Die internationalen Missionen des Labor Spiez
Das Expertenwissen des Labor Spiez ist international gefragt. Seit dem Ende des Kalten Kriegs haben Mitarbeitende an zahlreichen Missionen zur Abrüstung und Rüstungskontrolle teilgenommen. Der Geschäftsbereich des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS) steht für die UNO auch immer wieder im Einsatz zugunsten von Umwelt und Gesundheit. Aufträge, die der Schweiz von Nutzen sind.
Im Einsatz für die UNO
Die Weltgemeinschaft erfährt mit den Krisen um Nordkorea und Iran derzeit eine Renaissance von Atomwaffen in der internationalen Sicherheitspolitik, und sie muss sich mit der Tatsache auseinandersetzen, dass im syrischen Bürgerkrieg in den letzten Jahren wiederholt chemische Kampfstoffe eingesetzt wurden. Die Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen bleibt damit auch eines der grossen Problemfelder für die Sicherheit der Schweiz und für den Bevölkerungsschutz. Die Herausforderungen für die Behörden sind angesichts der globalen Lage nicht einfacher geworden – dies gilt für die Nachrichtendienste ebenso wie für die Polizeibehörden und nicht zuletzt für den ABC-Schutz, eine Kernaufgabe des Labor Spiez im Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS.
Das Labor Spiez – eine Institution an der Schnittstelle zwischen Naturwissenschaft und Politik – wurde in den letzten Jahren immer stärker auch international gefordert, sei es bei der Rüstungskontrolle, beim ABC-Schutz oder bei der inneren Sicherheit: Von allen Seiten wird heute die Expertise der Spiezer Spezialisten in Anspruch genommen, denn ohne wissenschaftlich fundierte Sachkenntnis sind sowohl bei Abrüstungsverhandlungen als auch beim ABC-Schutz, beim Schutz vor atomaren, biologischen und chemischen Gefahren, keine Fortschritte zu erzielen.
Abrüstung und Friedensförderung
Die internationale Zusammenarbeit zur Abrüstung, Friedensförderung und Konfliktbewältigung gewinnt laufend an Bedeutung, auch wenn die jüngsten Entwicklungen in Syrien, Nordkorea oder anderen Konfliktherden nicht gerade optimistisch stimmen. Seit dem Ende des Kalten Kriegs war das Labor Spiez an zahlreichen Missionen zur Abrüstung und Rüstungskontrolle beteiligt. Mit der Zeit hat es sich zu einem weltweit anerkannten Instrument der schweizerischen Aussen- und Sicherheitspolitik entwickelt. Für die UNO, für die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) oder für die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) ist das Labor Spiez mittlerweile zu einem Partner geworden. Insbesondere für die OPCW arbeitete das Labor Spiez in den letzten Jahren intensiv, denn es gehört zu den weltweit besten Labors für die Analyse von chemischen Kampfstoffen. In Spiez konnte unter anderem der wissenschaftliche Beweis erbracht werden, dass im syrischen Bürgerkrieg der Nervenkampfstoff Sarin gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wurde.
Schweizer Interessen
Das internationale Engagement des Labor Spiez dient indirekt auch schweizerischen Interessen, denn bevölkerungsschutzrelevante Krisen zeigen zunehmend globalen Charakter. Internationale Einsätze helfen, das wissenschaftlich-technische Wissen den neuen Entwicklungen anzupassen, sie ermöglichen, konkrete Erfahrungen im Feld zu gewinnen, sie erfordern die Arbeit mit realen Proben unter erschwerten Bedingungen und die Einsätze bieten die Gelegenheit, sich mit Fachleuten auszutauschen.
Umwelt- und Gesundheitsfragen
Die theoretischen und experimentellen Arbeiten auf dem Gebiet des ABC-Schutzes führen zu vielfältigen, oft interdisziplinären Fachkenntnissen, die sich auch in anderen Bereichen anwenden lassen. Deshalb verwendet das Labor Spiez sein wissenschaftlich-technisches Know-how im Sinne einer Querschnittsaufgabe und Synergieleistung nicht nur für die Abrüstung und die Rüstungskontrolle, sondern auch für analytische Abklärungen bei Umweltund Gesundheitsfragen: Im Rahmen des Global Outbreak Alert and Response Network der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beteiligte sich das Labor Spiez während der Ebola-Epidemie von 2014 und 2015 an der Diagnostik des Ebola-Erregers vor Ort in Guinea. Die WHO gründete dieses Netzwerk, um die globalen Antworten auf neue Epidemien schnell und effizient unterstützen und koordinieren zu können. Das Netzwerk beruht auf der Zusammenarbeit internationaler, interdisziplinärer Teams, die bei einer neuen Epidemie von möglicherweise globaler Bedeutung ihre Unterstützung anbieten.
Umweltmissionen
Als Fachinstitut eines neutralen Landes wird das Labor Spiez von der UNO häufig auch für Umweltmissionen in Konfliktregionen aufgeboten, etwa für die Abklärung von Belastungen im Zusammenhang mit der Verwendung von Munition aus abgereichertem Uran (DU) – einem Abfallprodukt der Urananreicherung.
Die UNO hat das Labor Spiez wiederholt mit entsprechenden Abklärungen in Krisengebieten beauftragt, zum Beispiel im Kosovo, im Irak, im Libanon oder in Bosnien- Herzegowina. Aber auch für Umweltmissionen, die nicht in Zusammenhang mit kriegerischen Handlungen stehen, wird das Labor Spiez angefragt. So etwa für eine Mission in der Elfenbeinküste, wo es darum ging, die langfristigen Folgen eines gravierenden Giftmüllskandals abzuklären.
Auszeichnung
2009 hat die UNO das Labor Spiez für seine umwelttechnischen Abklärungen mit dem «Green Star Award» ausgezeichnet. Dieser Preis würdigt Organisationen, Einzelpersonen oder Regierungen, die sich für die Nachhaltigkeit stark machen, die globale Verantwortung fördern und Einsätze bei Umweltzerstörungen und Katastrophen leisten.