17 Februar 2017

Ski WM 2017 – Interview mit Benno Bühlmann, Direktor Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS

Im Rahmen der diesjährigen Ski WM in St. Moritz haben wir ein Interview mit dem Direktor des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz, Benno Bühlmann, geführt. Im Interview erzählt er von den Einsätzen des Zivilschutzes sowie deren Partnern. Auch über die Funktion des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz bei einem solchen Grossevent sprach er mit uns.

Herr Direktor Bühlmann, zurzeit verfolgt die Schweiz intensiv die Wettkämpfe der alpinen Ski WM in St. Moritz. Sie auch?

Selbstverständlich schaue ich mir auch gerne die Wettkämpfe an, allerdings komme ich eigentlich nur abends dazu. Natürlich schaue ich die Ski WM besonders gerne, weil unsere Schweizer Athletinnen und Athleten die Medaillen abräumen. Leider konnte ich nicht selber nach St. Moritz gehen, aber es macht auch von Bern aus Freude, die Siegesfahrten und Siegesmomente im Fernsehen zu sehen.

Welchen Bezug haben Sie persönlich zum Skisport? Gehen Sie selber auf die Piste?

Ja, ich gehe selber gerne auf die Piste. Es ist ein schöner Sport. Verglichen zu früher komme ich leider immer weniger dazu. Ausserdem habe ich beruflich einmal ein Projekt geleitet, bei dem es um die Fusion zweier Skigebiete ging. dadurch schaue ich die Infrastruktur in den Ski-Gebieten heute auch noch aus einem ganz anderen Blickwinkel an. Ich kann einigermassen einschätzen, was alles dahintersteckt: Wie gross der Kostenaufwand ist vor allem. Aber auch was es alles braucht, um die erforderlichen Bewilligungen zu erhalten. Vor diesem Hintergrund finde ich beeindruckend, wie St. Moritz eine derartige Grossveranstaltung bewältigt.

In St. Moritz ist der Zivilschutz im Einsatz zur Unterstützung der WM-Organisation. Finden Sie das richtig?

Ja, es ist vorgesehen, dass der Zivilschutz bei Veranstaltungen mit einer grossen öffentlichen Bedeutung Unterstützung leistet. Das ist auch im Gesetz so festgelegt. Solche Veranstaltungen könnten ohne die Unterstützung des Zivilschutzes und der Armee kaum noch durchgeführt werden. Und es ist auch für den Zivilschutz selber sinnvoll: Die Hauptaufgabe des Zivilschutzes ist der Schutz der Bevölkerung bei Katastrophen und Notlagen. Nun ist die Ski WM in St. Moritz, wenn man den Medaillenspiegel anschaut, ja alles andere als ein Katastropheneinsatz … Aber bei diesen Einsätzen trainieren die Zivilschutzorganisationen Fähigkeiten, die sie auch für die Bewältigung von Katastrophen und Notlagen benötigen.

Statt dass der Zivilschutz eine Trockenübung macht, übt er also gleichsam mit einer konkreten Aufgabe, die zudem noch einen öffentlichen Nutzen bringt.

So ist es. Bei einem solchen Einsatz werden die individuellen Fertigkeiten der Zivilschützer ausgebildet. Vor allem aber wird die Zusammenarbeit gestärkt: die interkantonale Zusammenarbeit im Zivilschutz selber, die Zusammenarbeit mit den anderen Partnerorganisationen im Bevölkerungsschutz, mit den zivilen Führungsorganen, mit der Armee. Genau das ist ein Schlüsselfaktor für die erfolgreiche Bewältigung von Katastrophen und Notlagen.

Vor Ort sind Zivilschützer aus den Kantonen Graubünden, Zürich und St. Gallen im Einsatz. Welche Rolle hat eigentlich das BABS?

Bei der Ski WM handelt es sich um einen Sportanlass von nationaler Bedeutung. Bei solchen Veranstaltungen übernimmt der Bund die Finanzierung der Zivilschutzeinsätze. Daher müssen wir, das Bundesamt für Bevölkerungsschutz, den geplanten Einsatz des Zivilschutzes auch bewilligen. In diesem Rahmen überprüfen wir natürlich genau, ob der Einsatz den rechtlichen Vorschriften entspricht.

Welchen Umfang haben die Unterstützungsleistungen des Zivilschutzes in St. Moritz?

Es sind rund 3‘000 Manntage bewilligt worden – mehr  als der Zivilschutz des Kantons Graubünden alleine bewältigen kann. Durch die Unterstützung aus Zürich und St. Gallen konnten wir dem Rechnung tragen. Gerade diese interkantonale Zusammenarbeit finde ich sehr wertvoll: Gegenseitige Hilfe hat in der Schweiz Tradition – und auch ein Katastrophenfall macht keinen Halt vor Kantonsgrenzen.

Neben dem Zivilschutz ist in St. Moritz auch die Armee zur Unterstützung im Einsatz.

Grundsätzlich ist es so, dass bei solchen Einsätzen primär der Zivilschutz zum Zug kommen soll; erst wenn dies nicht genügt, wird zusätzlich die Armee eingesetzt. Angesicht der Grösse und Bedeutung der Ski WM braucht es die Armee dort unbedingt. Vor Ort arbeiten beide Organisationen dann eng zusammen.

Mit welchen Partnern arbeitet der Zivilschutz sonst noch zusammen?

Die Kantonspolizei hat sicher viele Aufgaben im Sicherheitsbereich. Das Gesundheitswesen mit den Rettungsdiensten ist auch ein wichtiger Teil eines Sportanlasses diesen Umfangs. Dazu kommen Führungsorgane, Infrastrukturpartner, das OK der WM – und wahrscheinlich noch einige mehr. Der Zivilschutz ist ja grundsätzlich auch ein Durchhalteelement zur Unterstützung der Partner, insbesondere der Blaulichtorganisationen.

Und wie funktioniert die Zusammenarbeit mit diesen Partnern sonst – in einer Katastrophensituation?

Der Bevölkerungsschutz umfasst die Partnerorganisationen Zivilschutz, Polizei, Feuerwehr, Sanitätswesen und technische Betriebe. Die Bewältigung einer Katastrophe oder Notlage kann nur im Verbund erfolgreich sein: Es geht nur miteinander. Dies gilt ganz besonders, wenn wir von einer nationalen Katastrophe ausgehen, bei der nicht nur einzelne Kantone betroffen sind. In solchen Situationen braucht es alle Partner des Bevölkerungsschutzes und es braucht Nachbarschaftshilfe.

 

Interview: Kurt Münger und Ivana Marty, Kommunikation BABS

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