4 Juni 2015

Crash 2015: Übungsszenario Tunnelunglück

Am 28. Mai wurde in Liestal, Kanton Basel-Landschaft die Verbundübung «Crash 2015» durchgeführt. Als Szenario wurde ein schweres Tunnelunglück gewählt. Unter der Leitung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS) und in enger Zusammenarbeit mit dem Amt für Militär und Bevölkerungsschutz (AMB) des Kantons Basel-Landschaft hat ein Projektteam diese Übung erarbeitet und den Einsatzkräften des Baselbietes eine gute Möglichkeit geboten, ihre definierten Prozesse gemeinsam zu trainieren und zu festigen. Eine der Hauptzielsetzungen war das Training der interdisziplinären Zusammenarbeit.

Lehrreiche Planungsarbeiten

Die Planungsarbeiten waren sehr umfangreich, aber äusserst lehrreich. Das Projektteam war sich unmittelbar vor der Übung einig, dass bereits die Planungsphase der Übung – hinsichtlich der Ereignisbewältigung im Kanton Basel-Landschaft – zu einem grossen Mehrwert geführt hat.

Teilnehmer der Übungsbesprechung sitzen an einem Tisch und besprechen die wichtigsten Punkte vor der Übung.
Vor der Übung wurden die wichtigsten Punkte besprochen.

Keine Alarmübung

Der fiktive Unfallort des Tunnelunglücks befand sich im Schönthal Tunnel auf der A 22, der vor Kurzem eröffnet wurde. Im methodischen Ansatz wurde entschieden, keine Alarmübung durchzuführen. Die rund 200 Einsatzkräfte wurden aus einem definierten Warteraum gestaffelt in den Einsatz geschickt. Um 19.30 Uhr begann die Übung.

Ein Bild des Schreckens: Der fiktive Unfallort im Tunnel Schönthal bei Liestal. Autos sind total zerstört, Verletze liegen auf dem Boden.

Ein Bild des Schreckens: Der fiktive Unfallort im Tunnel bei Liestal. Ein Auto wurde von herunterfallenden Baumstämmen eines Lastwagens komplett zerstört. Im Hintergrund gab es zudem eine Kollision eines anderen Lastwagens mit einem Personenauto.
Bild des Schreckens: Der fiktive Unfallort im Tunnel Schönthal bei Liestal.

Den beiden Polizisten, die als erstes den Unfallort erreichten, bot sich ein Bild des Schreckens. Ineinander verkeilte Fahrzeuge, ein Langholztransporter, der einen Teil seiner Baumstämme verloren hat, und viele verwirrte und schreiende Personen, welche in den Unfall verwickelt waren. Weitere Personen lagen bewusstlos oder mit schmerzverzerrtem Gesicht eingeklemmt in Fahrzeugen – zum Glück ist dieses Szenario nur Fiktion.

Eine unverletzte Frau wird aus einem Auto herausgeholt.

Zwei verletzte Frauen sitzen noch im Auto. Beide haben eine offene Wunde am Kopf. Ein Passantin hilft der bewusstlosen Frau am Steuer.
Die Figuranten liessen das Unfall-Szenario täuschend echt wirken.

Die Polizisten versuchten sich einen Überblick zu verschaffen, was aber wegen der Komplexität des «Bühnenbildes» äusserst herausfordernd war.

Ein Polizist im Vordergrund spricht in ein Funkgerät. Im Hintergrund stehen zwei Figuranten. Die Szene spielt vor dem Unfallort.
Die Polizei forderte sofort weitere Mittel an.

Während den ersten 15 Minuten trafen wenig Mittel ein, koordinierte Einsätze gab es in diesen ersten Minuten noch keine. Es dauerte ungefähr 30 bis 45 Minuten, bis die Hilfeleistungen strukturiert stattgefunden haben – was auch unter realen Umständen nicht anders ist.

Der Einsatzleiter Sanität spricht mit  dem Einsatzleiter der Feuerwehr Liestal
Die ersten Rettungskräfte wie Sanität und Feuerwehr trafen nach 15 Minuten ein.

