20 Dezember 2016

Alertswiss künftig auch mit Alarmierung und Ereigniskommunikation

Im Februar 2015 hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) gemeinsam mit seinen Partnern im Bevölkerungsschutz Alertswiss lanciert, um die Information der Bevölkerung und den persönlichen Notfallschutz hinsichtlich Katastrophen und Notlagen zu verbessern. In den vergangenen fast zwei Jahren waren die Spezialisten des BABS hinter den Kulissen nicht untätig – sie konzipierten gemeinsam mit Vertretern der Kantone die zweite Generation von Alertswiss. Das Ziel: Künftig sollen Warnungen, Alarme und Ereignisinformationen über ein ausgeklügeltes Ensemble von verschiedenen Kanälen verbreitet werden. In einem ersten Schritt kommen zu den heute existierenden Alarmierungs- und Informationskanälen Sirenen und Radio neu die Alertswiss-App und die Alertswiss-Website dazu. In Zukunft sollen weitere Kanäle flexibel hinzugefügt werden können.

Multikanal-Strategie

Angesichts der rasanten Entwicklung im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie und dem veränderten Medienverhalten der Bevölkerung genügt ein Kommunikationssystem wie der Sirenenalarm mit Informationen im Radio heute nicht mehr allein, um die gesamte Bevölkerung im Notfall schnell zu alarmieren und die wichtigsten Verhaltensanweisungen mitzuteilen. Zudem können Technologien rasch wieder veralten oder nicht mehr von der Bevölkerung benutzt werden. Das BABS verfolgt aus diesen Gründen eine Multikanal-Strategie. Diese hat zum Ziel, Alarme und Ereignisinformationen auf verschiedenen Kanälen gleichzeitig zu verbreiten um die Bevölkerung im Alltag über diejenigen Medien zu erreichen, die sie gerade nutzt. In Zukunft können Alarme und Ereignisinformationen zusätzlich zur Verbreitung über Sirenen, Radio, App und Website auch über weitere Kanäle wie beispielsweise über Monitore an öffentlichen Orten oder Newsportale von Zeitungen weiterverbreitet werden.

Die Grafik zeigt auf, wie die Alarmierung und Ereignisinformation künftig organisiert ist. Links stehen Systeme, welche an das Kernsystem neu angebunden werden können. In der Mitte befindet sich das Kernsystem. Rechts sind die unterschiedlichen Ausgabekanäle aufgeführt.
Die genannten Ausgabekanäle werden vom Kernsystem Polyalert mit Informationen bedient. Dieses steht auf den Einsatzzentralen aller Kantonspolizeien der Schweiz. In diesem System werden Meldungen redigiert sowie Meldungen und die Alarmierung ausgelöst. Für die Verbreitung stehen sowohl klassische Ausgabekanäle wie etwa Sirenen oder Radio, als auch die neu angeschlossenen Ausgabekanäle Alertswiss-App und Alertswiss-Website zur Verfügung. Das System arbeitet mit offenen Schnittstellen und ist daher in Zukunft flexibel ergänzbar. Bei den Schnittstellen rund um das Kernsystem wird das Common-Alerting-Protocol (CAP) eingesetzt. CAP ist schon in anderen Ländern zur Alarmierung der Bevölkerung erfolgreich im Einsatz.

Weiterentwicklung Alertswiss

Der nächste Schritt in Richtung Multikanal-Strategie ist die Weiterentwicklung der Alertswiss-Kanäle: Die App und die Website bietet eine Übersicht sowie Detailansicht von Ereignismeldungen, die der Benutzer nach dem Hol-Prinzip beziehen kann. Die App ermöglicht zusätzlich, dass der Benutzer das Bring-Prinzip zulassen kann: In diesem Falle erhält der Benutzer Push-Mitteilungen bei Informationen, Warnungen oder Alarmierungen für ausgewählte Kantone oder für den Kanton, in welchem er sich gerade aufhält. So können im Ernstfall wichtige Minuten gewonnen werden. Zudem können so insbesondere auch Hörbehinderte barrierefrei erreicht werden. Das BABS will mit der Weiterentwicklung Alertswiss dem Bedürfnis entsprechen, nach einer Alarmierung schneller informieren und besser auf die modernen Mediennutzungsgewohnheiten der Bevölkerung eingehen zu können.

