Gefahren kennen: Waldbrand
Welche Gefährdungen gibt es für die Schweizer Bevölkerung? Wie könnte ein grosses Schadenereignis in der Schweiz konkret ablaufen? Welche Auswirkungen hätte dies auf Mensch, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft in der Schweiz? Und was können Sie selber tun, um sich besser zu schützen?
Mit der nationalen Gefährdungsanalyse von „Katastrophen und Notlagen Schweiz“ schafft das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS Grundlagen für die vorsorgliche Planung und Ereignisvorbereitung. In diesem Rahmen wird für jede untersuchte Gefährdung ein Referenzszenario definiert. Damit gibt das BABS wissenschaftlich fundierte und breit abgestützte Antworten auf die einleitend gestellten Fragen. Im Alertswiss-Blog informieren wir Sie regelmässig über die Ergebnisse dieser Gefährdungsanalyse.
Grossflächige Waldbrände prägten in Südeuropa den Sommer 2017. Frankreich, Montenegro, Griechenland, Italien und Portugal verzeichneten viele Tote. Tausende von Menschen wurden evakuiert. Zudem mussten viele Hektaren Wald eingebüsst werden. In Portugal und Montenegro waren die Brände so verheerend, dass beide Länder einen internationalen Hilfsappell lanciert haben. Die Schweiz hat schnell reagiert und Transporthelikopter, sogenannte Super Pumas, sowie Angehörige der Armee entsandt. Diese konnten die Einsatzkräfte vor Ort unterstützen. Allein in Portugal wurden in den ersten zwei Tagen über 260 Tonnen Wasser zu verschiedenen Brandherden oder zum Schutz von Gebäuden geflogen. Ein solches Szenario, wie man das im Süden Europas beobachten kann, ist jedoch auch in der Schweiz möglich.
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Worum geht es?
Ein Waldbrand in der Schweiz ist ein häufig durch den Menschen ausgelöstes und unkontrolliertes Feuer. Es findet sich sowohl im Unterholz, auf Wald- oder Grasböden oder im Kronenbereich der Bäume wieder. In der Schweiz kommen Waldbrände insbesondere in Föhntälern vor, können aber nach längeren Trockenperioden in der ganzen Schweiz auftreten. Waldbrände können Funktionen des Waldes wie z.B. dessen Schutzfunktion beeinträchtigen. Bedingt durch den Klimawandel werden Häufigkeit und Ausmass von Hitze- und Dürreperioden zukünftig weiter zunehmen, was auch das Waldbrandrisiko hierzulande erhöht.
Ereignisbeispiele
Referenzszenario: Möglicher Ereignisablauf bei Gefährdung
Das Referenzszenario geht von einem Jahr mit niederschlagsarmem Winter, Frühling und Frühsommer aus. Die Vegetation hat dementsprechend schon stark unter der Trockenheit gelitten. Während eines Wochenendes im Juli steigen die Temperaturen auf über 30 Grad. Die Behörden warnen die Bevölkerung und erhöhen das Risiko gemäss Gefahrenskala für Waldbrände. Aufgrund des schönen Wetters halten sich viele Menschen an Seen oder in den Bergen auf. Einige grillieren trotz des von den Behörden erlassenen Feuerverbots im Freien, im Wald oder in Waldesnähe.
Am späten Vormittag entstehen an zwei verschiedenen Orten derselben Region Bodenbrände, die sich schnell ausbreiten. Der Forstdienst und die Feuerwehr der betroffenen Gebiete werden alarmiert und aufgeboten. Der Wind facht die Brände jedoch rasch weiter an und führt schliesslich zu einem sich schnell ausbreitenden Kronenfeuer. Die darauf entstehende Thermik facht das Feuer weiter an und treibt den Brand bergauf. Die Feuerwehr rückt sofort aus und sondiert gemeinsam mit dem Forstdienst die Lage, um die ausgebrochenen Feuer schnellstmöglich einzugrenzen. Unter grossem Mitteleinsatz versuchen die Einsatzkräfte der Feuerwehr das Feuer unter Kontrolle zu bekommen. Zusätzlich werden Einsatzkräfte von benachbarten Feuerwehren, der Polizei, der Sanität, sowie der Forstdienste aufgeboten und richten einen Bereitstellungsraum ein. Nach 1bis 2 Stunden treffen zudem Helikopter der Armee ein. Diese stellen den Wassertransport sicher und unterstützen die Brandbeobachtung mittels Wärmebildkameras.
Bis zum nächsten Morgen haben sich die Feuer grossflächig ausgebreitet. Um die Situation unter Kontrolle zu bekommen, werden rund um das betroffene Gebiet Sicherungsposten zur Brandbeobachtung eingerichtet. Zudem wird die Notfallkommunikation zwischen den verschiedenen Einsatzorganisationen etabliert. Zudem werden Flucht- und Rettungsachsen festgelegt sowie Sicherheitszonen eingerichtet und Strassen gesperrt.
