Was macht eigentlich die Abteilung Bevölkerungsschutz des Amts für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär (BSM) des Kantons Bern?
In einem Satz: Was ist die Hauptaufgabe der Abteilung Bevölkerungsschutz des Amts für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär (BSM) Kanton Bern?
Unsere Hauptaufgabe ist, wie sich unschwer in der Bezeichnung der Abteilung ablesen lässt, die Koordination des Schutzes der Bevölkerung und ihrer Lebensgrundlagen bei Katastrophen und in Notlagen, wobei sich die Erarbeitung von vorsorglichen Planungen für die Ereignisbewältigung auf Stufe Kanton, die Unterstützung der Gemeinden bei ihren eigenen bevölkerungsschutzrelevanten Aufgaben oder die Schulung von Führungsorganen als konkrete Beispiele dafür nennen lassen.
Wer arbeitet in der Abteilung Bevölkerungsschutz?
Die Abteilung besteht aus der Abteilungsleitung, drei wissenschaftlichen Mitarbeitenden, die hauptsächlich mit kurz- und längerfristigen Projekten beschäftigt sind, aus der Fachstelle WARN/Naturgefahren (Schutz vor Naturgefahren/Notfallplanungen Wassergefahren, 1 Person) und der Fachstelle Schulung, welche die zivilen Führungsorgane ausbildet (3 Personen). Daneben teilen sich diese beiden Fachstellen eine Assistentin als Unterstützung für die administrativen Aufgaben. Also sind es insgesamt 9 Personen, davon zwei Frauen. Altersmässig ist das Team sehr heterogen aufgestellt (Mitte 20 bis ca. 60 Jahre).
Wie wird jemand im Amt für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär empfangen?
Worin besteht die wichtigste Veränderung seit der Gründung der Abteilung Bevölkerungsschutz? – Und was ist gleich geblieben?
Das BSM hat eine bewegte Geschichte mit vielen Wurzeln: Per 1996 wurde das 1965 gebildete Amt für Zivilschutz (AZ) und die 1972 geschaffene Zentralstelle für Katastrophenhilfe und Gesamtverteidigung (ZKG) zum Amt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (ABK) zusammengelegt. Mit der Schaffung der heutigen Polizei- und Militärdirektion wurde 1993 das Amt für Militärverwaltung und Betriebe (AMVB) gebildet. Per 2001 wurden ABK und AMVB zum Amt für Militär und Bevölkerungsschutz (AMB) fusioniert. Mit der Zuweisung der Aufgaben des früheren Amts für Sport entstand am 1. Januar 2004 das heutige Amt für Bevölkerungsschutz, Sport und Militär. Die Abteilung Bevölkerungsschutz innerhalb des BSM ist ein relativ junges Gebilde und entstand 2016 aus der Aufteilung der früheren Abteilung Zivil- und Bevölkerungsschutz (AZB) in zwei eigenständige Abteilungen (Zivilschutz und Bevölkerungsschutz). Viele Projekte, Studien und Entscheidungsgrundlagen die hier erarbeitet werden, erhalten wir als Auftrag vom Planungsstab des Kantonalen Führungsorgans (KFO).
Welches Projekt steht bei der Abteilung Bevölkerungsschutz aktuell im Vordergrund?
Da die Abteilung aus verschiedenen Fachstellen zusammengesetzt ist, ist es schwierig, nur ein Projekt zu nennen. Zurzeit wird z. B. ein Schulungsanlass für Gemeinden im Bereich KKW-Notfallvorsorge vorbereitet. Dieser Anlass ist zudem eine Vorbereitung auf die anstehende Gesamtnotfallübung (GNU), die vom 26.-28. September 2017 stattfinden wird. Dann wäre noch der Abschluss der Gefahrenanalyse 2015 zu nennen, die wir mit allen 352 Berner Gemeinden durchgeführt haben. Die erhobenen und konsolidierten Daten sind nun so weit aufbereitet, dass sie im Geoinformationsportal des Kantons veröffentlicht werden können. Als Teilprojekt zur Gefahrenanalyse entsteht zudem gerade eine neue Web-Infoplattform für Gemeinden und Führungsorgane – es läuft also einiges, wie Sie sehen!
Was wäre die Welt ohne Abteilung Bevölkerungsschutz?
