7 August 2015

Nationale Risikoanalyse Katastrophen und Notlagen Schweiz

Im Jahr 2013 publizierte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS den ersten Risikobericht zu möglichen Katastrophen und Notlagen in der Schweiz. Der Risikobericht 2012 konzentrierte sich auf eine Auswahl von zwölf Szenarien, an denen die entwickelte Methode und das Vorgehen zu einer nationalen Risikoanalyse in der Praxis getestet wurden. Mit der Durchführung und Publikation des ersten Berichtes konnte gezeigt werden, dass der Erarbeitungsprozess und die entwickelte Methode für die Risikoanalyse von Katastrophen und Notlagen für die Schweiz in der Praxis erfolgreich eingesetzt werden kann.

Erweiterung um 21 Gefährdungen

Die zwölf analysierten Gefährdungen deckten nur ein Teil des Spektrums ab, welches für den Bevölkerungsschutz und das Katastrophenmanagement relevant ist. Da sich das Vorgehen bewährt hat und die Nachfrage nach Produkten aus der Analyse gross war, wurde die Analyse um weitere 21 Gefährdungen erweitert. Die Resultate dieses Updates wurden am 1. Juli 2015 vom Bundesrat zur Kenntnis genommen und im Risikobericht 2015 zu Katastrophen und Notlagen publiziert.

Das Risikodiagramm zeigt die Schäden und die Häufigkeit der Gefährdungen auf.
Risikodiagramm 1: Schäden und Häufigkeit

Im Risikodiagramm sind jeweils Szenarien von Ereignissen abgebildet, die relativ selten zu erwarten sind, aber schwerwiegende Auswirkungen haben. So zeigt das Diagramm, dass aus heutiger Sicht von einer mehrwöchigen Strommangellage das höchste Risiko für die Schweiz ausgeht. Auch die Gefährdungen Pandemie, Erdbeben sowie Hochwasser stellen ein grosses Risiko dar.

Insgesamt beteiligten sich rund 200 Experten und Expertinnen aus der Bundesverwaltung, den Kantonen, der Wissenschaft und der Wirtschaft an der Analyse. Ihre Aufgabe bestand generell darin, die Szenarien zu validieren, deren Beschreibung und Ablauf zu überprüfen sowie die Auswirkungen und Eintrittswahrscheinlichkeit – also das Risiko – auf der Basis des Szenarios zu quantifizieren.

Risiko

Im Vergleich zum ersten Risikobericht 2012, wurde das Update der Analyse in den Medien breit diskutiert. Ein Grund für die mediale Aufmerksamkeit dürfte an der Hitzewelle liegen, welche im Risikobericht 2015 das drittgrösste Risiko darstellt und in der Publikationswoche die Schweiz erfasste. Der mediale Fokus auf die Hitzewelle stellte die Ziele und den Zweck der nationalen Risikoanalyse in den Hintergrund. Eine Analyse ist aber immer die Grundlage für einen weiteren Schritt. In diesem Blog möchte ich daher kurz darauf eingehen, wozu die die Resultate und Produkte aus der Analyse verwendet werden.

Wozu eine nationale Risikoanalyse von Katastrophen und Notlagen?

Risikoanalysen von Katastrophen und Notlagen geben eine Antwort auf die Frage «was kann passieren?» und «wie gefährlich ist es?». Indem sie aufzeigen, welches Gefahrenpotenzial von Ereignissen ausgeht, und mögliche Auswirkungen antizipieren, ist es möglich, mangelnde Erfahrung im Umgang mit solchen Ereignissen – zumindest teilweise – zu kompensieren und die Lücken in der Vorbereitung auf Katastrophen und Notlagen auf nationaler Ebene zu identifizieren.

Modell des integralen Risikomanagements
Modell des integralen Risikomanagements

Die Risikoanalyse dient im Katastrophenmanagement also als Grundlage für die Vorsorgeplanung und die Vorbereitung auf die Bewältigung von Katastrophen und Notlagen. Sind wir auf den Eintritt einer Katastrophe vorbereitet? Sind wir richtig darauf vorbereitet und reichen unsere Ressourcen und Kompetenzen aus? Das sind Fragen, die aufbauend auf den Resultaten der Risikoanalyse bearbeitet werden können. Mit der Vorsorgeplanung werden die Voraussetzungen geschaffen, um möglichst rasch und effizient auf Ereignisse zu reagieren und die Resilienz der Gesellschaft zu verbessern.

Infografik zum Begriff Resilienz: Wie widerstandsfähig ist die Schweiz? Bei verschiedenen, vor allem technischen Gefährdungen können Sicherheitsmassnahmen die Wahrscheinlichkeit verringern, dass ein Ereignis tatsächlich eintritt. Bei vielen Naturgefahren wie beispielsweise einer Kältewelle ist dies nicht möglich. Umso wichtiger ist es, ein Gemeinwesen wie die Schweiz möglichst widerstandsfähig zu machen. Vorsorgliche Planungen sollen dazu führen, dass der «Normalzustand», also das uneingeschränkte Funktionieren der zentralen Lebensgrundlagen, nach dem Eintreten eines Ereignisses möglichst schnell wieder hergestellt werden kann. Diese Widerstandsfähigkeit, die sich aus den Sicherheitsmassnahmen, den vorsorglichen Planungen und der die Flexibilität im Handeln ergibt, wird als Resilienz bezeichnet und erlaubt eine erfolgreiche Bewältigung.

Vorsorgeplanung auf nationaler Stufe

Für die Vorsorgeplanung auf nationaler Stufe sind aus Sicht des BABS grundsätzlich zwei Prozesse notwendig: Einerseits sind Fähigkeiten weiterzuentwickeln, die unabhängig von der Gefährdung vorhanden sein müssen, um ein Ereignis zu bewältigen, z. B. die Kommunikation zwischen Einsatzkräften, Informationsvermittlung an die Bevölkerung, Evakuierungskonzepte oder Instrumente für die Lagedarstellung. Andererseits sind gefährdungsspezifische Vorbereitungen und Massnahmen notwendig, um auf bestimmte Gefährdungen und deren spezifischen Auswirkungen vorbereitet zu sein, z. B. Warnung vor bestimmten Gefährdungen, spezifische Verhaltensanweisung an die Bevölkerung, Ausbildung von Einsatzkräften oder die Organisation der Zusammenarbeit im Katastrophenfall.

Die Bewältigung von Katastrophen und Notlagen und die entsprechende Vorbereitung auf solche Ereignisse ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Mit der nationalen Risikoanalyse und den entsprechenden Produkten (Katalog möglicher Gefährdungen, Gefährdungsdossiers mit Szenarien, Methode zur Risikoanalyse und Risikobericht) wurde eine fundierte Ausgangslage für das Katastrophenmanagement auf nationaler Stufe geschaffen. Die Analyse ermöglicht, die Vorsorgeplanung im Katastrophenmanagement der Schweiz zu systematisieren und die Bewältigungsfähigkeiten für Katastrophen und Notlagen risikobasiert weiterzuentwickeln.

Weitere Informationen:

Folgender Link führt zum Bericht «Katastrophen und Notlagen Schweiz – Risikobericht 2015» und weiteren Unterlagen sowie zur begleitenden Broschüre.

Schwerpunkt «Risikolandschaft Schweiz»: Zeitschrift Bevölkerungsschutz, Ausgabe 22 / Juli 2015

Strommangellage und Pandemie als grösste Risiken

Beitrag teilen:

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *