Bevölkerungsschutzkonferenz 2021: Alptraum für den Alpenraum?
Welchen Herausforderungen muss sich der Bevölkerungsschutz im Zusammenhang mit dem Klimawandel im Alpenraum stellen? Diese Frage stand im Zentrum der nationalen Bevölkerungsschutzkonferenz 2021 (BSK21), welche am 3. und 4. November in Davos stattfand.
Der Alpenraum erwärmt sich aufgrund des Klimawandels etwa doppelt so stark wie im globalen Mittel. Insbesondere für die Berggebiete in der Schweiz wird diese Entwicklung weitreichende Auswirkungen haben. In den Referaten von führenden Fachleuten von Bund, Kantonen und Wissenschaft ging es an den beiden Konferenztagen der BSK21 deshalb um die Frage, welchen Herausforderungen sich der Bevölkerungsschutz im Alpenraum künftig stellen muss und wie er sich darauf vorbereiten kann.
#BSK21 Tag 1: Auswirkungen des Klimawandels
Am ersten Tag standen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Schweiz sowie die Bewältigung von Naturgefahrenereignissen im Alpenraum im Fokus. Nach den Eröffnungsworten von Michaela Schärer, Direktorin Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS), wandte sich Bundesrätin Viola Amherd, Chefin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) per Videobotschaft an die Teilnehmenden der #BSK21: «Der Klimawandel betrifft uns alle und muss uns alle beschäftigen. Wir müssen dafür sorgen, dass er ein schlechter Traum bleibt – und nicht zur Realität wird. Weder in den Alpen noch sonst wo.»
Reto Knutti, Professor für Klimaphysik an der ETH Zürich, machte anschliessend ganz klar deutlich, dass der Klimawandel real und durch den Menschen verursacht ist. Die Optionen, die wir im Umgang mit ihm haben sind «ignorieren, anpassen und verhindern». Wenn wir nicht handeln, wird die nächste Generation dafür zahlen müssen, so der Klimaforscher.
Studie Klimawandel und Bevölkerungsschutz
Parallel zur BSK21 in Davos publizierte das BABS eine Studie zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den Bevölkerungsschutz in der Schweiz. Im Rahmen der Phase II des Pilotprogramms «Anpassung an den Klimawandel 2019-2021» wurden die wichtigsten Herausforderungen des Klimawandels für die Bevölkerungsschutz-Organisationen untersucht (Projektdokumentation) und in einer Broschüre zusammengefasst.
Fachkonferenzen
Neben Referaten im Plenum am Vormittag fanden am Nachmittag drei parallel geführte Fachkonferenzen unter der Leitung des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorates (ENSI), des Lenkungsausschusses Intervention Naturgefahren (LAINAT) und dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) statt.
Fachkonferenz I: 10 Jahre Fukushima
Für die Fachkonferenz «10 Jahre Fukushima» stellte das ENSI ein spannendes Programm zusammen. Im Zentrum stand dabei die Weiterentwicklung des Bevölkerungsschutzes nach einem Kernkraftwerksunfall.
Neben Vorträgen von Fachpersonen von Bund und Kantonen, berichtete Aya Goto, Professorin für Gesundheitsinformation und Epidemiologie von der medizinischen Universität Fukushima, per Videoübertragung über die psychologischen Folgen bei Müttern nach dem Unfall in Fukushima Daiichi 2011 und den darauffolgenden Bemühungen zur Förderung der Gesundheitskompetenz in Japan. Die grossräumigen Evakuierungen in Fukushima hatten teils schwerwiegende Auswirkungen auf die betroffene Bevölkerung. Gemäss diversen Studien hatten psychische Probleme im Nachgang des Unfalls einen grösseren Einfluss auf die Gesundheit der Bevölkerung als die damalige Strahlenexposition. Die abschliessende Paneldiskussion beleuchtete die Frage nach dem Handlungsbedarf und den Herausforderungen für Einsatzkräfte bei einem KKW-Unfall.
Fachkonferenz II: Naturgefahren
Die Fachkonferenz «Naturgefahren» unter der Leitung des Lenkungsausschusses Intervention Naturgefahren (LAINAT) stand unter dem Motto «Warnkette» und befasste sich, wie die Hauptkonferenz, mit der Thematik Klimawandel. Durch die steigenden Temperaturen und dem damit verbundenen Auftauen von Permafrost, können verkettete Naturgefahrenprozesse wie Steinschlag oder ein Murgang folgen. «Das Eis im Boden verschwindet» so Marcia Phillips vom SLF zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den Permafrost.