Konzentrieren wir uns auf den Kanton Bern, so birgt wahrscheinlich Wilhelm von Humboldts Ausspruch „Denn ohne Sicherheit ist keine Freiheit“ den Kern unserer Arbeit: Wenn wir die von Natur, Technik und Zivilisation ausgehenden Gefahren für die Berner Bevölkerung frühzeitig erkennen und ihnen durch vorsorgliche Planungen entgegenwirken, schaffen wir sichere gesellschaftliche Rahmenbedingungen, in denen die Bürgerinnen und Bürger ihr Leben nach ihren Vorstellungen frei gestalten können.
Mit wem arbeitet die Abteilung Bevölkerungsschutz hauptsächlich zusammen?
Bevölkerungsschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Deswegen arbeiten wir mit einem Netzwerk von verschiedenen Partnern zusammen. Auf Kantonsebene sind dies in erster Linie die Einsatzorganisationen (Blaulichtorganisationen plus Zivilschutz), die verschiedenen Führungsorgane und die kantonalen Fachstellen, wie z.B. das Amt für Wasser und Abfall, das Tiefbauamt oder das Kantonale Laboratorium. Aber auch die Bevölkerung selbst muss ihren Teil zum Selbstschutz beitragen. Projektspezifisch gibt es immer wieder auch Schnittstellen zum Bund.
Was hat sich im Bereich Bevölkerungsschutz in den letzten 10 Jahren verändert?
Der Bereich Sicherheitspolitik unterzieht sich allmählich einem Wandel und somit verschiebt sich auch der Fokus unserer Aufgaben. In unserer hochtechnisierten Gesellschaft ist das Gefährdungsspektrum in den letzten Jahrzehnten breiter und komplexer geworden. Im sicherheitspolitischen Kontext hat der bewaffnete Konflikt, als mögliches Bedrohungsszenario, an Bedeutung verloren, dafür gibt es andere potentielle Gefährdungen, wie z.B. Cyberkriminalität, mit denen wir uns neu auseinandersetzen müssen. Diese „neuen“ Risiken sind zwar nicht erst seit 10 Jahren ein Thema, dennoch gewinnen sie zunehmend an Bedeutung. In der kantonalen Vorsorgeplanung sind sie deshalb dringend zu berücksichtigen.
Welche Unternehmenskultur ist derjenigen der Abteilung Bevölkerungsschutz am ähnlichsten:
· Siliconvalley-Firma
· Bank
· Eventagentur
· Geheimdienst
Von den zur Auswahl stehenden Möglichkeiten ist die Abteilung Bevölkerungsschutz am ehesten mit einer Eventagentur zu vergleichen. „Event“ lässt sich ja mit „(Gross-)Ereignis“ übersetzen, und viele unserer Arbeiten geschehen im Hinblick auf mögliche Ereignisse, wenn auch von etwas anderer Natur. Wie in einer Eventagentur, bildet das sorgfältige Vorbereiten und Planen, d.h. die Ideenentwicklung und Konzeptionierung, den Ausgangspunkt für eine optimale Bewältigung eines Ereignisfalls.
Ein gut gehütetes Geheimnis der Abteilung Bevölkerungsschutz ist …?
…dass der Ficus im Gang des 2. Stocks nicht echt ist!
Was denken Aussenstehende über die Abteilung Bevölkerungsschutz – und wie ist es in Wirklichkeit?
Wir sind im Alltag ständig mit Gefährdungen und deren Auswirkung auf die Bevölkerung konfrontiert. Dazu sind wir erstens stark vernetzt und verfügen über entsprechende Kontakte und Infrastrukturen. Zweitens kümmern sich Katastrophen nicht um Grenzen. Koordination und Zusammenarbeit sind also zwingend. Drittens haben Sicherheit und Bevölkerungsschutz grosses Gewicht und, viertens, ist der Bevölkerungsschutz föderalistisch aufgebaut. Eine „Spezialität“ des Kantons Bern ist dabei die teilweise Weiterdelegation von Zuständigkeiten an die Gemeinden, wobei der Kanton (hier: das BSM) als Steuerungs- und Koordinationsinstanz eine für das Grundsystem unverzichtbare Funktion erfüllt.
Viele Ereignisse bzw. deren Bewältigung haben die Einsatztauglichkeit des Partnernetzwerks Bevölkerungsschutz im Kanton Bern wiederholt positiv bestätigt. Und genau so wird er – und damit auch die Abteilung Bevölkerungsschutz – von aussen wahrgenommen.