#BSK23: Erfahrungen aus der Ukraine – Bevölkerungsschutz im Krieg
Am 9. November 2023 hat die Bevölkerungsschutz-konferenz (#BSK23) des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS) im Volkshaus in Biel/Bienne stattgefunden.
Die diesjährige BSK hat sich dem Thema „Erfahrungen aus der Ukraine – Bevölkerungsschutz im Krieg“ gewidmet. In den letzten Jahren haben sich nahezu alle Bevölkerungsschützerinnen und Bevölkerungsschützer in der Schweiz mit den Auswirkungen des Krieges auseinandergesetzt, sei es in den Bereichen Energiemangel, Schutzräume, Alarmierung, Flüchtlingswesen oder Terrorismus. Die Erfahrungen der Ukraine bieten wertvolle Erkenntnisse für den schweizerischen Bevölkerungsschutz. Ein internationaler Erfahrungsaustausch ist essenziell für erhöhte Sicherheit und Widerstandsfähigkeit. Um diese Erkenntnisse mit einem grösseren Publikum zu teilen, wurden Referentinnen und Referenten eingeladen, welche vor Ort in der Ukraine Erfahrungen gesammelt haben, sowie Expertinnen und Experten des Bundes und der Kantone.
Bundesrätin Viola Amherd eröffnet die #BSK23
Nach ersten einleitenden Worten von Michaela Schärer, Direktorin Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS), eröffnete Bundesrätin Viola Amherd, Chefin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) die #BSK23 und hiess die Teilnehmenden herzlich willkommen.
Wir wollen die Sicherheit der Bevölkerung in der Schweiz wahren, und dies nachhaltig.
Bundesrätin Viola Amherd, Chefin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS)
Als Vertreter der Berner Regierung begrüsste Regierungspräsident und Sicherheitsdirektor des Kantons Bern, Philippe Müller, die Gäste aus der ganzen Schweiz im Volkshaus in Biel. Er betonte dabei die Wichtigkeit des Bevölkerungsschutzes in einer Zeit der Unsicherheit.
Konkrete Erfahrungen aus der Ukraine
Die ehemalige Korrespondentin SRF in der Ukraine Luzia Tschirky sprach als erste Referentin an der #BSK23 über die Bedürfnisse der ukrainischen Bevölkerung im Krieg und schilderte eindrücklich ihre Wahrnehmungen der ersten Kriegstage.
Direkt aus Lviv zugeschaltet, berichtete Natalia Alekseeva, Vizebürgermeisterin von Lviv, über den Alltag einer Stadtregierung in der Westukraine. Flüchtlinge, Luftangriffe und Infrastrukturschäden prägen den Alltag des Bevölkerungsschutzes.
Schutzräume und Alarmierungssysteme im Fokus der #BSK23
Am Vormittag standen die Schutzräume im Mittelpunkt. Dabei erörterte Daniel Jordi, Leiter Zivilschutz und Ausbildung im BABS, die aktuelle Schutzbaukonzeption für die Schweiz. Die Schutzbauten seien zentrale Infrastrukturen in Kriegsszenarien, mit denen die Bevölkerung wirksam geschützt werden könne.
Direkt im Anschluss erklärte Christophe Bifrare, Vorsteher des Amts für Bevölkerungsschutz und Militär des Kantons Fribourg, die Herausforderungen im Zusammenhang mit Schutzräumen und Schutzanlagen aus Kantonsperspektive. Bifrare thematisierte das Problem, dass viele Anlagen heute für wichtige Aufgaben in der Gemeinschaft «zwischengenutzt» werden – als Musik-Übungsraum, Bibliothek oder Vereinslokal. Sie könnten schnell einsatzbereit gemacht werden, es bräuchte aber genauso rasch Ersatzlösungen für die Fremdnutzungen.
Zum Abschluss des Vormittags präsentierte Maja Riniker, Zivilschutzverbands-Präsidentin und Nationalrätin, ihre Überlegungen und Erkenntnisse im Zusammenhang mit Schutzräumen und Alarmierung. Sie unterstrich die Wichtigkeit, den Bevölkerungsschutz auf moderne Bedrohungsszenarien auszurichten – etwa indem Schutzräume flexibel dort zugänglich gemacht werden, wo die Menschen sich bei der Arbeit oder unterwegs aufhalten, anstatt nur auf den zugewiesenen Schutzplatz am Wohnort zu fokussieren.
Nach der Mittagspause folgte ein Referat von Valentine Hrytsenko, CMO von Ajax Systems, wobei er erklärte, wie innert weniger Tage nach Beginn des russischen Angriffes die App Air Alert lanciert wurde, um die Bevölkerung vor russischen Luftangriffen vorzuwarnen.
Austin L. Wright von der Universität Chicago zeigte in seinem Referat mithilfe von Bewegungsdaten von Mobiltelefonen auf, dass die Menschen in der Ukraine Luftalarme immer öfter ignorieren und «alarmierungsmüde» werden.
Zugeschaltet aus der Ukraine, teilte Viktor Vitovetsky, Direktor Abteilung für die Organisation von Katastrophenschutzmassnahmen, seine Erfahrungen mit der Alarmierung und Information durch die ukrainischen Behörden.
Zum Abschluss des Nachmittags folgte ein Referat von Gerald Scharding, Chef Nationale Alarmzentrale und Ereignisbewältigung im BABS, in welchem er über die aktuelle und geplante Alarmierung und Ereignisinformation in der Schweiz informierte. Scharding skizzierte die zentrale Bedeutung des Smartphones, das zum wichtigsten Informations- und Kommunikationsmittel der Bevölkerung geworden ist; verbreitungspflichtige Meldungen via Radio kommt – als vom Mobilnetz unabhängigem Kanal – weiterhin eine wichtige Rolle zu.
Die Konferenz wurde durch Michaela Schärer, Direktorin des BABS beendet. Dabei wies sie auf die Wichtigkeit des Bevölkerungsschutzes hin.
Der Bevölkerungsschutz nimmt eine Schlüsselstellung ein, wenn es darum geht, die Schweiz auf die neuen sicherheitspolitischen Realitäten auszurichten.
Michaela Schärer, Direktorin Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS)