17 April 2015

Rückblick März: Unwetterjahr 2014, UNO Katastrophenschutz-Konferenz & AKW-Notfallvorsorge

Was wurde in den vergangenen Wochen zu Vorsorge, Katastrophen- und Bevölkerungsschutz in den Print- und Onlinemedien sowie im Fernsehen berichtet? Welche News gab es aus den Einsatzorganisationen, Fachstellen und Kantonen? In der Rubrik «Gesehen, gehört, gelesen» stellen wir monatlich spannende Medienbeiträge und Neuigkeiten zu Themen rund um den Bevölkerungsschutz zusammen.

Unwetterjahr 2014

Hochwasser, Erdrutsche und Steinschläge haben im vergangenen Jahr in der Schweiz Schäden in der Höhe von rund 100 Millionen Franken angerichtet. Das ist deutlich weniger als im langjährigen Mittel, berichtete die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL Mitte März. Insgesamt 6 Todesopfer forderten die Ereignisse, 5 davon wurden allein durch Erdrutsche verursacht. Das sind mehr als in den Jahren zuvor.

Der grösste Teil der Schäden ist auf Hochwasser zurückzuführen

Unwetter in Altstätten. Die Folgen des Schäden sind deutlich zu sehen
Schäden der Unwetter in Altstätten SG. Foto: KFS SG

Die Hochwasser in der Schweiz verursachten im Jahr 2014 Schäden in der Höhe von rund 90 Millionen Franken. Ein besonders grosses Ausmass erreichten die Unwetter von Altstätten SG und im Gebiet um Schangnau BE im Juli, sowie das Hochwasser im Tessin vom November. Der Kanton Bern will nun mehr Geld für den Hochwasserschutz im Schangnau und an der Simme einsetzen, berichtete der Bund vor Kurzem. Über die fast pausenlosen Einsätze der Feuerwehren während den Unwettern im Emmental 2014 berichtete zudem die Berner Zeitung.

UNO Katastrophenschutz-Konferenz

Vom 14. bis 18. März fand in Sendai, Japan, die 3. United Nations World Conference on Disaster Risk Reduction WCDRR statt. Die WCDRR ist die Konferenz der Vereinten Nationen (UN) zur internationalen Strategie für Katastrophenprävention und -vorsorge. Unter der Leitung von Bundesrat Didier Burkhalter nahm eine Schweizer Delegation teil. Auch das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS war an der Katastrophenschutz-Konferenz durch Direktor Benno Bühlmann vertreten.

Die Schweizer Delegation berät sich.
Schweizer Delegation: vorne: Benno Bühlmann (BABS) & Didier Burkhalter (EDA) hinten: Arno Wicki (DEZA) & Josef Hess (BAFU)

Bundesrat Burkhalter präsentierte in seiner Rede die Schweizer Position für einen neue internationale Strategie und betonte die Wichtigkeit der Katastrophenvorsorge zur Sicherung der nachhaltigen Entwicklung:


Die anschliessenden Verhandlungen für das neue Rahmenprogramm verliefen ziemlich harzig – so musste aufgrund der Verlängerung kurzfristig noch ein Notvorrat für die Teilnehmenden organisiert werden:

Zum Ende der Konferenz konnte das neue Rahmenprogramm Sendai Framework for Disaster Risk Reduction 2015 – 2030 und die Sendai Deklaration schliesslich doch noch verabschiedet werden. Die Schweizer Delegation zeigte sich mit dem Resultat zufrieden: „Der erfolgreiche Abschluss der Sendai Konferenz zeigt, dass die Staatengemeinschaft sich gemeinsam und unter Einbezug allen verfügbaren Wissens und Mittel vor Katastrophen schützen will. Hier kann und will die Schweiz engagiert und kompetent einen wertvollen Beitrag leisten“, sagte Manuel Bessler, der Delegierte des Bundesrates für humanitäre Hilfe und Leiter der Schweizer Delegation in Sendai.

Vier Jahre nach Fukushima

Zum vierten Mal jährte sich am 11. März 2015 die Katastrophe von Fukushima. Während einer Schweigeminute wurde in Japan an die Opfer des Erdbeben-, Tsunami- und Atom-Unglücks von 2011 gedacht.  Unterdessen leben immer noch viele Japaner im eigenen Land im Exil, weil einige Gebiete um das Atomkraftwerk Fukushima weiterhin stark kontaminiert und unbewohnbar sind – und wo die  Gebiete von der Regierung als wieder bewohnbar erklärt wurden, trauen sich viele Menschen nicht zurückzukehren.

Das Schweizer Fernsehen widmete sich mit dem Schwerpunkt «Atom» dem Atom-Unglück von Fukushima. So berichtete das Wissensmagazin «Einstein» am 19. März auf SRF 1 über die AKW-Notfallvorsorge und spielte mit Flurin Simeon von der Nationalen Alarmzentrale im BABS und Daniel Storch vom Bundesamt für Gesundheit BAG den Ernstfall durch.  Die beiden Experten beantworten darin wichtige Fragen wie: Wo muss ich bei einen AKW-Unfall hin?  Was mache ich eigentlich mit meinen Haustieren?  oder: Könnte ich das Leitungswasser noch trinken?

