Wissenstransfer im Bereich Radioaktivitätsmessung und Schutzmassnahmen im Auftrag der Internationalen Atomenergieagentur
Im Rahmen einer von der Internationalen Atomenergieagentur IAEA geförderten Zusammenarbeit unterstützten Radioaktivitätsfachpersonen aus dem Geschäftsbereich Nationale Aalarmzentrale und Ereignisbewältigung und dem Labor Spiez, beide Teil des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz BABS, die Ausbildung von Radioaktivitätsexperten in Slowenien. Ein dreitägiger Fachkurs vermittelte Grundlagen der Radioaktivitätsmessung, der Modellierung und Auswertung der radiologischen Lage, der Ableitung von adäquaten Schutzmassnahmen sowie zu den forensischen Aspekten bei der Erhebung von Proben am Tatort und Auswertung der Messproben im Labor.
Eine Hauptaufgabe der Nationalen Alarmzentrale ist, im Fall eines Ereignisses mit erhöhter Radioaktivität Sofortmassnahmen zum Schutz der Bevölkerung anzuordnen. Wann und wo welche Massnahmen angeordnet werden, hängt ab vom Ausmass der zu erwartenden oder (bereits) vorhandenen Strahlenbelastung. Zur Modellierung der radiologischen Lage, also zum Verständnis, ob, wann und wo mit einer wie hohen radiologischen Gefährdung für die Bevölkerung gerechnet werden muss, werden Computersimulationen, so genannte Ausbreitungsrechnungen, und allenfalls Messwerte hinzugezogen. Zudem setzt die NAZ im Ereignisfall die Probenahme- und Messorganisation für Radioaktivitätsmessungen ein. Hierzu verwenden einige Messteams unter anderem eine Software aus Slowenien, welche die Fachleute in ihrer Arbeit, vor allem bei der Visualisierung des Auftrags und Übermittlung der Messresultate an die NAZ unterstützt. Aus dieser Zusammenarbeit entstand ein Interesse auf slowenischer Seite, vom Einsatz-Know-how der NAZ zu profitieren.
Das Labor Spiez, ebenfalls im BABS angesiedelt, hat eine hohe Kompetenz im Analysieren von Proben und in der Durchführung von speziellen Messungen mit verschiedenen Handmessgeräten. Mit der «nuklearen Forensik» können beispielsweise Hinweise gewonnen werden, aus welcher Quelle eine mutwillig freigesetzte radioaktive Substanz stammt. Im Bereich der Behandlung radioaktiver Proben hat Slowenien ein Ausbildungsinteresse bei der Internationalen Atomenergieagentur angemeldet.
Auf dieser Basis konnte im September ein Kurs in Ljubljana durchgeführt werden, bei dem die Fachleute aus der Schweiz ihren slowenischen Pendants die Arbeitsweise und Zusammenarbeit in der Schweiz näherbrachten. Rund dreissig Personen der slowenischen Messorganisation, der nuklearen Aufsichtsbehörde, der Entscheidungsträger und des Strahlschutzes des KKW Krsko nahmen an der Ausbildung teil. Präsentiert und diskutiert wurde auch die organisatorische Aufstellung der Messorganisation in beiden Ländern.
Eine Herausforderung ist die Einbindung von Expertenwissen aus dem Bereich Radioaktivität in die jeweiligen Organisationen des Bevölkerungsschutzes, welche Sofortmassnahmen zum Schutz der Bevölkerung umsetzen müssen. In der Schweiz ist dies mit einem eigenen spezialisierten Führungsgrundgebiet innerhalb der Einsatzorganisation der NAZ gelöst, das die Messungen im Feld, die Auswertung und die Sofortmassnahmen bei Ereignissen mit erhöhter Radioaktivität verantwortet. Geleitet wird diese Equipe von Fachspezialistinnen und -spezialisten, welche auch das schweizweite Radioaktivitätsmessnetz NADAM betreuen. Sie können ebenfalls mobile Messmittel verschiedener Organisationen wie zum Beispiel jene der A-EEVBS situativ zum Einsatz bringen. Im Bereich Radioaktivitätsmessung aus der Luft trainiert die NAZ ein eigenes Messteam mit einem Helikopter, bestehend aus Milizoffizieren. Auch die Kapazitäten des Labor Spiez werden im Ereignisfall durch die NAZ angefordert und zum Einsatz gebracht. Damit dies rasch und problemlos funktioniert, werden für die verschiedenen Teile der Messorganisation regelmässig Übungen durchgeführt.
Diese enge Zusammenarbeit war von hohem Interesse für die slowenischen Fachleute. Im Austausch stellte sich heraus, dass die Messorganisation in Slowenien auf einem vergleichbaren Niveau wie diejenige in der Schweiz operiert. Weniger Erfahrung besteht noch bei der Einbettung der Fachexpertise in die Entscheid- und Führungsprozesse des Bevölkerungsschutzes. Hier wurden die Erfahrungen aus der Schweiz mit grossem Interesse aufgenommen und diskutiert. Auch für die Expertinnen und Experten aus der Schweiz war der Austausch hilfreich, um Kontakte zu knüpfen und um die organisatorische Aufstellung vergleichbarer Organisationen in anderen Ländern zu studieren.
Finanziert wurde dieser Kurs durch die internationale Atomenergieagentur IAEA, welche durch die Förderung des Know-hows im Notfallschutz bei radiologischen Ereignissen die radiologische Sicherheit fördern will. Die Schweiz leistet durch die Entsendung von Expertinnen und Experten einen wichtigen Beitrag dazu.