Tique sur fond vert
2 Juni 2017

Zeckengefahr auch in städtischen Gebieten

Vor Zecken ist man auch in städtischen Gebieten nicht sicher. Dies zeigt eine aktuelle Studie des Nationalen Referenzzentrum für zeckenübertragene Krankheiten NRZK im Labor Spiez. 2016 wurden dazu in städtischen Gebieten Zecken der Art Ixodes ricinus, die in der Schweiz am häufigsten vorkommende Zeckenart, gesammelt. Daraufhin untersuchten die Forscher die gesammelten Zecken im Labor auf das Vorhandensein verschiedener Krankheitserreger. Etwa ein Drittel der Zecken war Träger von mindestens einem potenziellen Krankheitserreger.

In den vergangenen Jahren hat sich die Verbreitung der Zeckenart Ixodes ricinus und das damit verbundene Risiko zeckenübertragener Erkrankungen auch in städtischen Gebieten erheblich vergrössert. Bisher gibt es nur sehr wenige Daten zu Infektionsraten von Zecken mit verschiedenen Krankheitserregern in städtischen Gebieten. Das Nationale Referenzzentrum für zeckenübertragene Krankheiten im Labor Spiez untersuchte deshalb in einer Studie das Vorkommen verschiedener Krankheitserreger bei insgesamt 1‘078 gesammelten Zecken (davon 66 Larven, 740 Nymphen, 138 Männchen und 135 Weibchen).

Methode

Für das Sammeln der Zecken wurden 45 Sammelstellen in städtischen Gebieten der Schweiz festgelegt. Die Zecken wurden mittels Flagging durch Spezialisten des ABC Abwehrlabor 1 gesammelt. Beim Flagging wird ein etwa 1m2 grosses weisses Tuch an einem Stock befestigt. Diese „Fahne“ wird dann über Boden, Gräser, Büsche und Sträucher gezogen. Lauernde Zecken verwechseln das Tuch mit einem Wirt und halten sich an diesem fest.

Anschliessend wurden die Zecken in einer speziellen Lösung  für die weitere Untersuchung im Labor homogenisiert und die Nukleinsäuren herausgefiltert. Die Proben wurden daraufhin auf die Anwesenheit der relevanten durch Zecken übertragene Krankheitserreger untersucht.

Resultate

Die 1078 gesammelten Zecken der Art Ixodes ricinus wurden an 18 Standorten gesammelt; an 27 Standorten wurden keine Zecken gefunden. Da die Zahl der gesammelten Zecken stark von Ort zu Ort schwankte, war es nicht möglich, eine standortspezifische Rate für die Krankheitshäufigkeit zu ermitteln. Stattdessen wurden die Anzahl neuer Infektionen während einem bestimmten Zeitraum berechnet (Gesamtinfektionsraten).

Das wichtigste in Kürze: Insgesamt waren 33 % der Zecken Träger von mindestens einem potenziellen Krankheitserreger. Rund 7 % waren sogar mit 2 oder mehreren Erregern infiziert:

  • Es wurden vier Arten des Lyme Borreliose Erregers sowie weitere weniger bekannte Krankheitserreger gefunden
  • Keine der gesammelten Zecken wies Erreger des Zeckenenzephalitis Virus (FSMEV) auf. Dies unterstützt die Hypothese, dass das Risiko einer Infektion mit diesem Erreger in städtischen Gebieten eher gering ist.
Grafik mit den Messdaten der Zecken und deren Krankheitserreger.
Urbane Gebiete, in denen die Anwesenheit von Pathogenen in Ixodes ricinus Zecken analysiert wurde. Die Zeckensammlung war an 18 Standorten erfolgreich. Die Balkenlänge widerspiegelt die an den verschiedenen Standorten gesammelte Anzahl Zecken. Das Verhältnis der Zecken, die keinen, einen, oder mehrere Erreger trugen, ist (in derselben Reihenfolge) durch die Farben Grün, Orange und Rot gekennzeichnet.

358 Zecken (33,21 %) waren Träger von mindestens einem potenziellen Krankheitserreger: 287 Zecken (26,62 %) waren mit einem Erreger infiziert, 64 (5,94 %) mit zwei und 7 (0,65 %) mit drei Krankheitserreger. Zecken, die mit mehreren Erregern infiziert sind, können auch gleichzeitig mehrere Erreger auf den Menschen übertragen. Dies kann Folgen für den Krankheitsverlauf haben.

In der Studie konnte die die Anwesenheit von unterschiedlichen Krankheitserregern in Ixodes ricinus Zecken in städtischen Gebieten der Schweiz dokumentiert werden. Die Infektionsraten der Zecken mit den verschiedenen Krankheitserregern waren mit jenen ländlicher Gebiete vergleichbar. Die Gefahr, sich mit einer durch Zecken übertragenen Krankheit zu infizieren, existiert also sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten der Schweiz. In etwa 20 % der infizierten Zecken konnte eine Co-Infektion beobachtet werden. Es existiert also auch ein ernstzunehmendes Risiko, dass bei einem Zeckenstich mehrerer Erreger übertragen werden.

Tipps um sich vor Zecken zu schützen

Vor dem Spaziergang

  • Lange Hosen und geschlossene Schuhe tragen; die Socken über die Hosen stülpen.
  • Helle, möglichst gut deckende  Kleidung tragen, damit man die  darauf herumkrabbelnden Zecken besser sieht.
  • Kleider, Schuhe und Körperteile, die in Berührung mit Gras und Gebüsch kommen, mit einem Anti-Zeckenspray besprühen.
  • Benutzen Sie ein Anti-Zeckenprodukt für Ihren Hund und Ihre Katze.

Während dem Spaziergang

  • Auf möglichst breiten Wegen gehen und Berührungen mit Gras und Gebüsch vermeiden – dort lauern die Zecken auf ihre Wirte.
  • Von Zeit zu Zeit Kleidung und unbedeckten Körperteile kontrollieren, da sich die Zecken nicht sofort in der Haut feststechen.

Nach dem Spaziergang

  • Zu Hause den ganzen Körper absuchen, vor allem an den häufigsten Stichstellen. Die Köpfe der Kinder müssen besonders sorgfältig kontrolliert werden.

Die Körperkontrolle in den nächsten Tagen wiederholen.

Hier können Sie ganz einfach herausfinden, ob Sie sich in einem Risikogebiet befinden.

Sind Sie ein Zeckenexperte? Hier geht’s zum Quiz

Ein Quiz über Zecken.

Weitere Informationen:

Das Nationale Referenzzentrum für zeckenübertragene Krankheiten NRZK

In Zusammenarbeit mit zwei Partnerlaboratorien betreibt das Labor Spiez seit 2014 im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit das Nationale Referenzzentrum für zeckenübertragene Krankheiten (NRZK). Das NRZK ist zuständig für die Referenz- bzw. Bestätigungsdiagnostik der Lyme Borreliose (ADMED Microbiologie, La Chaux-de-Fonds), der Zeckenenzephalitis (Labor Spiez) und des Q-Fiebers (CHUV, Lausanne). Weitere Informationen sind online verfügbar unter www.labor-spiez.ch

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