Hier sieht man einen Bereich des Melde- und Lagezentrums der NAZ.
30 April 2018

48-Stunden-Übung: Organisation, Zusammenarbeit und Durchhaltevermögen

Am Vormittag des 13. März 2018 ereigneten sich in der Umgebung Basel zahlreiche Erdbeben, die eine hohe Opferzahl sowie einen Zusammenbruch der Infrastruktur im Hauptschadengebiet zur Folge hatten. Jederzeit musste mit Nachbeben gerechnet werden. In einer solchen Situation gilt es, den Überblick zu behalten und möglichst alle relevanten Informationen einzuholen sowie auszuwerten – dies über einen längeren Zeitraum. Wie dieser Herausforderung begegnet werden kann, übte das Führungsgrundgebiet Melde- und Lagezentrum des militärischen Stabs Bundesrat NAZ während einer 48 Stunden dauernden Übung, die im Rahmen des März-WK in der Nationalen Alarmzentrale (NAZ) in Zürich durchgeführt wurde.

Intensive Vorbereitung

Die aufwändig ausgestaltete Übung wurde während eines vorherigen WK drei Tage lang geplant und durchstrukturiert. Die Übungsleitung und die Regie legten gemeinsam das Szenario fest, der Ablauf wurde in seinen Grundzügen bestimmt und die Schichtplanung wurde vorgenommen. An der Übung beteiligt waren 16 Personen, vier Personen übernahmen die Regie, die übrigen 12 Personen wurden in zwei Schichten eingeteilt. Diese Schichten dauerten jeweils sechs Stunden, was unter solchen Ausnahmebedingungen eine lange Zeitspanne darstellt.

So war schliesslich auch ein zentrales Ziel der Übung, die Kapazität während der gesamten Zeit aufrechtzuerhalten, auch in der Nacht. „Das Erproben der Durchhaltefähigkeit stand sicherlich im Vordergrund der Übung“, wie der Chef Melde- und Lagezentrum der NAZ, Florian Plattner, hierzu anmerkt. Weiter erforderte die Übung den Einsatz aller Personen der Sektion – das heisst, jede Einsatzposition wurde besetzt, nach Bedarf auch doppelt.

Das Drehbuch der Übung richtete sich nach den im Technischen Risikobericht 2015 des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS) systematisierten bevölkerungsschutzrelevanten Gefährdungen. Als grösste Risiken eingestuft werden die Gefährdungen Strommangellage, Pandemie, Hitzewelle, Erdbeben und regionaler Stromausfall.

Bis zu 300 Meldungen täglich

Im Raum Arlesheim BL ereigneten sich zahlreiche Erbeben mit Magnituden zwischen 4,8 und 6,6. Für die Übungsteilnehmenden bedeutete dies, sich möglichst rasch einen Überblick über die Zahl Toter, Verletzter und Obdachloser zu verschaffen. Laufend eingehende Meldungen zu Stromausfällen, beschädigten Nationalstrassen, eingeschränktem Bahnverkehr sowie zum Austritt chemischer Schadstoffe mussten in die Lagedarstellung aufgenommen werden. Für die Personen im Melde- und Lagezentrum bedeutete dies pro Tag bis zu 300 Meldungen der Partnerbehörden und über 100 telefonische Nachfragen.

Hier sieht man einen Bereich des Melde- und Lagezentrums der NAZ.
Aufgabe des Bereichs Melde- und Lagezentrum ist es, einen Überblick über die sich dynamisch verändernde Situation der betroffenen Region zu erhalten. Zahlreich eingehende Meldungen müssen verifiziert, ausgewertet und übersichtlich dargestellt werden.

In einem Rhythmus von sechs Stunden wurde ein Lagebericht erstellt, die von den Kantonen und anderen beteiligten Fachstellen eingeholten Informationen wurden laufend ausgewertet und in Form von Lagekarten und -Präsentationen verarbeitet. Auf diese Weise konnte ein Überblick der jeweils aktuellen Sachlage dargestellt werden.

Hier sieht man eine Lagekarte, auf der die fiktive Situation im Raum Basel nach den Erdbeben abgebildet wird.
Auf dieser Lagekarte wird die fiktive Situation im Raum Basel nach den Erdbeben abgebildet.

Grösste Herausforderung während des Übungsverlaufs waren sicherlich die Nachtschichten, insbesondere aus organisatorischer Perspektive. So mussten die Schichtübergaben gleitend geregelt sein, damit der Informationsfluss aufrechterhalten werden konnte, und auch an die Verpflegung musste gedacht werden. In dieser Hinsicht erforderte die Übung ein Zusammenspiel aller Bereiche der Organisation. Zusätzlich forderte die Dichte eingehender Meldungen über eine so lange Zeitdauer die Konzentration und Durchhaltefähigkeit der Teilnehmenden.

Hoher Trainingseinsatz

Pro Jahr arbeitet die NAZ 15 Tage mit dem militärischen Stab Bundesrat NAZ zusammen. Im Ereignisfall muss die Zusammenarbeit augenblicklich und reibungslos funktionieren, was einen hohen Trainingsaufwand erfordert. Im Sinne der Ausbildung wird daher viel Zeit in die Vorbereitung investiert, damit so realitätsnahe wie möglich geübt werden kann. Dass sich dieser Aufwand lohnt, verdeutlichte die zum ersten Mal durchgeführte 48-Stunden-Übung, die vom Miliz-Kader initiiert wurde. „Im Rahmen dieser Übung konnte die Durchhaltefähigkeit trainiert werden, Abläufe sowie Vorlagen überprüft und Schichtlängen erprobt werden“, so Florian Plattner. Es hat sich in diesem Zusammenhang gezeigt, dass auch unter hoher Belastung die verifizierten Informationen konsistent verarbeitet und verdichtet werden konnten, der Meldefluss eingehalten wurde und die Schichtwechsel fliessend funktionierten.

Künftig ist vorgesehen, jährlich eine Übung in diesem Umfang durchzuführen, um den Herausforderungen eines ausserordentlichen Ereignisses noch versierter begegnen zu können.

 

Die Struktur der Nationalen Alarmzentrale NAZ, als Fachstelle des Bundes für ausserordentliche Ereignisse, ist primär auf den Einsatzfall ausgerichtet. In einem Ernstfall werden die zivilen Mitarbeitenden der NAZ vom Stab BR NAZ unterstützt. Dieser besteht aus verschiedenen Sektionen mit gut ausgebildeten, qualifizierten Spezialisten, welche im Ernstfall innerhalb von vier bis sechs Stunden einsatzbereit sind. Im Einsatz funktioniert die NAZ als Stabsorganisation mit verschiedenen Führungsgrundgebieten FGG. In den Führungsgrundgebieten arbeiten zivile Spezialisten der NAZ Hand in Hand mit ihrer Verstärkung aus dem Stab BR NAZ.

 

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