18 April 2016

PLANAT Plattformtagung 2016

Am Mittwoch, dem 13. April 2016 fand die 3. Plattformtagung der Nationalen Plattform Naturgefahren PLANAT in Biel statt. Die PLANAT ist eine ausserparlamentarische Kommission, die 1997 vom Bundesrat ins Leben gerufen wurde; sie setzt sich ein für die Verbesserung der Vorbeugung von Naturgefahren in der Schweiz.

Check-In Plattformtagung 2016
Bild PLANAT – M. Bandixen

Thema der diesjährigen Plattformtagung war die Frage: «Wie steht es ums Integrale Risikomanagement Naturgefahren?» Integrales Risikomanagement fordert, dass Naturgefahren nicht als isolierte Phänomene zu betrachten sind – stattdessen sollen ihre Folgen für Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft als Ganzes betrachtet werden. Ziel der Plattformtagung war es, einen Blick auf die vergangenen Jahre zu werden und Impulse für die Zukunft zu setzen. Das Tagungsprogramm finden Sie hier.

Eintreffen an der Plattformtagung 2016
Bild PLANAT – M. Bandixen

Ein bunt gemischtes Publikum von Wissenschaftlern über Praktikern bis zu Politikern hörte zu und diskutierte mit. Bruno Spicher, der seit Januar 2016 das Amt des Präsidenten der PLANAT  innehat, zeigte bereits in der Einführung Baustellen im integralen Risikomanagement auf. Auch die nachfolgenden Referenten aus den verschiedenen Landesteilen, die aus unterschiedlichen Perspektiven über ihr Erfahrungen berichteten, wiesen auf ähnliche Hürden und Verbesserungsmöglichkeiten hin. Die einzelnen Fragestellungen wurden schliesslich in Workshops behandelt, die Teilnehmenden konnten ihre Ideen auf den Tisch bringen – sogar im wörtlichen Sinn.

Workshop Teilnehmer diskutieren
Bild PLANAT – M. Bandixen
Brainstorming auf dem Tisch
Bild BABS – P. Bossert

Lösungsansätze und positive Erfahrungen aus der Praxis wurden zum Schluss gesammelt und präsentiert. Zwei besonders aktuelle Hürden werden hier erläutert.

Problemfeld Kommunikation

Ein grosses Anliegen der Teilnehmenden war die Kommunikation – wer kommuniziert was, wann, wie und an wen. Diese Fragen müssen für jedes Projekt neu beantwortet werden. Was sind diese Fragen und warum sind sie so wichtig?

Wer ist zuständig dafür, dass Informationen richtig dargestellt werden? Wenn die Zuständigkeiten nicht festgelegt werden, können sich widersprechende Informationen an die Öffentlichkeit gelangen. Dies kann der Glaubwürdigkeit der kommunizierenden Stelle schaden.

Welche Informationen müssen zu welchem Zeitpunkt erhoben und bereitgestellt werden? Wenn eine Frage zu spät gestellt wird, müssen gewisse Arbeitsschritte unter Umständen wiederholt werden, was zu erhöhtem Aufwand und Mehrkosten führen kann. Hierzu das Beispiel aus Dietikon ZH, wo eigentlich bloss ein Bach verschönert werden sollte – nun aber aufgrund der festgestellten erhöhten Gefährdungslage auch der Hochwasserschutz angepasst werden muss.

Wer soll überhaupt informiert werden?: Die Verantwortlichen müssen entscheiden, wer alles in die Kommunikation einbezogen werden soll. Wenn nämlich eine bestimmte Zielgruppe vergessen wird kann dies zu erheblichen Friktionen und zu Mehraufwand führen.

Über welche Kanäle soll die Information verbreitet werden? Ob innerhalb eines Projektteams oder gegenüber der Öffentlichkeit informiert werden soll, spielt eine wichtige Rolle – in letzterem Fall eignet sich nämlich eine E-Mail nicht! Stattdessen muss die kommunikationsverantwortliche Person beispielsweise eine Medienmitteilung verfassen oder ein Radiointerview geben.

Wie wird kommuniziert? Dies ist wohl die wichtigste Frage, denn sie entscheidet darüber, ob die gewünschte Nachricht auch verstanden wird. Besonders wenn über Forschungsergebnisse informiert werden soll, entstehen vielfach Missverständnisse.

Workshop Teilnehmer hören Referat zu
Bild PLANAT – M. Bandixen

Problemfeld Interessenkonflikte

Ein Knackpunkt für erfolgreiches Integrales Risikomanagement ist die Bewältigung von Interessenkonflikten. Diese sind in jedem Projekt vorhanden – und je grösser und umfassender ein Projekt wird, desto mehr Interessen müssen berücksichtigt werden. Verschiedene Referenten haben aufgezeigt, wie die Berücksichtigung von diversen Interessen die Projektarbeit beeinflussen kann. Bei einem der vorgestellten Projekte müssen beispielweise die folgenden Interessenfelder aufeinander abgestimmt werden: Risikoreduktion, Sicherstellung der städtebaulichen Qualität, bedürfnisgerechte Freiraumgestaltung und Einhaltung von ökologischen Ansprüchen. Ein anderes Projekt muss die Risikoreduktion mit den wirtschaftlichen Interessen der Gemeinde und den gesetzlichen Auflagen der Luftfahrt unter einen Hut bringen. Dass ein Lawinenforscher, eine Versicherungsfachfrau, ein Vertreter der kantonalen Behörden und ein Hotelbesitzer nicht dieselben Anforderungen an ein Projekt stellen – das dürfte allen klar sein. Nur: Wie kann man alle mit einbeziehen? Können Kompromisse gefunden werden, die für alle annehmbar sind? Inwiefern ist die Planung und Umsetzung von Massnahmen möglich wenn so viele unterschiedliche Meinungen berücksichtigt werden müssen?

Workshop Teilnehmer diskutieren
Bild PLANAT – M. Bandixen

Schlüsselfaktor Zusammenarbeit

Fast alle dieser diskutierten Hürden lassen sich mit Zusammenarbeit bewältigen. Je umfassender, früher und einfacher die Kommunikation stattfindet, desto eher können auch alle Interessensvertreter mit einbezogen werden – und desto unwahrscheinlicher ist es, dass in einer späteren Phase der Planung oder gar erst in der Umsetzung vergessene Punkte zu Verzögerungen und Mehrkosten führen.

In einer Schlussrunde wurden die besonders wichtigen Anliegen zusammengefasst. Bessere Kommunikation mit und Einbezug der Bevölkerung in Projekte soll durch Schaffung von Instrumenten zum Feedback erreicht werden. Die Spezialisten müssen bereit sein, aus der Fachwelt herauszutreten und zu den Leuten zu gehen. Anliegen und Erkenntnisse sollen zum einfacheren Verständnis veranschaulicht werden, damit Erklärungen mit Bild- oder Videomaterial ergänzt werden kann. Der Moderator fasste es so zusammen: Damit die Kommunikation, Integration und Zusammenarbeit besser funktioniert müssen die „Soft Skills“ der Naturgefahren-Gemeinschaft gefördert und geschult werden.

Podium zur Schlussdiskussion
Bild PLANAT – M. Bandixen

 

 

 

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