10 Juni 2016

Der Schutz vor Naturgefahren wird immer wichtiger

«Leben mit Naturrisiken» so lautete das Thema des internationalen Naturgefahren-Kongresses 2016 im KKL Luzern. Als Gastgeber fungierten das Bundesamt für Umwelt BAFU und der Kanton Luzern sowie weitere Kongresspartner. Rund 550 Fachleute aus aller Welt tauschten vom 30. Mai bis 2. Juni ihre aktuellen Erfahrungen und ihr Wissen über Naturgefahren aus. Dabei zeigte sich, dass der Schutz vor Naturgefahren eine Daueraufgabe ist. Angesichts des Klimawandels mit häufigeren und heftigeren Niederschlägen wird der Schutz in Zukunft immer wichtiger.

1968 in Klagenfurt/Österreich entstanden, hat sich die Plattform INTERPRAEVENT zu einem wohletablierten internationalen Expertennetzwerk zum Schutz vor Naturgefahren im europäischen Alpenraum entwickelt. Mit Partnern aus Japan und Taiwan ist zusätzlich auch der pazifische Raum vertreten. Nach 1992 in Bern fand der Fachkongress nun zum zweiten Mal in der Schweiz statt.

«Der Schutz vor Naturgefahren ist eine Daueraufgabe»

Marc Chardonnnens, BAFU
Für die Schweiz sind Naturgefahren und der Schutz davor ein immer wichtigeres Thema, sagte Marc Chardonnnens, Direktor des Bundesamtes für Umwelt BAFU.

Die Schweiz hat als Alpenland wegen ihrer Exponiertheit, Siedlungsdichte und Infrastruktur wie zum Beispiel den Bahnlinien vielfältige Herausforderungen im Bereich Naturgefahren. So lebt und arbeitet rund ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung in Gefahrengebieten und benötigt Schutz. Die Schweiz habe speziell nach dem Hochwasser 2005 gute, praktikable Lösungen erarbeitet, erläuterte BAFU Direktor Marc Chardonnes. Der Schutz vor Naturgefahren sei eine Daueraufgabe. Angesichts der Klimaerwärmung und heftigerer Niederschläge und Folgen wie Hochwasser oder Rutschungen werde diese wichtiger und komplexer.

Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser

Klar wurde auch, dass alle Akteure und Akteurinnen und die betroffene Bevölkerung frühzeitig eingebunden werden und verstehen müssen, dass es keinen absoluten Schutz vor Naturgefahren geben kann. Der Schlüssel zum Erfolg laute «Integrales Risikomanagement» so Hans Peter Willi,  Leiter der Abteilung Gefahrenprävention beim Bundesamt für Umwelt. Zudem könne jeder und jede Einzelne sich bereits vor dem Eintreten eines Extremereignisses vorbereiten und durch sein persönliches Verhalten entscheidend zur erfolgreichen Bewältigung beitragen. Den Menschen fehle hierfür aber oft das Bewusstsein. Die Bevölkerung solle mit verschiedenen Massnahmen weiter für die Gefahrenprävention sensibilisiert werden, sagte Willi.

Immer mehr Hochwasser und andere Naturgefahren

Beendet wurde der erste Kongresstag mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion zum Thema «Immer mehr Hochwasser und andere Naturgefahren vor der Tür – was heisst das für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft?» VertreterInnen von Versicherungen, Verwaltung und Bevölkerung diskutierten aktuelle Fragen rund um Naturgefahren wie Hochwasser, Rutschungen, Murgänge oder Felsstürze.

Praxisnahe Fachvorträge und Fachexkursionen

In den Fachvorträgen an der INTERPRAEVENT 2016 ging es um die Themen Governance und Strategien im Umgang mit Risiken, Datenerhebung und Modellierung, Gefahren- und Risikobeurteilung, Gefahren- und Risikoreduktion sowie Krisenmanagement. Allen gemeinsam war die Kernfrage: Was kann getan werden, um die Risiken von Naturgefahren zu verhindern oder zu minimieren? So zeigte Masaru Kunitomo (Japan) beispielsweise auf, wie Twitter bei Naturgefahren als Frühwarnsystem eingesetzt werden kann. Er erläuterte wie in Japan Rutschungen mit aus Twitter stammenden Informationen hervorgesagt werden konnten:

Die Referate, Beiträge und Abstracts der INTERPRAEVENT 2016 können hier heruntergeladen werden.

Am dritten Kongresstag konnten die Teilnehmenden an verschiedenen Fachexkursionen hautnah miterleben, wie die Schweiz die vielfältigen Herausforderungen im Bereich Naturgefahren angeht. In Guttanen (BE) an der Quelle der Aare wurden zum Beispiel die Auswirkungen der Klimaänderung auf Naturgefahren und das Risikomanagement aufgezeigt:

Weitere Impressionen des viertägigen Fachkongresses finden Sie hier.

Weitere Informationen:

Website Interpraevent 2016

Die wichtigsten Inhalte des BAFU zum Thema Naturgefahren

Nach dem Unwetter ist vor dem Unwetter NZZ, 01.06.2016

Radiobeitrag von SRF News 4, 30.05.2016

Die Fachkongresse der Internationalen Forschungsgesellschaft INTERPRAEVENT (mit Sitz in Österreich) finden alle vier Jahre in Europa und alternierend alle vier Jahre in Asien statt. Der nächste Fachkongress in Europa findet in 2020 statt, der nächste in Asien 2018 im Japanischen Toyama.

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