter Geschäftsstelle SKI BABS, die Massnahmen der SKI-Strategie 2018-2022 vor. Diese sieht eine neue Datenbank zur Führung des SKI-Inventars in der Schweiz vor. Im Rahmen der Strategie wurde ausserdem ein Leitfaden erstellt, der die Unternehmen in der Umsetzung von Schutzmassnahmen unterstützt. Wie der Schutz von kritischen Infrastrukturen auf Stufe Kanton umgesetzt wird, zeigte das Referat von Andreas Gäumann vom Amt für Bevölkerungsschutz, Militär und Sport des Kantons Bern. In der abschliessenden Paneldiskussion stellten sich alle Referenten den Fragen des Publikums.

Fachkonferenz III: Naturgefahren Schweiz

Der letzte Teil der Fachkonferenz Naturgefahren Schweiz wurde interaktiv als Workshop gestaltet

Im Zentrum standen Erdbebengefährdungsmassnahmen, Schadensabschätzungen und Warnungen, und die Entwicklung von wirkungsorientierten Warnketten in der Meteorologie und in der Lawinenprognose. Zum Thema der wirkungsorientierten Lawinenprognose wurde aufgezeigt, wie das System in der Schweiz aufgebaut ist und wie eine Warnkette funktioniert. Der Schweizerische Erdbebendienst thematisierte ein Erdbebenszenario in Basel in Zusammenhang mit direkten und indirekten Schäden die bei einem Erdbeben eintreten können. Der letzte Teil der Fachkonferenz Naturgefahren Schweiz wurde interaktiv als Workshop gestaltet. In Gruppen wurde aus der Perspektive verschiedener Einsatzkräfte über Naturereignisse und die Entscheidungen die sie mit sich zogen kontrovers diskutiert.

Die Fachkonferenz Naturgefahren Schweiz stand unter der Leitung des Lenkungsausschusses Intervention Naturgefahren (LAINAT). Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) unterstützte die Durchführung.

Tweets zur #BSK18

An der BSK 18 nahmen mehr als 400 hochrangige Verantwortliche und Fachleute aus den zuständigen kantonalen Amtsstellen, grossen Städten, Partnerorganisationen des Bevölkerungsschutzes, der Armee und weiteren Institutionen des Bundes, Betreibern von kritischen Infrastrukturen sowie aus dem benachbarten Ausland teil. Die jährliche Konferenz dient als zentrales Koordinationsinstrument und als nationales Forum für den Austausch unter den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren im Schweizer Bevölkerungsschutz.

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