20 Januar 2016

Felssturz Wolhusen: Drohnengruppe leistet wertvolle Dienste

Am 11. Januar 2016 wurden die Bewohner von Wolhusen Markt (LU) durch einen gewaltigen Knall geweckt. Ein Fels war abgebrochen und in die Kleine Emme gerutscht. In der Folge wurde der Fluss gestaut und verursachte im Industriegebiet von Wolhusen Markt eine Überschwemmung. Die Zivilschutzorganisation EMME stand mit der Fachgruppe Drohne im Einsatz und lieferte den Geologen Bilder, um eine vertiefte Lagebeurteilung vornehmen zu können.

Die Luftaufnahme zeigt die gewaltigen Felsmassen, welche direkt in die Kleine Emme gestürzt sind
Gewaltige Felsmassen sind direkt in die Kleine Emme gestürzt

«Bitte um Rückruf wer verfügbar ist und sofort einrücken kann.»

So wurden die Eingeteilten der Fachgruppe Drohne der ZSO EMME nach dem Nothilfeeinsatz in Dierikon (LU) zu ihrem zweiten Ernstfalleinsatz aufgeboten. Nach dem Felssturz in Wolhusen Markt war eine detaillierte Aufklärung der gesamten betroffenen Sandsteinwand und insbesondere der Gesteinsmassen rund um die Abbruchkante erforderlich.

Dank mehreren Hundert Foto- und Videoaufnahmen, welche während des Einsatzes im Anschluss an das Schadenereignisses aufgenommen wurden, konnte die Arbeit der involvierten Spezialisten (Geologen, Felstechniker etc.) erheblich vereinfacht werden. Nach Aussage des verantwortlichen Geologen, Klaus Louis, sind die Aufnahmen für Auswertungen und zur Dokumentation Gold wert. Bislang musste hierfür auf einen kostspieligen Einsatz eines Helikopters, sofern diese Option auf Grund der Platzverhältnisse überhaupt zur Verfügung stand, zurückgegriffen werden.

Ein Mitglied der Fachgruppe Drohnen bei der Inbetriebnahme der Drohne.
Samuel Frank, Korporal ZSO EMME, bei der Inbetriebnahme der Drohne

Innerhalb von weniger als zwei Stunden nach Alarmierung nahmen die Zivilschützer am Schadenplatz auf Anweisung des verantwortlichen Einsatzleiters ihre Arbeit auf. Der Flug wird von drei speziell ausgebildeten Angehörigen des Zivilschutzes durchgeführt: Der Pilot ist für die Flugbewegungen der Drohne verantwortlich. Eine zweite Person bedient an Hand der in Echtzeit auf den Boden übertragenen hochaufgelösten Bildern die um 360-Grad schwenkbare Kamera. Eine dritte Person steht ununterbrochen in Kontakt mit dem Piloten und überwacht die Witterungsverhältnisse sowie allfällige Bewegungen innerhalb des Flugraumes und auf dem Boden.

Weitere Bilder der Fachgruppe Drohne gibt’s hier.

Dank dem Einsatz von GPS, GLONASS sowie optischen Stabilitätssensoren als Positionierungssysteme behält die Drohne selbst bei Windböen bis auf wenige Zentimeter genau ihre Position. Die modulare Bauweise erlaubt den Einsatz verschiedener Kamerasysteme (Wärmebild etc.), welche zusammen mit auf die Lichtverhältnisse angepassten Linsen eine optimale Bildqualität (4k Video / 12Mpx Foto) sicherstellen. Der eingesetzte Gimbal (3-Achsen-Stabilisator) sorgt für eine stabile Kameraführung während dem Flug.

Wertvolle Dienste durch Drohnen  

Die Fachgruppe Drohne wurde vor rund eineinhalb Jahren vom Kommando der ZSO EMME ins Leben gerufen. Sie unterstützt die Aufklärungsarbeiten der Abteilung Führungsunterstützung, welche als Leistungserbringerin des kantonalen Führungsstabes auch bei Einsätzen ausserhalb des Schutzgebietes zum Einsatz kommt, sowie die zahlreichen Partnerorganisationen bei der Bewältigung von Schadenereignissen. Major Armin Camenzind, Kommandant der ZSO EMME, ist überzeugt, dass die Fachgruppe Drohne auch inskünftig für die Führungsunterstützung wertvolle Dienste leisten kann und wird.

Ausbildung zum Drohnenpilot

Oberleutnant Mario Härdi, Abteilungschef Führungsunterstützung, legt bei der Auswahl besonderen Wert auf die Technikaffinität sowie die Feinfühligkeit der Zivilschützer. Doch nicht nur der Umgang mit der Drohne selber erfordert das notwendige Augenmass. Auch die Einschätzung der Wetterverhältnisse sowie die Wahrung der Privatsphäre müssen mit der notwendigen Sorgfalt erfolgen. Daneben muss die geltende Verordnung des Bundesamtes für Zivilluftfahrt BAZL jederzeit eingehalten werden. Die Eingeteilten der Fachgruppe Drohne werden dazu zweimal jährlich an Wiederholungskursen mit den aktuellsten Theoriegrundlagen vertraut gemacht und sammeln an Hand von Übungsszenarien Praxiserfahrung. Viele Kollegen sind zudem auch privat begeisterte Drohnenpiloten.

Neben den Aufnahmen für die Fachspezialisten entstanden beim Einsatz in Wolhusen Markt auch die folgenden eindrücklichen Videoaufnahmen:

Berichte zum Felssturz in Wolhusen

Felssturz: Steine flogen bis zu 200 Meter weit, Luzerner Zeitung 11.1.2016

Geologe Klaus Louis: «So etwas habe ich noch nie gesehen», 20 Minuten 11.1.2016

Gebäudeschäden von über einer Million Franken, NZZ 12.1.2016

Drohnen sollen weitere Katastrophen verhindern, 20 Minuten 14.1.2016

Kälte-Einbruch begünstigt die Aufräumarbeiten, 20 Minuten 18.1.2016

Bildergalerie der ZSO Emme, Facebook

Einsatzbericht der Feuerwehr Wolhusen

 

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