Der Beitrag informiert zudem über die vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS in Auftrag gegebene und von der ETH Zürich erarbeitete Evakuierungsstudie.

Gefährdungsanalyse im Kanton Graubünden

Der Kanton Graubünden präsentierte Anfang März eine Studie über die vom Amt für Militär und Zivilschutz erarbeitete Gefährdungsanalyse. Mithilfe des vom BABS bereit gestellten Leitfadens KATAPLAN wurden 23 relevante Gefährdungen identifiziert und deren Risiken beurteilt, um eine Übersicht über das Gefahrenpotenzial im Kanton zu erhalten.
So stellt das grösste Risiko für den Kanton Graubünden
überraschenderweise nicht eine Naturgefahr, sondern eine Pandemie dar – gefolgt von Unwetter, Erdbeben und Stromausfall.

Kreislauf des integralen Risikomanagement
Kreislauf des integralen Risikomanagements im Bevölkerungsschutz aus dem Leitfaden KATAPLAN 2013

Hans Gasser, Leiter des Amtes für Militär und Zivilschutz Graubünden, äusserte sich im SRF Radio-Interview zu den Ergebnissen der Studie: «Auch mich hat das Resultat überrascht. Aber es ist klar: Eine Naturkatastrophe kann Menschenleben bedrohen, niemals so viele wie eine Pandemie.»
Auf dieser Grundlage soll der Bevölkerungsschutz im Kanton Graubünden nun weiter verbessert werden. Geprüft wird unter anderem, ob die bisherigen Massnahmen zur Risikoreduktion noch ausreichend sind.

Sonnenfinsternis

Die partielle Sonnenfinsternis vom 20. März verdunkelte zwischen 08.40 und 12.50 Uhr den Schweizer Himmel. Was aber hat eine Sonnenfinsternis mit Bevölkerungsschutz zu tun? Stromnetzbetreiber in ganz Europa – vor allem aus Ländern, die einen hohen Anteil ihrer Stromproduktion aus Solarenergie beziehen – befürchteten bei schönem Wetter durch den plötzlichen Ausfall der Sonnenenergie erhebliche Schwankungen im Stromnetz. Diese hätten im schlimmsten Fall zu einem Blackout führen können.
Zwar beträgt der Anteil des Solarstroms in der Schweiz nur rund 1 Prozent der gesamten Strommenge, ein plötzlicher Ausfall der Sonnenenergie hätte aber auch in der Schweiz zu Problemen führen können, da der betreffende Anteil in Europa insgesamt deutlich höher liegt (rund 10 Prozent) und Europas Stromnetz grenzüberschreitend stark verknüpft ist.


Aus diesem Grund bereitete sich auch die Nationale Netzgesellschaft
Swissgrid intensiv auf diesen Tag vor. Swissgrid konnte die Schwankungen in Stromnetz während der Sonnenfinsternis 2015 problemlos kompensieren und es kam zu keinen Stromunterbrüchen.

Stromausfall in Holland & Türkei

Gleich zwei grosse Blackouts legten kurz nacheinander in Amsterdam (27.03.2015) sowie in weiten Teilen der Türkei (31.03.2015) das Stromnetz lahm. Beide Strompannen konnten wieder unter Kontrolle gebracht werden.
Für die Türkei war es der schwerste Blackout seit Jahren. In verschiedenen Gebieten und Grossstädten kam der Verkehr samt U-Bahnen und Ampeln sowie das Geschäftsleben zum Stillstand. Die Ursache sei vermutlich ein Fehler im Netz. Ein Cyber-Angriff konnte nach Berichten in den Medien nicht ausgeschlossen werden.

Unter den Hashtags  #TurkeyBlackOut  sowie  #Stroomstoring konnte man auf Twitter aktuelle Meldungen über die beiden Stromausfälle verfolgen.

Ausserdem:

  • Am 17. März fand in Weggis unter der Gastgeberschaft der Zivilschutzorganisation Emme der kantonale Kommandanten-Rapport statt. Bilder dazu gibt es hier.
  • Die Feuerwehren Belp, Kehrsatz und Wald führten am 23. März im Heim Kühlewil eine Atemschutzübung durch und übten die Zusammenarbeit. Die Bilder hier.
  • Im März lief auf dem Fernsehsender 3+ die dritte Staffel der Serie «Notruf – Retter im Einsatz». Die Kantonspolizei und der Rettungsdienst Zürich sowie die Berufsfeuerwehr von Schutz und Rettung Zürich wurden bei verschiedensten Einsätzen begleitet.  Alle Folgen sind online.
  • Zyklon Pam verwüstete Mitte März die Insel Vanuatu und schnitt zehntauschende Menschen von der Umwelt ab. Immer häufiger werden zur Bewältigung grosser Katastrophen wie bei Zyklon Pam Social Media gezielt eingesetzt. Dieser Beitrag berichtet darüber (Englisch).

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