Einsatz rund um den Unfallort

Nicht nur am Unfallort direkt waren die Rettungskräfte im Einsatz. Während die Feuerwehr Verletzte aus den völlig deformierten Fahrzeugen befreite, wurde in der nicht betroffenen Tunnelröhre nebenan eine mobile Sanitätshilfsstelle aufgebaut, um die Verletzten möglichst schnell zu versorgen. In einer nahegelegenen Zivilschutzanlage wurden zudem die Unverletzten vom Zivilschutz betreut.

In der zweiten Tunnelröhre wurden die Verletzten durch die Sanität versorgt.
In der zweiten Tunnelröhre wurden die Verletzten durch die Sanität versorgt.
Angehöroge der Einsatzleitung besprechen führen die Ereignisbewältigung in Tunnelnähe.
Die Einsatzleitung installierte sich draussen in Tunnelnähe, von wo aus die Ereignisbewältigung geführt wurde.
Eine Polizistin steht am Kreisel vor dem Tunnel und leitet den Verkehr um.
Der Verkehr auf der A 22 musste während mehreren Stunden umgeleitet werden.

Umgang mit Mediendruck üben

Zu den Figuranten gehörten aber nicht nur Verletzte und in den Unfall verwickelte Personen, sondern auch Journalisten. Der Mediendruck konnte durch den Einsatz von echten Journalisten authentisch dargestellt werden.

Das rote Zelt für die Betreuung der Journalisten stand ausserhalb des Tunnels.
Mit einem Medienzelt wurden die Journalisten kanalisiert und betreut.

Rund 30 Gäste und Medienschaffende wurden eingeladen, die Übung zu besuchen. Auch hier galt der Grundsatz: Tue Gutes und sprich darüber. Die Gäste und Medien nahmen auf jeden Fall viele eindrückliche Impressionen mit nach Hause.

Abschluss

Um 22.15 Uhr wurde die Verbundübung beendet. Im Anschluss wurde unter kundiger Leitung der Beobachter dezentral mit allen Beteiligten eine Selbstbeurteilung durchgeführt und ein erstes Fazit gezogen.
Der Abschluss des Übungstages der Verbundübung «Crash 2015» bildete die zentrale Übungsbesprechung um 23.15 Uhr, an welcher Kader der Beübten, die Mitglieder der Übungsleitung sowie ausgewählte Behördenvertreter anwesend waren.

Verschiedene Hauptverantwortlich sprechen vor den Übungsteilnehmer.

Die Teilnehmer der Abschlussbesprechung sitzen in einem bestuhlten Raum und hören dem Zivilschutzkommandant zu.
An der Abschlussbesprechung wurden die ersten Lehren und Erkenntnisse aus der Verbundübung «Crash 2015» präsentiert.

Festigen des gegenseitigen Vertrauens

Sämtlichen Einsatzkräften bot sich die ausgezeichnete Gelegenheit, die Einsatzplanungen ganz nach folgendem Grundsatz zu testen: «Das gegenseitige Vertrauen, welches die Einsatzorganisationen im Ernstfall zueinander haben müssen, ist vorgängig, mittels Verbundübungen zu festigen.»

Erfolgreiches Verbundsystem

Die gemeinsame Übung «Crash 2015» konnte erfolgreich durchgeführt werden und sie hat gezeigt: Das Verbundsystem im Kanton Basel-Landschaft funktioniert gut. Trotzdem ist es wichtig, den erkannten Schwachstellen zu begegnen. Entsprechende Optimierungsempfehlungen zu Gunsten des Amts für Militär und Bevölkerungsschutz BL werden in einem Schlussbericht ausgewiesen.

Regierungspräsident Isaac Reber, Vorsteher der Sicherheitsdirektion, lobte in der ersten Nachbesprechung die Professionalität und das Engagement aller Einsatzkräfte und bedankte sich bei den vielen involvierten Helferinnen und Helfern. In seiner durchaus auch kritischen Würdigung betonte er: «Die festgestellten Verbesserungsmöglichkeiten zeigen auf, dass solche Übungen, die in einem Rhythmus von vier bis fünf Jahren stattfinden, richtig und wichtig sind».

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