Christoph Werner vom BABS und Markus Müller vom BAFU stellten den «Leitfaden Einsatzplanung für gravitative Naturgefahren» vor, welcher als Vollzugshilfe für Gemeinden realisiert wurde. Er zeigt auf, wie Einsatzplanungen systematisch und integral durchgeführt werden. Zum Abschluss tauschten sich Naturgefahrenexperten und -Expertinnen in einer Podiumsdiskussion über Erfahrungen und Bedürfnisse der Kantone in Bezug auf Starkniederschlags- und Hochwasserwarnungen aus.
Fachkonferenz III: Corona-Pandemie
Sich gegenseitig kennen und vertrauen als Erfolgsfaktoren: Referentinnen und Referenten der Covid-Taskforce des BAG, der Taskforce Covid-Wirtschaftliche Fragen des SECO, der Gesundheitsdirektorenkonferenz und der Swiss Science Task Force zeigten an der vom BAG gestalteten Fachkonferenz Corona-Pandemie eindrücklich auf, wie ausserordentlich die interdisziplinäre Zusammenarbeit sich gestaltete, wie hoch das Tempo bei der Anpassung und Vernehmlassung von Verordnungen war und wie schnell die Instrumente zur Unterstützung der Wirtschaft seit Beginn der Pandemie entwickelt und eingesetzt wurden. Sie zeichneten das Bild eines komplexen Räderwerks, dass sich mit längerer Dauer der Pandemie immer besser und schneller koordinierte. Wesentlich dafür war das gegenseitige Verständnis und Vertrauen, das durch die intensive Zusammenarbeit entstand.
Dass die Schweiz weiterhin auf diese funktionierende Zusammenarbeit angewiesen ist, zeigte ein Ausblick aus der Taskforce des BAG: Aufgrund der noch zu geringen Impfquote ist auch in den kommenden Monaten mit lokal begrenzten, aber heftigen Corona-Ausbrüchen mit hohen Fallzahlen zu rechnen.
#BSK21 Tag 2: Vorsorgemassnahmen im Alpenraum
Am zweiten Tag beschäftigten sich die insgesamt über 300 Teilnehmenden von Bund und Kantonen sowie weiteren Partnerorganisationen des Verbundsystems Bevölkerungsschutz mit dem Thema Prävention und Vorsorgemassnahmen im Alpenraum. Für Einblicke im Umgang mit dem Klimawandel in den grenznahen Berggebieten sorgten zudem die Referate von Fachleuten aus Italien (Südtirol) und Österreich (Vorarlberg) sowie eine abschliessende Podiumsdiskussion.
#BSK21 auf Social Media
Eindrücke in den Social Media unter dem Hashtag #BSK21 :
Was bedeutet der #Klimawandel für den #Bevölkerungsschutz in den Bergkantonen? Die Verantwortlichen des Kantons Graubünden @rrpeterpeyer und Martin Bühler geben im Interview darüber Auskunft: https://t.co/5hDWgUhRWh#BSK21 @kanton_gr pic.twitter.com/zvbS1B3vSR
— BABS – OFPP – UFPP (@BABS_OFPP_UFPP) November 26, 2021
Welchen Herausforderungen muss sich der #Bevölkerungsschutz im Zusammenhang mit dem #Klimawandel im Alpenraum stellen? Diese Frage steht im Zentrum der #BSK21 in Davos. Wir tweeten heute & morgen direkt von der BSK21 aus dem winterlichen #Davos❄️https://t.co/mdn1fbnQUb pic.twitter.com/OuLTSss1YR
— BABS – OFPP – UFPP (@BABS_OFPP_UFPP) November 3, 2021
«Ab 2050 soll die Schweiz unter dem Strich kein Treibhausgas mehr ausstossen. Ich setze mich dafür ein, dass das VBS seinen Beitrag dazu leistet. » – @Violapamherd anlässlich der @BABS_OFPP_UFPP #BSK21 in Davos. #Klimawandel #Umwelt https://t.co/1o9IPtAuSn https://t.co/cba7LOPmMy
— VBS – DDPS (@vbs_ddps) November 3, 2021
Great start to the civil protection conference in Davos #CPP21 #BSK21 with @Knutti_ETH highlighting the clear evidence and ongoing challenges of #ClimateChange in the Alps. We all have a role to play: “We can shape the future, and it is worth the effort.” @ETH_en @BABS_OFPP_UFPP pic.twitter.com/MHRZ4L5YDF
