23 September 2015

Hitzesommer 2015: Zweitwärmster Sommer seit Messbeginn

Unsere Rubrik «Gesehen, gehört, gelesen» widmet sich dieses Mal ganz dem Hitzesommer 2015. War dieser Sommer heisser als 2003? Sind extreme Hitzeperioden in Zukunft häufiger zu erwarten? Wir haben die spannendsten Fakten von MeteoSchweiz für Sie zusammengestellt.

Die Schweiz erlebte 2015 den zweitwärmsten Sommer seit Messbeginn im Jahr 1864. Extreme Hitzeperioden brachte vor allem der Juli. Auf der Alpennordseite war es regional zudem der zweit- oder dritttrockenste Sommer in den über 100jährigen Messreihen. Schliesslich verzeichneten einige Messstandorte auf der Alpennordseite den zweitsonnigsten Sommer in den seit über 50 Jahren verfügbaren Sonnenmessreihen.

Extrem heisser Sommer

Der Schweizer Sommer 2015 geht als Zweitwärmster in die 152jährige Messgeschichte ein. Im Mittel über die ganze Schweiz brachte er einen Wärmeüberschuss von 2.4 Grad im Vergleich zur Norm 1981–2010. Damit liegt der Sommer 2015 mehr als ein Grad über allen bisherigen Rekordsommern, mit Ausnahme des legendären Hitzesommers 2003. Dieser lag nochmals rund ein Grad über dem aktuellen Sommer 2015.

Die Grafik zeigt den Temperaturverlauf des Hitzesommers 2015 im Vergleich zur Norm der Jahre 1961 bis 1990. Dabei fällt auf, dass der Sommer 2015 sich deutlich von den bisherigen Werten abhebt. Nur der Sommer 2003 war im Schnitt heisser.

Heissester Juli seit Messbeginn

Der Juli war auf der Alpensüdseite, im Engadin, im Wallis und in der Westschweiz verbreitet der heisseste Monat seit Messbeginn. In den übrigen Gebieten gehörte er meist zu den drei heissesten Monaten in den über 150jährigen Aufzeichnungen.

Vom 1. bis zum 7. Juli 2015 erlebte die Schweiz eine der extremsten Hitzewochen seit dem Messbeginn vor über 150 Jahren. Die Monatstemperaturen lagen 3 bis 4 Grad über der Norm 1981-2010. Die durchschnittliche Tagesmaximum-Temperatur erreichte im Flachland der Alpennordseite 33 bis über 36 Grad.

Am Messstandort Genf war es mit 36.3 Grad praktisch gleich heiss wie während der Rekordwoche im Sommer 2003, welche 36.7 Grad brachte. Zum Abschluss der Hitzewoche registrierte Genf am 7. Juli 2015 mit 39.7 Grad die höchste je auf der Alpennordseite gemessene Temperatur. Der Sommer 2015 lieferte zudem den viertwärmsten August seit Messbeginn.

Die Tabelle zeigt Orte in der Schweiz, in welchen die durchschnittlich Monatstemperatur im Sommer 2015 die bisherigen Rekorde bricht.
Die höchsten bisherigen Monatstemperaturen (Monatsdurchschnitt) stammen in der Schweiz überwiegend vom Juli 2006 und vom August 2003. Ganz vereinzelt treten noch der Juni 2003 und der Juli 1983 als Rekordhalter auf.

Was bringt die Zukunft?

Zwei Hitzewellen hatten die Schweiz in diesem Sommer fest im Griff. Neben der klimatologischen Einordnung und dem Vergleich zum Hitzesommer 2003 kam dabei auch wiederholt die Frage nach möglichen zukünftigen Änderungen von Häufigkeit und Intensität von Hitzeperioden auf. Mit der erwarteten generellen Erwärmung scheint die Lage klar: Höhere Temperaturen = häufigere und intensivere Hitzeperioden.

Diese Gleichung kann als erste Näherung dienen. Bei genauer Betrachtung erkennt man jedoch schnell, dass die Situation deutlich komplexer ist. So spielen neben einer durchschnittlichen Erwärmung auch deren Jahresgang sowie Faktoren wie Änderungen in der Persistenz (d.h. der Beständigkeit) von Hitzeperioden und unterschiedliche Entwicklungen von Minimal-, Mittel- und Maximaltemperaturen eine Rolle.

Es zeigt sich dabei in der Tat, dass sowohl Häufigkeit als auch Intensität von sommerlichen Hitzeperioden deutlich zunehmen werden. Hitzewellen von 7 und mehr Tagen Länge, die heute im Mittelland  nur alle 3 Jahre oder noch seltener auftreten, werden Ende des 21. Jahrhunderts zur Normalität. Die maximalen Temperaturen während solcher Ereignisse werden ansteigen.

Grafik von MeteoSchweiz, welche aufzeigt, dass sich Hitzewellen in Zukunft häufen.

Hitzeperioden von weniger als 14 Tagen Länge können bereits deutliche und extreme Aus-wirkungen haben. Exemplarisch für die drei Stationen Zürich, Basel und Lugano und als Fortsetzung eines verwandten Beitrags zeigen sowohl Beobachtungen als auch die Klimamodelle ein relativ seltenes Auftreten solcher Ereignisse im heutigen Klima mit durchweg weniger als 0.5 Ereignissen pro Jahr (bzw. weniger als einem Ereignis pro zwei Jahren). Bis Ende des 21. Jahrhunderts zeigen sich deutliche Häufigkeitszunahmen. Für den Zeitraum 2070-2099 liegt der Mittelwert aller 14 Simulationen für Zürich bei ca. einem Ereignis pro Jahr, für Basel und Lugano sogar deutlich darüber. Spitzenwerte werden in Lugano mit ca. 2.5 Ereignissen pro Jahr erreicht. Längere Hitzeperioden sind in Zukunft also deutlich häufiger und intensiver zu erwarten.

Weiterführende Informationen

MeteoSchweiz:

Klimabulletin Sommer 2015
Hitzewelle: Eine klimatologische Betrachtung
Hitzewellen in der Schweiz: Was bringt die Zukunft?
Erläuterungen Hitzewarnungen

 

SRF Tagesschau, 6. Juli 2015: Die Gefahren der Hitze

Die Gefahren der Hitze

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