Einsatzzentrale der Kapo Bern
5 Dezember 2018

«Auf die Bedürfnisse der Bevölkerung kann gezielter eingegangen werden»

Die neue Alertswiss-App und -Webseite ergänzen das Alarmierungssystem mittels Sirene und Radio mit zeitgemässen Kanälen. Um ein solch umfassendes System zu schaffen, haben verschiedene Akteure eng vernetzt zusammengearbeitet. Intensiv eingebunden in diese Teamarbeit war und ist Christian Spühler, Fachbereichsleiter Support bei der Kantonspolizei Bern. Im Interview erzählt er von Chancen und Herausforderungen des neuen Systems und von seinen Erfahrungen in der Projektphase.

Christian Spühler, Sie haben das Projekt «Weiterentwicklung Alertswiss» durch das Beisein in verschiedenen Gremien begleitet. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Als Vertreter der Kantonspolizei Bern war es sehr hilfreich, von Beginn an am Projekt beteiligt gewesen zu sein. Auf diese Weise konnten Ideen und Bedürfnisse eingebracht werden und der Standpunkt des Kantons Bern konnte bei der Entwicklung des Systems berücksichtigt werden. Dieses Vorgehen hat auf jeden Fall zu einer grösseren Akzeptanz des weiterentwickelten Systems beigetragen.
Hinzu kommt, dass die Durchmischung der Mitglieder in den Gremien sehr gut war. Alle Nutzergruppen – Bevölkerungsschutz Stufe Bund und Kantone, Polizei sowie Kommunikationsfachleuten – sowie die verschiedenen Sprachregionen waren vertreten. Auf diese Weise konnte auch dem föderalen System Rechnung getragen werden. Die Diskussionen waren sehr konstruktiv und konsensorientiert. Zudem war spannend zu sehen, wie die verschiedenen kantonalen Organisationen aufgebaut und strukturiert sind.

Worin sehen Sie die Chancen der neuen Funktionen von Alertswiss und Polyalert?

Das weiterentwickelte System entspricht dem veränderten Medienkonsumverhalten der Bevölkerung. Indem eine Multikanalstrategie verfolgt wird und die Push-Meldungen den Endbenutzer direkt erreichen, kann auf die Bedürfnisse der Bevölkerung gezielter eingegangen werden. Zudem können bei der App persönliche Einstellungen vorgenommen werden, die eine differenzierte Handhabung ermöglichen. Einen weiteren Vorteil sehe ich auch darin, dass durch die Weblösung kein spezielles Programm erforderlich ist. Hinzu kommt die Möglichkeit, dass das Kernsystem Polyalert um weitere Kanäle ergänzt werden kann.

Christian Spühler, Fachbereichsleiter Support bei der Kantonspolizei Bern
Christian Spühler ist Fachbereichsleiter Support bei der Kantonspolizei Bern

Was waren und sind für Sie aus kantonaler Perspektive die grössten Herausforderungen im Zusammenhang mit den neuen Funktionen?

Mit der Möglichkeit, Informationen über die neuen Kanäle noch direkter an die Bevölkerung weiterzugeben, kommt für die Einsatzzentralen sowie die Kommunikationsabteilungen eine Komponente hinzu, die für viele Anwender ungewohnt ist. Dabei stellen sich hinsichtlich Einsatzgebiet (Erschliessungsgrad, Weitläufigkeit) und Zweisprachigkeit im Kanton Bern besondere Herausforderungen in Bezug auf eine zielgruppengerechte Umsetzung.
Indem jedoch alle involvierten Stellen sehr früh eingebunden wurden, konnten die internen Prozesse neu definiert und angepasst werden.
Hinzu kommt, dass das weiterentwickelte System intuitiv aufgebaut ist und die Handhabung durch eine Bibliothek an vorgängig ausgearbeiteten Textbausteinen, die viersprachig hinterlegt sind, vereinfacht wird.

Im Sommer 2018 wurden Schulungen zu Alertswiss und Polyalert durchgeführt, in deren Realisierung Sie als Referent eingebunden waren. Wie haben Sie diese Ausbildung wahrgenommen?

Die Möglichkeit, mich als Referent an den Schulungen zu beteiligen habe ich sehr geschätzt. Für mich als im operativen Bereich tätige Person war es eine spannende Erfahrung, als Polizist für Kommunikationsexperten zu referieren. Indem auch kantonale Vertreter als Referenten eingesetzt wurden, konnten gezielt die Endbenutzer des Systems angesprochen werden. Dies wurde auch von den Schulungsteilnehmenden positiv aufgenommen. Weiter war interessant zu beobachten, wie die Vertreter in den anderen Kantonen und/oder Organisationen mit dem weiterentwickelten System umgehen. Auch hat sich gezeigt, dass jene Kurse, die hinsichtlich der Funktion der Teilnehmenden durchmischt waren, besonders konstruktive Diskussionen ergaben.

Wie haben Sie selbst das Wissen zu Alertswiss und Polyalert innerhalb Ihrer Organisation weitervermittelt?

Die Schulungen zu Alertswiss und Polyalert folgten dem Konzept «Train the Trainer». Dies setzten wir innerhalb unserer Organisation in diesem Sinne um. Im November 2017 fand bereits eine Pilotschulung zum weiterentwickelten System statt. In diesem Rahmen konnten wir festlegen, welche Personen sinnvollerweise die Schulung besuchen sollten. So nahmen die Ausbilder der verschiedenen Standorte an der Schulung teil und vermittelten schliesslich dieses Wissen innerhalb ihres Standortes an die Einsatzverantwortlichen weiter. Durch dieses Vorgehen konnte innerhalb kurzer Zeit sichergestellt werden, dass in jeder Schicht Einsatzdisponenten eingeteilt sind, die das System bedienen können. Besonders wichtig ist bei diesem Schulungskonzept die Möglichkeit, in einer Übungsumgebung trainieren zu können.

Ein Kernsystem, viele Ausgabekanäle

Im Zentrum des neuen Alarmierungssystems steht die Eingabe und Auslösung im Kernsystem Polyalert. Daran angeschlossen sind neben Sirenen und Radio neu auch die Alertswiss-App und Alertswiss-Website sowie Twitter. Die flexible Architektur des neuen Systems ermöglicht es, künftig weitere Informationskanäle anzubinden.

 

Weiterführende Informationen

Alarmierung und Information neu via Alertswiss

Teamwork für die Sicherheit der Bevölkerung

 

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