Ein Smartphone und ein Computer, beide mit Alertswiss-Anzeige.
Die Alertswiss-Kanäle sollen künftig auch genutzt werden, um die Bevölkerung rascher, flexibler und umfassender zu informieren und so Alarmierung und Ereigniskommunikation näher zum Alltag der Bevölkerung zu bringen.

Sich ergänzende Technologien

Das BABS hat sich intensiv mit der Wahl der Technologie für die optimale Verbreitung der Alarme und Ereignisinformationen auf Smartphones auseinandergesetzt. Zur Klärung der Eignung verschiedener Technologienvarianten gab das BABS ein technisches Gutachten bei der Hochschule für Technik Rapperswil in Auftrag. Diese Studie regte an, dass das Mobiltelefon über Apps mit einzubeziehen sei. Nicht nur die Alertswiss-App sondern auch Apps Dritter (wie etwa MeteoSchweiz) sollen mitberücksichtigt werden. Damit kann unter Wahrung einer optimalen Kosten-Nutzen-Balance eine hohe Reichweite auf Mobiltelefonen erreicht werden, welche auch in Zeiten des Technologiewandels leicht den Anforderungen neuer Betriebssysteme angepasst und daher über die Zeit überlebensfähig sein dürfte. Die Trends bei der Nutzung mobiler Netze zeigen klar auf, dass die Zukunft der Kommunikation über den Datenkanal gehört, welcher immer grössere Datenmengen in immer kürzerer Zeit verarbeiten kann und immer mehr genutzt wird: Immer mehr Menschen schreiben keine klassischen SMS mehr sondern nutzen Dienste wie iMessage, WhatsApp, Viber, Threema oder andere.

Ergänzung des Sirenenalarms
Unabhängig vom Internet können heute Alarme und Ereignisinformationen über die beiden klassischen Kanäle Sirenen und Radio empfangen werden. Die künftige Weiterentwicklung soll die Sirenen in Zukunft nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen. Käme es beispielsweise zu einem grossflächigen Unterbruch des Mobilfunknetzes, so wäre die Alarmierung der Bevölkerung durch Sirenen und Information im Radio immer noch sichergestellt. Gegenüber dem heutigen Alarmierungs- und Informationssystem mittels Sirenen und verbreitungspflichtigen Radiomeldungen schaffen die neuen Kanäle aber eine grössere Nähe zum Alltag, erhöhen die Reichweite, ermöglichen mehr Flexibilität und eine verbesserte regionale Information.

Die Studie zeigt auch, dass die verfügbare Mobilfunktechnologie in der Schweiz genügend grosse Kapazitäten liefert, um bei grossen Mobilfunkbelastungen mit Apps alarmieren und informieren zu können (z.B. via App-Push). Zusätzlich können App-Nachrichten nicht nur über das Mobilfunknetz, sondern zum Beispiel auch über WLAN in Gebäuden oder an öffentlichen Orten wie etwa Bahnhöfen empfangen werden und sind daher resilienter als Technologien, welche ausschliesslich auf die Verbreitung über Mobilfunkantennen setzen. Zudem unterliegen «ältere» Technologien wie etwa SMS oder Cell Broadcasting einigen Beschränkungen – so sind etwa nur kurze Nachrichten von max. 160 Zeichen möglich, was lediglich das Übermitteln rudimentärer Verhaltensanweisungen an die Bevölkerung ermöglichen würde. Solche Lösungen sind heute, im Zeitalter von Videotelefonie, Emoticons und Piktogrammen, nicht mehr zeitgemäss. Mittels Apps sind jedoch der Kommunikation praktisch keine Grenzen gesetzt und alle modernen und gängigen Lösungen können implementiert werden. Damit wird die intuitive Verständlichkeit der Anweisungen für die Bevölkerung verbessert.

Pilotversuch 2017

Die Arbeiten im Projekt Weiterentwicklung Alertswiss sind weit fortgeschritten. Ein Pilotversuch soll Ende 2017 erfolgen. Getestet wird der «direkte Draht von der Einsatzzentrale zur Bevölkerung» oder, in anderen Worten, die Übermittlung von Informationen direkt aus der Einsatzzentrale der Polizei auf die Alertswiss-App und Alertswiss-Website bei der Bevölkerung. Die gesamtschweizerische Einführung der neuen Leistungen ist für 2018 vorgesehen.

 

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