ESA / P.Carril
8 März 2016

Internationale Meldungen über Near Earth Objects

Am 8. März 2016 passiert der Asteroid 2013 TX68 die Erde. Dabei wird er – ganz genau lässt sich das aufgrund der schmalen Datenbasis noch nicht berechnen – sich der Erde womöglich bis auf 17‘000 km nähern. Das ist immer noch eine sichere Distanz, aber für astronomische Verhältnisse sehr nahe, immerhin gibt es Satelliten, die in doppelt so grosser Distanz um die Erde kreisen. Was wäre, wenn nun ein Asteroid nicht nur knapp vorbei, sondern wirklich auf die Erde zurasen würde? Wie würde das die Schweiz, wie die Bevölkerung erfahren? Und wer wäre eigentlich für die rechtzeitige Information zuständig?

Kollisionen mit Asteroiden oder grösseren Meteoriten sind zwar selten, doch bergen sie – abhängig von der Grösse des Objekts – ein katastrophales Zerstörungspotential. Daten über diese sogenannten erdnahen Objekte (englisch: near earth objects, NEOs) werden weltweit mit Teleskopen und Radaranlagen erfasst und dem Minor Planet Center (MPC) der Internationalen Astronomischen Union in Cambridge (USA) geschickt. Diese Daten werden von verschiedenen Organisationen, so auch von der Europäischen Weltraumorganisation ESA, laufend auf Kollisionskandidaten überprüft. Die Resultate dieser Berechnungen sind hier einsehbar. Hier wird auch die sogenannte Risikoliste „risk list“ geführt, auf welcher alle bekannten Objekte mit Kollisionsrisiko eingetragen sind. Aktuell sind dies 524 Objekte. Bis heute sind aber viele Objekte unentdeckt – der Meteorit, der vor einigen Jahren in Tscheljabinsk (Russland) einschlug, war nicht auf der Liste der NEOs verzeichnet.

In den letzten Jahren wurde der Gefahr von Meteoriten international mehr Aufmerksamkeit zu Teil. Dank besserer Technologien steigt die Wahrscheinlichkeit, dass man solche Objekte frühzeitig entdecken und gezielte Schutzmassnahmen ergreifen kann. Die genauen Abläufe zur Orientierung der Mitgliedstaaten sind Gegenstand des ESA-Programms Space Situational Awareness, an welchem sich auch die Schweiz beteiligt. Im Zuge dieses Programms wird auch geplant, neue Teleskope zur Entdeckung und Beobachtung von NEOs zu beschaffen.

Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Meteoriten bereits vor einem Einschlag erfasst werden. In einem solchen Fall informiert die ESA umgehend die für den Bevölkerungsschutz zuständigen Behörden ihrer Mitglied-Staaten. In der Schweiz ist die Nationale Alarmzentrale die Kontaktstelle für solche Meldungen. Die NAZ würde die Meldung sofort verschiedenen Stellen beim Bund und den Kantonen weiterleiten und die Bevölkerung informieren. Ob und welche Massnahmen getroffen werden können, um sich vorzubereiten, hängt von den erwarteten Schäden und den Zeitverhältnissen ab.

Szenario Meteoriteneinschlag

Im Rahmen der Nationalen Gefährdungsanalyse wurde das Szenario eines Meteoriteneinschlags von einer Expertengruppe untersucht. Als Referenzereignis diente der oben erwähnte Einschlag bei Tscheljabinsk.

Dargestellt ist das Risiko des beschriebenen Szenarios zusammen mit den anderen
Risikodiagramm Meteoriteneinschlag: Dargestellt ist das Risiko des beschriebenen Szenarios zusammen mit den anderen Gefährdungsszenarien, die analysiert wurden.

Die Gefährdungsanalyse vergleicht die Eintretenswahrscheinlichkeit und das Schadensmass verschiedener Ereignistypen. Dabei konnte klar gezeigt werden, dass andere Szenarien ein viel grösseres Risiko darstellen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ausgerechnet unser kleiner Planet in den Weiten des Alls von einem grossen Asteroid getroffen wird, ist eben doch äusserst gering.

[UPDATE, 08.03.2016 15:00 Uhr]

Asteroid 2013 TX68 befand sich laut NEODyS-2 − auf das sich die ESA üblicherweise bezieht − am 7. März um 23:44 Uhr (UTC), respektive am 8. März um 0:44 Uhr (MEZ) am erdnächsten Punkt. Gemäss NASA zog er in 5 Millionen Kilometer Distanz an der Erde vorbei.

Weiterführend:

Asteroid, Meteorit, Komet: Wo liegen die Unterschiede? SRF, 29.01.2015

 

Mathias Gross, stv Chef Melde- und Lagezentrum, Nationale Alarmzentrale

 

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