— Prof Dr Christine Eriksen (@DrCEriksen) November 3, 2021
#SLFDavos Leiter Jürg Schweizer zeigt die Auswirkung des #Klimawandel s auf den Alpenraum an der #BSK21. Hier die Auswirkungen auf den #Schnee. pic.twitter.com/xpEAjbxBxU
— WSL Institute for Snow and Avalanche Research SLF (@SLFDavos) November 3, 2021
Klimaforscher Reto Knutti @Knutti_ETH an der #BSK21 über die Hauptauswirkungen des Klimawandels auf die Schweiz: #Hitze #Trockenheit #Starkniederschläge und #Gletscherschmelze. Die Optionen zum Umgang mit dem #Klimawandel sind: Ignorieren, anpassen, verhindern. pic.twitter.com/ZbQnd2LsZb
— BABS – OFPP – UFPP (@BABS_OFPP_UFPP) November 3, 2021
«Was tut der Bund bei der #Rutschung in Brienz GR?» dies beantwortet #BAFU-Vizedirektor Paul Steffen an der #Bevölkerungsschutzkonferenz zum Thema «Klimawandel: Albtraum für den Alpenraum?» #BSK21 #Naturgefahren #Klimawandel https://t.co/JoOtEtHCLI@BABS_OFPP_UFPP pic.twitter.com/y8IIZwsk3A
— BAFU – OFEV – UFAM – FOEN (@bafuCH) November 3, 2021
Das ENSI leitet an der Bevölkerungsschutzkonferenz 2021 (3. und 4. November in Davos) die Fachkonferenz «10 Jahre Fukushima». Im Zentrum steht dabei die Weiterentwicklung des Bevölkerungsschutzes nach einem Kernkraftwerksunfall. #BSK21 https://t.co/xc6t153f2e pic.twitter.com/YwzP4fEoJq
— ENSI (@ENSI_CH) November 3, 2021
Institutionelle vs individuelle Verantwortung im integrierten Risikomanagement von Schutzgütern vor #Naturgefahren – und dazwischen die geteilte Verantwortung.
Präsentation @Kanton_GR an der Fachkonferenz #LAINAT der Bevölkerungsschutzkonferenz in #Davos #BSK21 @BABS_OFPP_UFPP pic.twitter.com/DMbtjQfQIw
— Christophe Lienert (@lienert) November 3, 2021
Wir freuen uns, dieses Jahr Fachleute aus Italien 🇮🇹, Österreich 🇦🇹 Belgien 🇧🇪 und Frankreich 🇫🇷 für den Austausch über die Landesgrenzen hinaus als Gäste begrüssen zu dürfen. https://t.co/mdn1fbnQUb #BSK21 pic.twitter.com/SPyNUbIdOH
— BABS – OFPP – UFPP (@BABS_OFPP_UFPP) November 4, 2021
It’s great to see different #CPP21 #BSK21 presenters touch on the interconnectedness of different hazards and different stakeholders in the context of broader social and climatic changes. It speaks to our @CSS_Zurich Trend Analysis
Civil Protection 2030 https://t.co/LzcfFUP79f pic.twitter.com/MEdEu4JGCV— Prof Dr Christine Eriksen (@DrCEriksen) November 4, 2021
Die #BSK21 ist zu Ende. Wir bedanken uns ganz herzlich beim diesjährigen Gastgeber @Kanton_GR, allen Referentinnen und Referenten sowie allen Teilnehmenden für das Interesse! https://t.co/mdn1fbnQUb pic.twitter.com/FnQTBgm7aA
— BABS – OFPP – UFPP (@BABS_OFPP_UFPP) November 4, 2021
Impressionen
Jahrestreffen des Bevölkerungsschutzes
Um die Koordination und den Informationsaustausch im Bevölkerungsschutz sicherzustellen, hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) 2004 die Bevölkerungsschutzkonferenz – kurz BSK – ins Leben gerufen. An der Veranstaltung treffen sich jedes Jahr Verantwortliche und Fachleute aus den zuständigen kantonalen Amtsstellen und Partnerorganisationen des Bevölkerungsschutzes. Heute spielt die BSK als nationale Plattform eine zentrale Rolle für die Vernetzung der Akteure und ist ein wichtiges Koordinationsinstrument. Als Ausdruck der föderalistischen Struktur des Bevölkerungsschutzes führt das BABS die BSK an wechselnden Standorten und in enger Zusammenarbeit mit dem gastgebenden Kanton durch.