In den drei Folgetagen breiten sich die Feuer auf 100 bzw. 150 Hektaren aus und bedrohen nun auch Siedlungen, Infrastrukturen (Stromleitungen, Telekommunikation, Trinkwasserfassungen etc.). Mittlerweile sind auch Schutzwälder vom Feuer betroffen. Zu besonders intensiven Zeiten der Brandbekämpfung sind bis zu 100 Feuerwehrleute sowie pro Brand ca. 150 weitere Angehörige von Polizei, Sanität, Forstdienst, der Armee und des Zivilschutzes im Einsatz. Der kleinere der Waldbrände kann nach sechs und der grössere nach 10 Tagen unter Kontrolle gebracht werden, 250 Hektaren Wald sind bis dahin schon verbrannt. Obwohl die Flammen nun gelöscht sind, schwelt der Brand unter der Oberfläche weiter. Die Schwelbrände können mit Hilfe von Wärmebildkameras lokalisiert und nach und nach gelöscht werden.
Referenzszenario: Mögliche Auswirkungen
Für die betroffenen Menschen, seien das Einsatzkräfte oder Privatpersonen, haben die Waldbrände gesundheitliche Folgen. Neben leichten Rauchvergiftungen und Verletzungen muss mit mehreren Toten und wenigen Verletzten gerechnet werden. Alle Einwohner, Touristen sowie Haus- und Nutztiere müssen evakuiert und auf die umliegenden Gemeinden verteilt werden. Dort stehen Care Teams für die psychologische Betreuung bereit.
Besonders gross sind die Schäden für die Umwelt. Durch das veränderte Bodengefüge und die verbrannten Wurzeln ist die Brandfläche im steilen Gelände akut erosionsgefährdet. Bei Regen droht der Abgang von Schlammlawinen und es herrscht erhöhte Steinschlaggefahr. Mehrere Hektaren verlieren für viele Jahre ihre Schutzwirkung. Der Wald benötigt eine Regenerationszeit von ca. 10 Jahren.
Auch die Wirtschaft leidet unter den Bränden: Insgesamt ist mit Vermögensschäden und Bewältigungskosten von 49 Millionen Franken zu rechnen. Zudem ist die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Forstbetriebe und der Tourismusbranche eingeschränkt.
Risikobeurteilung und Vergleich mit anderen Risiken
Im Rahmen der Nationalen Risikoanalyse wird geschätzt, dass sich ein Waldbrand im geschilderten Ausmass einmal in 30 Jahren ereignet. Der monetisierte Schaden beträgt ca. 500 Millionen Franken. Laut Risikodiagramm kommen Waldbrände im Vergleich zu einem Hochwasser oder einer Trockenheit häufiger vor. Das Risiko ist jedoch niedriger, da die verursachten Schäden für Personen, Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt vergleichsweise tief sind.
Vorsorge und Verhaltensanweisungen: Was können Sie tun?
Waldbrände können Verkehrswege blockieren. Der Zugang zu Gebieten in der Gefahrenzone ist möglicherweise gesperrt. Bedroht ein Waldbrand einzelne Häuser oder Siedlungen, müssen Sie diese verlassen. Das kommt zum Glück nur selten vor, da in der Schweiz keine Häuser und Siedlungen im Wald gebaut werden dürfen. Weiter zu beachten sind die indirekten Folgen von Waldbränden, wie z.B. der Verlust von Schutz und die Auslösung von Aschenschlammlawinen, welche das tägliche Leben beinträchtigen können. Sollte es zu einer Evakuation kommen, kann es mehrere Tage oder gar Wochen dauern, bis Sie in Ihre Wohnungen zurückkehren können.
• Alarmieren Sie die Feuerwehr (Notruf 118).
• Informieren Sie Personen, die unmittelbar gefährdet sein könnten.
• Verlassen Sie die Brandstelle umgehend.
Bereit für alle Fälle
Beachten Sie die Empfehlungen zu Notvorrat und Notfallapotheke sowie zu den Vorbereitungen betreffend Notunterkunft und Notgepäck im Alertswiss Notfallplan.
Weitere Informationen
- Die vollständige Ausführung der Informationen, die in diesem Blog Artikel angesprochen werden, finden Sie im Gefährdungsdossier Waldbrand.
- Informationen zu weiteren Gefahren finden Sie im Bereich Gefahren kennen
- Über die aktuelle Waldbrandgefahr informiert Sie das Bundesamt für Umwelt.
- Mehr Informationen, Vorsorgetipps und Verhaltensanweisungen finden Sie auf der Nationalen Plattform Naturgefahren PLANAT.
- Zusätzliche Verhaltensempfehlungen finden Sie auf dem Naturgefahrenportal.