19 Dezember 2016

Stabsübung mit dem Kantonalen Führungsstab Graubünden

Am Dienstag, 29. November, um 15:30 Uhr entgleiste ein Güterzug der SBB im Bereich des Bahnhofs Domat/Ems. Er war mit verschiedenen, potenziell gefährlichen Chemikalien beladen auf dem Weg in Richtung Emserwerk. Der entgleiste Wagen stiess mit einem entgegenkommenden Glacier Express der Rhätischen Bahn zusammen. Die Lokomotive des Glacier Express entgleiste ebenfalls und riss ein Leck in den Güterwagen. Von den 146 Passagieren im Glacier Express – viele von ihnen Touristen aus Japan – wurden 46 leicht verletzt, 17 schwer verletzt und 10 kamen ums Leben. Das ausgetretene Gefahrengut «Epichlorhydrin» aus dem Zisternenwagen erschwerte die Rettung erheblich und löste eine Evakuation der Bevölkerung in einem Radius von etwa 300 Meter um das Ereignis aus.

Das Bild zeigt einen Kartenausschnitt, in dem die Zugstrecke rot eingezeichnet ist. Die Zugstrecke führt von Disentis über Chur nach St. Moritz. Zwischen Disentis und Chur ist eine rote Explosion eingezeichnet, der die Stelle des Zugunglücks markiert.
Im Bereich des Bahnhofs Domat/Ems im Kanton Graubünden sind zwei Züge zusammengestossen – ein mit Chemikalien beladener Güterzug sowie ein Glacier Express, in dem sich 146 Passagiere befanden.

Was nach einem Horrorszenario klingt, war zum Glück in diesem Fall bloss ein Übungsszenario. Die Stabsübung begann am 29. November um 17:00 Uhr und dauerte bis am Mittwoch, 30. November um 16:00 Uhr. Unter der Leitung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz (BABS) wurden die Kantonspolizei und der Kantonale Führungsstab Graubünden beübt. Unterstützt wurden sie von Mitarbeitern der Einsatzzentrale und der Führungsunterstützung.

Das Bild zeigt eine Fotocollage. Oben rechts ist ein gestelltes Bild einer Lokomotive, die auf der Seite liegt. Mehrere uniformierte Personen stehen um die Lokomotive herum. Das Bild oben rechts zeigt ein auf dem Gleis stehenden Güterzug. Eingeschoben in der Mitte sind verschiedene Piktogramme, welche die Gefahr verdeutlichen. Unten im Bild ist ein Glacier Express in voller Länge aus der Luft fotografiert abgebildet. Zuunterst sind weiter noch die Logos der Kantonspolizei Graubünden und des Kantonalen Führungsstabs.
Die Stabsübung dauerte vom 29.-30. November 2016.

Hintergrund

Hintergrund dieser Übung war ein im Jahr 2015 über den Bevölkerungsschutz im Kanton Graubünden erlassenes Gesetz. Neu wird bei der Bewältigung eines bevölkerungsschutzrelevanten Ereignisses zwischen der Akutphase und der Wiederherstellungsphase differenziert. Entscheidend ist hierbei, dass die Führung in den unterschiedlichen Phasen klar geregelt und getrennt ist: In der Akutphase übernimmt die Kantonspolizei die Leitung, während für die Wiederherstellungsphase die Führung an den Kantonalen Führungsstab übergeben wird. Um die Funktionalität dieses Führungswechsels zu testen, wurde entschieden, im November 2016 diese Übung durchzuführen.

Ablauf

Das Bild ist eine Fotografie eines Posters, das während der Übungsplanung erstellt wurde. Der Titel lautet: Ablauf SU GEX. Eine Zeitachse unterteilt die Übung in vier Phasen von links nach rechts: rot, blau, grau und grün. Die rote Phase beginnt um 15:30 Uhr mit dem fiktiven Aufgebot von Polizei, Feuerwehr und Sanität. Es passiert eine fiktive Aufarbeitung und Evaluation der Schadenlage. Die blaue Phase ist die Akutphase, in der die Kapo Graubünden die Führung übernimmt. Die aufgeführten Punkte sind: Orientierung Schadenplatz Kommandant, Auftritt Vertreter der SUST, Pendenzenliste zu Gunsten des KFS. Die graue Phase ist die Nachtruhepause. Darauf folgt die grüne Wiederinstandstellungsphase. Dazu gehören: Kommunikation, Betreuung Bevölkerung / Passagiere, Internationale Kontakte / Forderungen, Politik, SUST und die Bewältigung der weiteren Komplikation Unwetter und Sturm.
Am Dienstag 29. November begann die Übung mit dem fiktiven Aufgebot der Blaulichtorganisationen. Die Kapo Graubünden übernahm in der Akutphase die Führung – übergab sie am folgenden Tag für die Wiederherstellungsphase an den Kantonalen Führungsstab.

Am Dienstag, 29. November wurden die Beübten der Kantonspolizei sowie des Kantonalen Führungsstabs in die Übung eingeführt. Sogleich begann auch die Akutphase. Um 8 Uhr früh am Mittwochmorgen wurde der Reststab in die Übung eingeführt. Es folgte ein Besuch des Regierungspräsidenten. Um 9 Uhr begann die Aufarbeitung der Ergebnisse der Akutphase und somit der Übergang zur Wiederherstellungsphase. Die ab 9:30 Uhr erfolgte animierte Stabsübung beinhaltete sowohl Stabsarbeit als auch einen Stabsrapport mit dem ganzen Stab. Nach einer Mittagspause konnte unter der Leitung des Stabschefs eine Selbstbeurteilung gemacht sowie mit den Aufräumarbeiten begonnen werden. Zum Schluss wurden die Übungsziele und die Selbstbeurteilung besprochen sowie mit dem Fremdbild ergänzt. Daraus wurden einige Schlussfolgerungen gezogen und das weitere Vorgehen bestimmt.

Ziele und Folgerungen

Es wurden verschiedene Übungsziele festgelegt, unter anderem in den Bereichen Führungsprozesse, Übergang zwischen den Phasen, Führungsunterstützung, Führung und Organisation der Fachbereiche und Öffentlichkeitsarbeit. Das Hauptziel der Übung, den Übergang von der Akut- zur Wiederinstandstellungsphase zu trainieren, wurde erreicht. Die Angehörigen der Polizeiführung und des Kantonalen Führungsstabs konnten sich besser kennen lernen und ihr Verständnis gegenüber dem anderen Partner festigen. Im Bereich der Stabsarbeit können die einzelnen Führungstätigkeiten, insbesondere die Problemerfassung, noch optimiert werden. Das Zusammenspiel mit den in der Regie supponierten Blaulichtorganisationen auf dem Schadenplatz funktionierte zielführend. Das Engagement jedes einzelnen Übungsteilnehmers war äusserst beeindruckend.

 

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